DFB-Pokal: Kickers Offenbach - Hannover 96

Hallo liebe Fußballfans,

Am Montag, den 22. August, treffen die Offenbacher Kickers um 18:30 Uhr in Offenbach im Sparda-Bank-Hessen-Stadion, besser bekannt als Stadion am Bieberer Berg, in der ersten DFB-Pokalrunde auf Hannover 96.

Der Name des Gegners entspricht nicht dem David gegen Goliath-Spiel, welches es sehr häufig in der 1. Hauptrunde des deutschen Pokals zu "bestaunen" gibt.
Trotz aktueller Viertligazugehörigkeit, ist der Gastgeber aufgrund seiner Historie nicht zu vergleichen mit anderen Regionalligisten wie der FC Astoria Walldorf, Eintracht Norderstedt oder der SV Drochtersen/Assel, die dieses Jahr im Pokal um ein wenig Prestige kämpfen.
Der OFC war seit seiner Gründung im Jahre 1899 25 Teil der höchsten deutschen Spielklasse und 21 Jahr in der zweithöchsten deutschen Spielklasse vertreten und konnte besonders um die 1950er Jahre herum auf einige Erfolge in der damaligen Oberliga Süd verweisen.
Der wichtigste Erfolg der Vereinsgeschichte dürfte allerdings der Gewinn des DFB-Pokals 1970 sein (übrigens im Niedersachsenstadion zu Hannover). Das Besondere an diesem Erfolg war, dass die Kickers Offenbach zu diesem Zeitpunkt in der 2. Liga gespielt haben und somit war der OFC der erste Verein, dem das Kunststück gelang, als unterklassige Mannschaft den Pokal zu gewinnnen.
Anschließend gab es nur eine weitere Mannschaft, der es gelang, den DFB-Pokal als Zweitligist zu gewinnen, unser heiß geliebter Hannoverscher Sportverein von 1896!

Diese Historie macht das Duell der beiden Traditionsvereine natürlich zu einem gewissen Fußballmärchen. Es sind Partien wie diese, die einen mehr bewegen als Spiele gegen Hoffenheim oder Ingolstadt, weil sie was zu erzählen haben. Wo es nicht nur um die 90 oder 120 Minuten auf dem Platz geht und zu sehen, welche Taktiken die jeweiligen Trainer gewählt haben und wie die Spieler das umgesetzt haben.
Einige werden jetzt bestimmt genervt auf die letzten Sätze blicken und sich denken, dass die leidige Traditionsvereinsdebatte jetzt doch nicht schon wieder von einem "naiven Fußballromantiker" aufgerollt werden muss.
Das war allerdings gar nicht meine Absicht hinter Vergleichen mit sogenannten Kommerzvereinen. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass es für viele Liebhaber dieses Sports um mehr geht, als die technisch und taktisch perfekte Ausführung von Spielzügen und -systemen, die natürlich jeder Fußballfan gerne sieht und am liebsten natürlich von seiner eigenen Lieblingsmannschaft.
Nun zeichnen sich aber Traditionsvereine nicht nur durch Erfolge aus, die oftmals mehrere Jahrzehnte in der Vergangenheit liegen, sondern eben auch durch ein am sportlichen Erfolg gemessen überdurchschnittlich hohes Zuschaueraufkommen.
Der Charme, Teil einer größeren Geschichte zu sein, scheint vielen Menschen, die diesen Volkssport verfolgen, wichtiger zu sein, als der reine sportliche Erfolg und Duelle zweier Mannschaften, die eine einzigartige Geschichte im deutschen Fußball teilen sind dann doch wieder mal eine gute Gelegenheit sich darauf zu besinnen.



Spannen wir den Bogen mal wieder zurück auf die anstehende Begegnung und werfen einen Blick auf die aktuelle Situation der beiden Mannschaften und fangen wir beim Gastgeber an:
Der OFC, der seit dem Abstieg aus der zweiten Liga in der Saison 2007/08 in der Belanglosigkeit der sportlichen Relevanz zu verschwinden droht, machte in den letzten Jahren hauptsächlich durch finanzielle Probleme Schlagzeilen.
So kam es 2013 zu einer Insolvenz, die einen Lizenzentzug für die 3. Liga zur Folge hatte, wodurch der sportlich abgestiegene SV Darmstadt 98 der Klassenerhalt zugesprochen wurde und anfing, sein eigenes Fußballmärchen zu schreiben. Seit Mai diesen Jahres läuft ein weiteres vorläufiges Insolvenzverfahren gegen den OFC.

Zurück zum sportlichen:
Nachdem die Kickers Offenbach in der Saison 2014/2015 vier Spieltage vor Schluss bereits die Meisterschaft in der Regionalliga Südwest feiern konnten, in den nachfolgenden Relagationsspielen gegen den 1. FC Magdeburg jedoch den Aufstieg in die 3. Liga verpassten, beendete die Mannschaft vom Main die letztjährige Regionalligasaison auf Platz 4.

Zu den diesjährigen Saisonzielen konnte ich nicht keine Informationen finden. Primäres Ziel sollte wohl erstmal das Erreichen des 13. Platzes und dem damit verbundenen direkten Klassenerhalt sein, denn aufgrund des angesprochenen eingeleiteten Insolvenzverfahrens starteten die von Torwartlegende Oliver Reck trainierten Offenbacher mit einem Abzug von 9 Punkten in die Saison.

Der Saisonstart mit einem 2:2 Unentschieden im Auftaktspiel bei Wormatia Worms und einem 3:2 beim Heimauftakt gegen den FCA Walldorf klingt auf dem Papier zumindest schonmal vielversprechend.
Bekanntester Spieler der Jungs vom Bieberer Berg sollte der Stürmer Matthew Taylor sein, der vor ein paar Jahren besonders bei Preußen Münster seine Torgefährlichkeit unter Beweis gestellt hat und zu dieser Saison vom 1. FC Saarbrücken zu den Hessen gewechselt ist.



Die Situation der Roten aus der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover sollte hier weitestgehend bekannt sein und lässt sich daher etwas kürzer zusammenfassen:
Nach 2 Jahren mit Europa League-Teilnahmen in den Saisons 2011/12 und 2012/2013 ging es sportlich immer weiter bergab. Dieser Trend fand sein bitteres Ende in der debakulösen letzten Saison, in der Hannover sich mit nur 25 Punkten aus der 1. Liga als Tabellenletzter verabschiedete.

So ernüchternd das klingt, fühlte es sich zum Ende der letzten Saison gar nicht mehr an, denn 6 Spieltage vor Saisonende übernahm Daniel Stendel den Trainerposten von Thomas Schaaf und konnte mit ordentlichen Ergebnissen (2 Siege, 2 Unentschieden und 2 Niederlagen), aber vorallem mit viel Spielwitz und einer enthusiastischen Einstellung neuen Mut bei den 96-Fans entfachen, der vielen schon Vorfreude auf die 2. Liga machte.

Diese ist nach einer Vorbereitung mit vielen Toren, aber auch einigen Gegentoren in etwa so gestartet, wie man es sich vorstellen konnte. In den ersten beiden Ligaspielen gegen den 1. FC Kaiserslautern und der Spielvereinigung Greuter Fürth, die unsere Roten mit 4:0 und 3:1 jeweils für sich entscheiden konnten, gab es viele gute Offensivaktionen zu bestaunen, hinten war man allerdings im Gegenzug auch sehr anfällig und hat hauptsächlich aufgrund der fehlenden Kaltschnäuzigkeit der Gegenspieler und tollen Reflexen von Zieler-Nachfolger Philipp Tschauner nur ein Gegentor bekommen.

Die Mission Wiederaufstieg läuft mit voller Punkteausbeute also soweit nach Plan, Trainer Daniel Stendel betonte aber in den beiden Pressekonferenzen nach den Spielen, dass er noch Verbesserungsbedarf sieht, dennoch natürlich mit den Ergebnissen überaus glücklich ist.

Die Neuzugänge scheinen gut integriert zu werden, jedoch hat es aufgrund von Verletzungspech (Marvin Bakalorz, Niclas Füllkrug und Timo Hübers) und Trainingsrückständen (Martin Harnik) bisher lediglich Sebastian Maier, der offensive Mittelfeldspieler, der vom FC St. Pauli an die Leine gewechselt ist, in die Stammformation spielen können. Abwehrspieler Florian Hübner ist als aktueller Innenverteidiger Nr. 3 nah dran an der Mannschaft, der junge Stürmer Babacar Gueye, der besonders im Vorbereitungsspiel gegen NEC Nijmegen auf sich aufmerksam machen konnte, scheint derzeit noch weiter weg von der 1. Elf zu sein.

Welchen Wert die unterschiedlichen Voraussetzungen für das Spiel am Montagabend letztendlich haben werden ist wie so oft im Fußball und besonders im DFB-Pokal nicht absehbar. Natürlich geht Hannover 96 als Favorit in die Partie, aber die Offenbacher Kickers werden aber selbstverständlich alles versuchen, ihrer Underdogrolle zu trotzen und in die 2. Pokalrunde einzuziehen.
Auf ein gutes und faires Spiel mit dem hoffentlich besseren Ende für unsere Roten!

PS: Ich bin unheimlich stolz darauf, die Standardfloskel zum Pokal weggelassen zu haben. Wenn sie jemand dringlich vermisst, muss unser Pate sie nachträglich noch irgendwo reineditieren.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von Jernals am 16.08.2016 um 07:23 Uhr bearbeitet