26.04.2024 - 12:30 | Quelle: Transfermarkt | Lesedauer: unter 13 Min.
VfL Osnabrück
Erik Engelhardt
VfL-Profi im Interview 

Engelhardt über Osnabrücks Fünkchen Hoffnung, Koschinat und Zukunft: „Werden dafür kämpfen“

VfL Osnabrück: Engelhardt über Hoffnung im Abstiegskampf und Koschinat
©TM/IMAGO

Beim Zweitliga-Schlusslicht VfL Osnabrück ist Erik Engelhardt Top-Torjäger und Top-Scorer in der laufenden Saison. Im ausführlichen Transfermarkt-Interview spricht der 26-Jährige u. a. über die bittere Pleite gegen Braunschweig und das lila-weiße Fünkchen Hoffnung im Saisonfinale. Der in Nürnberg ausgebildete Angreifer erklärt, was in der Hinrunde falsch und seit dem Trainerwechsel anders lief, warum der VfL im Saisonverlauf oftmals zwei Gesichter zeigte – und wirft einen Blick in die persönliche Zukunft.


Leistungsdaten
Erik Engelhardt
E. Engelhardt Mittelstürmer
VfL Osnabrück
VfL Osnabrück
Saison 23/24
Alle Wettbewerbe
Spiele
32
Tore
10
Vorlagen
1


Transfermarkt: Herr Engelhardt, nehmen Sie uns mal mit: Wie ist die Stimmung aktuell beim VfL nach dem verlorenen Big-Point-Spiel gegen Braunschweig am vergangenen Wochenende?


Erik Engelhardt: Enttäuschung pur natürlich. Wir hatten uns für das Spiel viel vorgenommen und bekamen leider wieder ein schnelles Gegentor. Dann läuft man erstmal hinterher und Braunschweig hat seine Stärken im Konterspiel eiskalt ausgenutzt. Wir haben unsere Chancen hingegen liegen gelassen und dann kam alles zusammen. Nach der Partie waren wir alle ernüchtert.


Transfermarkt: Die Niederlage fiel auch noch mitten hinein in die Feierlichkeiten zum 125. Vereinsjubiläum …


Engelhardt: Die Fans hatten zu diesem Anlass am Samstag eine Mega-Choreo vorbereitet. Es herrschte schon eine kleine Euphorie im Vorfeld, das merkte man die Tage zuvor auch bei der öffentlichen Autogrammstunde. Am Ende ist es einfach nur bitter, dass diese Stimmung durch unser Ergebnis getrübt wurde.


Ein Teil der VfL-Choreo zum 125. Jubiläum am vergangenen Wochenende.
Ein Teil der VfL-Choreo zum 125. Jubiläum am vergangenen Wochenende.


Transfermarkt: Haben die Feierlichkeiten zum Jubiläum Druck und Erwartungshaltung für das Team im Vorfeld der Partie gegen den BTSV nochmals erhöht?


Engelhardt: Die Wochen und Monate zuvor standen wir ja auch stets unter Druck, weil wir tabellarisch immer hinterherlaufen mussten. Trotzdem haben wir gute Leistungen gezeigt, wie in Hamburg, gegen Hannover oder auch gegen Fürth. Deswegen würde ich nicht sagen, dass uns das im negativen Sinne beeinflusst hat – aber wie es individuell in manchen Köpfen aussah, weiß man natürlich nie. Im Nachhinein waren wir in diesem Spiel einfach nicht gierig genug – das hat Braunschweig uns aufgezeigt, die wollten unbedingt gewinnen. Vielleicht haben uns im Vergleich die letzten zwei bis drei Prozent gefehlt, um dagegenhalten zu können und sich einfach mal nicht den Schneid abkaufen zu lassen. In meinen Augen war das am Ende das Entscheidende. Es war ein sehr bitterer Rückschlag für uns, weil der Gegner ein direkter Konkurrent war und wir nochmal bis auf vier Punkte an den Relegationsplatz hätten herankommen können – es war ein Sechs-Punkte-Spiel für uns.


Transfermarkt: Die Niederlage von Hansa Rostock ließ ein Fünkchen Hoffnung lodern. Wie realistisch schätzen Sie die Chance ein, dass in Sachen Klassenerhalt für den VfL noch etwas geht?


Engelhardt: Ich sage es mal so: Solange theoretisch und rechnerisch noch die Möglichkeit besteht, werden wir dafür kämpfen, die Saison mit so vielen Siegen wie möglich abzuschließen – und dann muss man sehen, ob es reicht.



Transfermarkt: Magdeburg, St. Pauli, Schalke, Hertha – im Keller hat der VfL eines der schwierigeren Restprogramme.


Engelhardt: Wir haben schon in der Hinrunde gezeigt, dass wir auch gegen Teams wie St. Pauli und Hertha mithalten können. Und gegen Schalke haben wir auch noch etwas gutzumachen, weil wir im Hinspiel 0:4 verloren haben. Deswegen ist die Motivation nach wie vor da. Wir wissen, wie schwer die Gegner in dieser Liga sind, aber wir müssen einfach dagegenhalten und unsere Stärken ausspielen. Dass es ein echt schwieriges Unterfangen wird, ist klar – aber am Ende des Tages sind wir alle Profi-Sportler und müssen versuchen, uns aus dieser Situation heraus zu kämpfen.


Transfermarkt: Stichwort Motivation: Vom 3. Spieltag an rangierte der VfL dauerhaft auf einem Abstiegs- beziehungsweise Relegationsplatz – wie schwer fällt es da, im Saisonverlauf den Glauben an die eigene Qualität nicht zu verlieren?


Engelhardt: Natürlich ist es schwierig. Wenn ich es mit letztem Jahr vergleiche, als wir eine positive Serie hatten – da sind Glaube und Selbstbewusstsein dann automatisch da und es läuft auch auf dem Platz Vieles besser. Uns fehlte ja auch in der Hinrunde oft das Glück, das man im Keller auch mal braucht. Aber ich denke, wir haben in der Rückrunde schon gezeigt, dass wir mithalten können und dass wir uns auch zu keinem Zeitpunkt aufgegeben haben.


Marktwert
Erik Engelhardt
E. Engelhardt Mittelstürmer
1,00 Mio. €


Transfermarkt: Nur zwei Mal wiesen Teams in der 2. Bundesliga nach 17 Spieltagen weniger Punkte auf als der VfL in dieser Saison


Engelhardt: Ja, es waren neun Punkte nach der Hinrunde und natürlich wiegen Ergebnisse wie das 0:7 in Hannover oder zuletzt auch das 0:4 in Kiel erst mal schwer. Trotzdem kann ich nur wiederholen: Der Glaube, dass wir es schaffen können, war nie weg – gerade als Leistungssportler will man es sich ja auch immer ein Stück weit selbst beweisen. Und auch den Fans etwas zurückgeben, die uns in den schwierigsten Situationen immer super unterstützt haben und auch immer ein feines Gespür hatten im Laufe der Saison. Das ist ihnen hoch anzurechnen und wäre glaube ich bei anderen Vereinen anders gelaufen. Ich persönlich dachte in der Hinrunde mit Blick auf unseren Last-Minute-Aufstieg im Sommer öfter, dass unser Spielglück zu dieser Zeit vielleicht ein Stück weit aufgebraucht war.


Erik Engelhardt am vergangenen Wochenende im Trikot des VfL Osnabrück.
Erik Engelhardt am vergangenen Wochenende im Trikot des VfL Osnabrück.


Transfermarkt: In der Jahrestabelle steht Osnabrück mit vier Siegen, drei Remis und fünf Niederlagen auf Rang elf – der VfL erwies sich 2024 als unberechenbar, schlug beispielsweise den HSV und 96, kassierte gegen Holstein und Fortuna deutliche Niederlagen. Woran machen Sie diese Aufs und Abs fest?


Engelhardt: Ja, die Leistungen schwankten oft und das ist schwer zu erklären. Vielleicht fehlte es uns ein bisschen an Erfahrung und Abgezocktheit. Natürlich haben wir routinierte Spieler im Kader, aber vielleicht weniger im Vergleich zu anderen Klubs. Bei den Mitaufsteigern Elversberg und Wiesbaden sind die Schlüsselspieler gehalten worden, wir haben wichtige Akteure aus der Aufstiegsmannschaft, wie Simakala, Köhler oder Traoré, abgeben müssen. Das war nicht einfach zu kompensieren, weil wir in meinen Augen als Mannschaft letztes Jahr richtig zusammengeschweißt waren. Aber so ist es im Fußball, es geht für jeden Spieler und jeden Verein immer irgendwie weiter. Bei uns war der Umbruch ein bisschen größer, was sicher ein Nachteil gewesen sein kann – aber letztlich ist es müßig, darüber jetzt zu spekulieren. Wir haben uns immer voll reingehauen, man kann niemandem einen Vorwurf machen.



Transfermarkt: Wo sehen Sie die Stärken der Mannschaft, die im Saisonendspurt noch mal Hoffnung geben könnten?


Engelhardt: Für mich ist es jetzt in erster Linie eine Frage der Mentalität und dass man sich im Klaren darüber ist: ‚Ganz egal, was passiert, wir sind eh schon hinten dran und können nur noch aufholen.‘ Und mit jedem Sieg kommt vielleicht wieder die Hoffnung, auch bei den Fans. Natürlich ist es schwer, aber wir sollten jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern uns darauf besinnen, was uns auch in den guten Spielen stark gemacht hat – dazu zählen sicher ein erfolgreiches Konterspiel und Zweikampfstärke, gerade in der Defensive. Das müssen wir uns tagein, tagaus ins Gedächtnis rufen und uns nicht mit negativen Gedanken beschäftigen.


Uzun allein an der Spitze: Wertvollste Spieler der 2. Bundesliga

11 Marcel Hartel | St. Pauli | Marktwert: 4 Mio. €
© IMAGO

+1 Mio. € im März-Update 2024

1/13

11 Jonas Urbig | Fürth | Marktwert: 4 Mio. €
© IMAGO

+1 Mio. € im März-Update 2024

2/13

11 Igor Matanovic | KSC | Marktwert: 4 Mio. €
© IMAGO

+3 Mio. € im März-Update 2024

3/13

5 Ludovit Reis | HSV | Marktwert: 5 Mio. €
© IMAGO

-1 Mio. € im März-Update 2024

4/13

5 László Bénes | HSV | Marktwert: 5 Mio. €
© IMAGO

+1 Mio. € im März-Update 2024

5/13

5 Fabian Reese | Hertha | Marktwert: 5 Mio. €
© IMAGO

+1 Mio. € im März-Update 2024

6/13

5 Paul Wanner | Elversberg | Marktwert: 5 Mio. €
© IMAGO

+1,5 Mio. € im März-Update 2024

7/13

5 Nicolò Tresoldi | Hannover | Marktwert: 5 Mio. €
© IMAGO

+2 Mio. € im März-Update 2024

8/13

5 Pascal Klemens | Hertha | Marktwert: 5 Mio. €
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+2,5 Mio. € im März-Update 2024

9/13

4 Tom Rothe | Kiel | Marktwert: 6 Mio. €
© IMAGO

10/13

3 Christos Tzolis | Düsseldorf | Marktwert: 7 Mio. €
© IMAGO

+2 Mio. € im März-Update 2024

11/13

2 Assan Ouedraogo | Schalke | Marktwert: 8 Mio. €
© IMAGO

12/13

1 Can Uzun | Nürnberg | Marktwert: 12 Mio. €
© imago images

+4 Mio. € im März-Update 2024

13/13


Erik Engelhardt: Unter Koschinat „sicherlich stabiler geworden“


Transfermarkt: Neben dem Trainerwechsel gab es beim VfL auch auf Führungsebene im Saisonverlauf die ein oder andere Veränderung: Sportdirektor Amir Shapourzadeh kündigte im Februar seinen Abschied im Sommer an, mit Philipp Kaufmann wurde ein neuer Geschäftsführer Sport installiert – inwiefern haben diese Nebengeräusche abseits des Platzes auch die Mannschaft beeinflusst?


Engelhardt: Auf jeden Fall nimmst du es als Spieler natürlich wahr. Auch der Trainerwechsel, der in meinen Augen zu diesem Zeitpunkt rückblickend eine gute Entscheidung war. Vielleicht war es am Ende ein bisschen zu spät, aber im Nachhinein ist man immer schlauer. Mit Uwe Koschinat lief es dann ganz gut, aber man kann niemandem einen Vorwurf machen. Für Tobias Schweinsteiger war es nach dem Aufstieg auch eine neue Situation in der 2. Liga und es war sicherlich nicht einfach, mit einem der niedrigsten Etats in die Saison zu gehen. Trotzdem war das alles kein Störfeuer für uns und darf auch keine Entschuldigung für unsere Leistungen sein.


Transfermarkt: Unter Koschinat wurde es in Sachen Ergebnisse stabiler – wie würden Sie ihn als Coach charakterisieren, wo liegen seine Schwerpunkte?


Engelhardt: Uwe Koschinat ist sicherlich ein erfahrener Trainer ‚alter Schule‘, hat aber auch viele neue Aspekte reingebracht, so dass wir in erster Linie kompakter stehen, mehr auf die zweiten Bälle gehen oder den Gegner früher anlaufen.


Mitarbeiter
Uwe Koschinat
U. Koschinat Alter: 52
VfL Osnabrück
VfL Osnabrück
Alle Saisons -
Alle Wettbewerbe
Spiele
17
Gewonnen
4
Unentschieden
6
Verloren
7


Transfermarkt: Inwiefern legte Schweinsteiger andere Prioritäten?


Engelhardt: Sein Fokus lag vielleicht mehr auf den Aktionen mit dem Ball. Die Ausrichtung war – im positiven Sinne – ein bisschen wilder und das hat ja auch in der 3. Liga super geklappt. Vielleicht hätte man in der 2. Liga von Beginn an ein bisschen die Sichtweise ändern und erstmal kompakter stehen müssen, wie es jetzt unter Uwe Koschinat der Fall ist. Beide Trainer haben ihre positiven Seiten, aber man merkt schon, dass da ein Unterschied ist. Vor allem in der Verteidigung. Daran führte ja auch mit Blick auf die Punktzahl und die Anzahl unserer Gegentore kein Weg vorbei. Wir sind sicherlich stabiler geworden, auch wenn das mit sich bringt, dass das Spiel manchmal nicht unbedingt schöner anzusehen ist. Ich denke, insgesamt hat uns die Hinrunde einfach viel gekostet.


Erik Engelhardt und Uwe Koschinat vom VfL Osnabrück.


Transfermarkt: Blicken wir auf Ihre eigene Entwicklung: Sie wurden beim Club ausgebildet, gingen 2019 von der zweiten Mannschaft zu Hansa Rostock – warum damals dieser Schritt?


Engelhardt: Man hat mir damals gesagt, dass man in Nürnberg nicht mehr mit mir plant. Also musste ich mir einen neuen Verein suchen. Das Interesse von Hansa kam relativ schnell und ich habe damals gar nicht so viel nachgedacht. Ich wollte einfach etwas Neues machen. Am Anfang lief es bei Hansa echt gut für mich in der Vorbereitung, dann habe ich mir eine Woche vor Saison das Kreuzband gerissen. Das hat mich dann ein bisschen ‚gekillt‘ und ich kam nicht mehr richtig rein. Dann kam Corona dazu und bei der Mannschaft lief es auch ohne mich gut. Letztlich lief es auch aufgrund von Verletzungen nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Trotzdem hat es mich natürlich gefreut, als wir aufgestiegen sind, weil man ja irgendwie auch ein Teil davon war. Auch menschlich war es in Rostock eine super Zeit. Ich habe dort auch meine Frau kennengelernt, deswegen war es alles in allem trotzdem ein voller Erfolg für mich. (lacht)


Leistungsdaten
Erik Engelhardt
E. Engelhardt Mittelstürmer
1.FC Nürnberg II
1.FC Nürnberg II
Gesamte Leistungsdaten
Alle Wettbewerbe
Spiele
66
Tore
16
Vorlagen
14


Transfermarkt: Wie ist heute die Beziehung zu ihrem Ausbildungsverein FCN, bei dem Sie acht Jahre lang spielten?


Engelhardt: Ich war ja schon von klein auf Nürnberg-Fan. Ich verfolge den Club und habe auch noch den einen oder anderen Kontakt dorthin – sei es zu Fans, die in der zweiten Mannschaft immer zugeguckt haben oder auch zu Mitarbeitern der Geschäftsstelle oder Spielern und Jugendtrainern. Natürlich sympathisiert man nach wie vor mit dem Verein, in dem man seine Jugend verbracht hat. Auch, wenn es am Ende blöd lief und ich mich damals ungerecht behandelt fühlte. Aber ich habe dort die ersten Schritte zum Profi-Dasein gemacht, von daher bin ich nach wie vor dankbar für die Zeit.


Erik Engelhardt: Wollitz und Cottbus „bis heute dankbar“


TransfermarktCottbus war für Sie dann nach der schwierigeren Hansa-Zeit das Rehabilitationsjahr, sie überzeugten mit 33 Scorern in 34 Ligapartien.


Engelhardt: Dabei wäre ich fast zu einem anderen Verein gewechselt. (lacht) Meine Frau sagte: ‚Geh doch noch mal nach Cottbus und schau es dir an.‘ Ich habe es dann gemacht, weil dort auch ein paar alte Mannschaftskollegen spielten. Und als ich bei dem Termin war, saß Péle Wollitz vor mir und zeigte mir Perspektiven auf, die ich bis dato noch nicht kannte. Das hat mich dann auch überzeugt und ich bin den Schritt gegangen. Der Trainer hat rückblickend eine sehr große Rolle dabei gespielt, dass ich bei Energie mein Potenzial entfalten konnte und wieder den Spaß und das Selbstbewusstsein nach der Verletzungszeit gefunden habe. Cottbus war bislang die prägendste Zeit für mich. Mich wieder von der Regionalliga hochzukämpfen war für meine Entwicklung sehr wichtig. Ich bin dem Trainer und dem Verein bis heute dankbar, dass sie mir das Vertrauen schenkten und ich glaube, dass ich das auch ein Stück weit zurückzahlen konnte.


Leistungsdaten
Erik Engelhardt
E. Engelhardt Mittelstürmer
FC Energie Cottbus
FC Energie Cottbus
Gesamte Leistungsdaten
Alle Wettbewerbe
Spiele
39
Tore
21
Vorlagen
19


Transfermarkt: Sie kamen 2022 mit Top-Statistiken aus der Regionalliga zum VfL, zählten mit 19 Scorern schon im Aufstiegsjahr zu den Erfolgsgaranten im Team – Sie sind aktuell Top-Scorer, ihr Marktwert hat sich während der Zeit in Osnabrück vervierfacht. Wie bilanzieren Sie ihre persönliche sportliche Entwicklung in Osnabrück?


Engelhardt: Anfangs war es ein bisschen schwer für mich, weil ich einem Umfeld den Rücken kehrte, in dem ich mich recht wohl fühlte. Aber ich entschied mich für die sportliche Perspektive und habe dann auch durchgezogen. Ich machte nach ein paar Monaten meine ersten Treffer und dann lief es halt, wie man so schön sagt. Und jetzt so schnell in der 2. Liga spielen zu dürfen, damit hätte ich vor zwei Jahren nicht gerechnet. Ich schätze das noch mal mehr, weil ich weiß, woher ich komme. Und man genießt es natürlich auch in der Hinsicht, dass man gegen Vereine wie den HSV im Volkspark spielen darf, das ist schon ein Privileg.


Erik Engelhardt jubelt nach seinem Treffer gegen Fürth.


Transfermarkt: Sie sind im Sturm gesetzt, standen bis auf eine Partie immer in der Startelf, können neben dem Zentrum auch auf den rechten Flügel ausweichen – wo sehen Sie persönlich Ihre Stärken, wo ist noch Luft nach oben beziehungsweise wo wollen Sie sich in Zukunft noch verbessern?


Engelhardt: Ich denke, zu meinen Stärken zählen die Behauptung des Balles und eine gute Zweikampfquote. Ich gebe immer alles, versuche auch die Wege zu gehen, die andere vielleicht nicht machen. Und mein linker Fuß spielt mir sicher auch in die Karten. (lacht) Ich bin mental stärker geworden und glaube, dass ich in den letzten Jahren ein Stück weit auch den Riecher entwickeln konnte, dort zu stehen, wo ein Stürmer stehen muss. So konnte ich auch den ein oder anderen entscheidenden Treffer beisteuern. Am Kopfballspiel kann ich sicherlich noch arbeiten, ebenso am rechten Fuß. Es gibt immer Dinge, an denen man individuell arbeiten und die man durch konsequentes Training verbessern kann.


Transfermarkt: Haben Sie eigentlich sportliche Vorbilder?


Engelhardt: Früher war das sicher Marek Mintal zu Nürnberger Zeiten. Der war so ein bisschen mein Idol, in der U19 durfte ich später ja auch unter ihm spielen. Auch, wenn er nicht ganz mein Spielertyp war, aber ‚das Phantom‘ hatte einen richtig guten Schuss und war für mich auch menschlich immer ein Vorbild. Mittlerweile schaut man sich von vielen Spielern etwas ab.


Leistungsdaten
Marek Mintál
M. Mintál Offensives Mittelfeld
1.FC Nürnberg
1.FC Nürnberg
Gesamte Leistungsdaten
Alle Wettbewerbe
Spiele
208
Tore
75
Vorlagen
24


Transfermarkt: Wie steht es um Ihre Vertragssituation ab Sommer 2024?


Engelhardt: Ich habe auch über die Saison hinaus Vertrag beim VfL Osnabrück.


Transfermarkt: Würden Sie mit dem VfL noch mal in die 3. Liga gehen?


Engelhardt: Erst mal lebe ich gerade im Hier und Jetzt. Aber klar, natürlich macht man sich zwischendurch auch seine Gedanken. Und wenn man merkt, dass man in der 2. Liga mithalten kann, dann möchte man das auch nicht missen – man wird ja auch nicht mehr jünger. (lacht) Ich denke, jeder Profi hat Ziele und auch den Anspruch, immer so gut und hochklassig wie möglich zu spielen. Die nächsten Spiele stehen für mich aber erst mal im Vordergrund und dann wird man sehen, was im Sommer passiert.



Transfermarkt: Sie sind vergangene Woche 26 Jahre alt geworden – gibt es einen Karriereplan?


Engelhardt: Sowas hatte ich vielleicht früher mal ansatzweise, aber die Erfahrung hat schnell gezeigt, dass Umstände wie Verletzungen einem jederzeit einen Strich durch die Rechnung machen können. Deswegen fokussiere ich mich mittlerweile auf die Gegenwart und denke nicht zu weit in die Zukunft. Ich versuche einfach, immer meine beste Leistung zu bringen und weiter an mir zu arbeiten. Ich bin stolz darauf, was ich in den vergangenen Jahren nach den Verletzungen geschafft habe, beispielsweise zu sehen, dass sich die Arbeit auszahlt und ich in der 2. Bundesliga mithalten kann. Jeder Weg ist individuell und man sollte sich nicht zu sehr mit anderen vergleichen. Das ist für eine gesunde Entwicklung, glaube ich, das Wichtigste. So schnell, wie es hochgeht, kann es auch wieder runtergehen, deswegen sollte man das Hier und Jetzt einfach genießen. Ich habe keinen durchstrukturierten Plan, aber natürlich auch meine Ziele. Und um diese zu erreichen, muss man tagtäglich durchziehen und an sich arbeiten.


Transfermarkt: Herr Engelhardt, vielen Dank für das Gespräch!


Interview: Thomas Deterding

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