27. Spieltag: Hertha BSC - 1.FC Nürnberg

Warum macht man es den Nürnbergern dann so "einfach" und überlässt ihnen den Ball? Wir hätten dahingehend mit Ball doch mutiger agieren müssen und Nürnberg in 1 vs 1 Duelle zwingen müssen, damit ihre harte Gangart durch gelbe Karten und Fouls "bestraft" wird. Oder sehe ich das falsch? Ich hatte uns von Minute 1 an als extrem passiv empfunden, die lieber abwarten und Nürnberg erst in der eigenen Hälfte wirklich angreifen wollen. Die Offensivreihe hat es teilweise schon am gegnerischen Strafraum versucht, das Pressing wurde aber in aller Regelmäßig überspielt, weil sich das Nürnberger Mittelfeld gut bewegt und positioniert hat.

Ich möchte die Korrektur von Pal gar nicht kleinreden und ich halte auch absolut nichts davon, wenn man nach 20 Minuten seinen eigenen Matchplan über den Haufen wirft. Ich glaube das würden viele User aus diesem Forum auch nicht wöchentlich tun, wenn sie nach 10 Minuten sehen, dass es aktuelle Probleme gibt. Was mir fehlt ist ein Plan B, den das Team "von jetzt auf gleich" umsetzen kann. Gegen Schalke war mein subjektiver Eindruck, dass unser Spielaufbau häufiger über den langen Ball lief. Gestern haben wir jeden Abstoß kurz gespielt und Nürnberg hat an unserem Strafraum gewartet. Warum kommt da kein Kommando, dass wir das ändern müssen. Ein Ballverlust 1,2 Meter in der Nürnberger Hälfte ist risikoärmer, als ein Ballverlust am eigenen Strafraum.

Die Spieler hatten gestern bestimmt teilweise auch eine schlechte Tagesform, was uns natürlich schadet. Auf der anderen Seite hat Pal gestern davon gesprochen, dass man die Nationalspieler spielfit bekommen musste. Bei Nürnberg hat ein Uzun gestern fast durchgespielt und der war bei der türkischen Nationalmannschaft. Jens Castrop als Anker im Mittelfeld hat bei der U21 mitgespielt bzw. war mit diesen unterwegs. Ich glaube bei uns war die Gemengelage ähnlich, wenn man die Startelf betrachtet. Ich empfand diese Aussage als sehr dünne Ausrede von Pal, was mich dann am Ende stört. Ich kann doch klipp und klar sagen, was nicht funktioniert hat und das sowohl die einzelnen Spieler "Schuld" waren, aber auch das Trainerteam Aktien daran hat.

Schlussendlich möchte ich zum gestrigen Gegner noch festhalten, dass ich bei einer solchen Spielweise ein "Übergangsjahr" deutlich besser verkraften kann, als bei unserer aktuellen Spielweise. Ich beobachte Nürnberg sicherlich nicht jedes Wochenende. In den Spielen gegen uns haben sie aber immer sehr mutig agiert und ich glaube auch, dass man Abgänge von Castrop und Uzun z.B. auffangen kann, weil das Kollektiv grundsätzlich sehr gut zusammenarbeitet. Christian Fiel empfand ich zwar während des Spiels als relativ unsympathischen Schreihals, aber im Interview nach dem Spiel hat er sich reflektiert gezeigt und sich auch für den Ausraster nach dem "Schiedsrichter Foul" zwischen Castrop und dem Schiri entschuldigt. Finde ich sehr cool, dass sich Konstanz auf der Trainerposition scheinbar auch auszuzahlen scheint, wenn auch der ganz große Erfolg auf sich warten lässt.

Wir spielen die gesamte Saison über bereits Mittelfeldpressing als Basis und gehen nur situativ in andere Pressinghöhen über. In der zweiten Halbzeit haben wir nach Umstellung genau das von dir geforderte 1 vs. 1 über den kompletten Platz gespielt und schon waren wir zwar offensiv zwingender, hatten aber defensiv auch riesige Lücken und mussten uns einige gelbe Karten abholen um Torchancen zu verhindern. Hätten wir das bereits in der ersten Hälfte getan, wären wir sicher nicht mit 11 Spielern vom Platz gegangen.

Abgesehen davon kannst du nur in diese 1 gg. 1 Duelle gehen, wenn du davon ausgehst, dass du dort Vorteile hast. Sonst verlierst du sie regelmäßig und verteidigst plötzlich in unterzahl (was in Halbzeit 2 häufig der Fall war).

Im Endeffekt ist es halt nie schwarz und weiß, sondern es gibt viele verschiedene Faktoren, die Entscheidungen beeinflussen. Es ist dementsprechend immer einfach, als Person die keine Verantwortung trägt, Kritik zu üben. Dardai hat sich gestern zur Halbzeit entschieden, volles Risiko zu gehen, auch mit dem Wissen, dass es zu einer deutlichen Niederlage führen kann. Er ist diesmal dafür belohnt worden, auch wenn ein Unentschieden vor dem Spiel sicherlich nicht das Ziel war.

Warum wir weiterhin versucht haben hinten raus Fußball zu spielen, statt nur lange Bälle zu schlagen? Ich denke die Jungs brauchten auch etwas Zeit am Ball um an Sicherheit zu gewinnen. Wenn du die Dinger immer lang schlägst und sie postwendend zurückkommen, macht das auch mental etwas mit dir. Zumal Tabakovic auch große Probleme hatte, die Bälle festzumachen.

Am Ende waren die Tore der Nürnberger aber auch eher slapstick. Ein abgefälschter Fernschuss, eine Vorlage von unserem Innenverteidiger und eine Einzelaktion von Uzun. Natürlich hatten sie auch sonst genug Möglichkeiten Tore zu erzielen, aber am Ende standen halte 2,2 zu 1,5 expected goals für Hertha. Eine Niederlage wäre meiner Meinung nach auch nicht verdient gewesen (auch wenn ein Sieg schmeichelhaft gewesen wäre).

Hallo,

du schreibst ja, dass der Fehler ganz klar beim Trainer und der Mannschaft liegt. Bei wem soll er denn auch sonst liegen? Fehlerfreie Spiele gibt es schlichtweg nicht.
Dann kritisierst du die Aufstellung und begründest gleichzeitig warum Dardai so aufgestellt haben wird (betrifft Dudziak und Klemens).

Das mit der Zweikampfschwäche ist mit gestern auch aufgefallen. Ich fand aber nicht, dass unsere Aufstellung das nicht hergegeben hätte. Nürnberg hat gestern aber in den Zweikämpfen auch viel Glück gehabt, diese zu gewinnen. Technisch war da eigentlich alles soweit richtig geführt. Es war minimal wenn man sich einzelne Szenen mal genauer anguckt.

Hier im Forum wurde ja auch die einwechslung von Palko Dardai stark kritisiert. So schlecht fand ich diese jedoch nicht. Derry Scherhant ist für mich jedoch nicht immer unbedingt die bessere Alternative. Er hat aktuell einfach Probleme mit der Etnscheidungsfindung. Darüber hinaus ist er einfach mehr Wundertüte als Palko Dardai. Dieser mag häufiger auf schlechterem Niveau performen als Derry, jedoch weiß man hier eher was man bekommt. Derry kann deutlich besser, kann aber auch deutlich schlechter. Und gestern war in meinen Augen ein Spiel, in dem man kein Risiko so wirklich eingehen konnte und daher Variante sicher genommen hat.

Ich fand die Aufstellung zu beginn eigentlich ganz gelungen, die Wechsel waren auch nachvollziehbar.

Das mit den gelben Karten kann man natürlich so anführen. Wir haben in Halbzeit zwei drei gelbe Karten geschluckt. Ich finde aber dass man allgemein durch das 1vs1 den Rhythmus und die Ballsicherheit der Nürnberger besser gebrochen hat, als noch in der ersten Halbzeit.

Und es gab riesige Lücken, ja. Aber das meine ich auch ein Stück weit damit. Wir sehen dass Plan A nicht funktioniert und wir den Gegner damit nicht beeindrucken können. Stellen wir dann um, wirkt es manchmal noch vogelwilder, wobei uns Chaos eher entgegen kommt. Siehe unsere Drangphase und die Treffer zum 2:3 und 3:3. Wenn man sich diesen Plan B auch schon vorher zurechtlegt und offensiv und defensiv so stabil wie möglich zu bleiben, ist doch viel gewonnen. Ich glaube diese Anpassungen sind auf jeden Fall auch möglich.

Das Thema mit dem Spielaufbau kann ich nicht teilen. Ballbesitz ist wichtig und gibt uns Ruhe. Aber: es sah immer so aus dass wir, wenn Dardai oder Gechter nicht eine Linie überspielt haben, immer den AV komplett isoliert angespielt haben und der Ball im Seitenaus oder bei Nürnberg gelandet ist. Das waren wenige Aktionen in denen Mal Winkler oder Reese an den Ball gekommen sind. Da bringt mir alle Ruhe nichts, wenn ich weiß dass der Ball im Spielaufbau in der eigenen Hälfte oder an der Mittellinie definitiv verloren geht und ich wieder verteidigen "muss". Fluppe ist nicht der einzige Spieler der weite Bälle verarbeiten muss, dazu zählen dann auch ein Reese oder Winkler. Und vor allem Winkler hat den einen oder anderen Ball sehr gut aus der Luft geholt und nach vorne getrieben.

Wir müssen nicht darüber reden wie die Nürnberger Tore gefallen sind. Aber sie kamen nicht aus dem Nichts, sondern entsprangen immer einer Drangphase des Clubs.

Ich bin auch definitiv niemand der nach fünf Minuten fordert dass wir fünf Mal wechseln und das System umstellen. Aber es wirkt auf mich oftmals so dass Dardai eher "schwarz weiß" coacht. Klappt Plan A nicht, dann können wir nicht kurzfristig anpassen um dem Gegner neue Probleme zu bereiten. Wir stellen radikal um und es klappt dann besser aber es wirkt nicht ausgereift. Gestern hat Dardai mit der Umstellung den Gegner für 20 Minuten mehr als beschäftigen können und der Erfolg spricht da für sich. Oft genug hat der Gegner sich nach einer guten Halbzeit von uns aber auch angepasst und uns "ausgespielt" und wir wussten keine Antwort.

Ich komme sehr klar damit dass junge Spieler wie Winkler Maza Scherhant oder Klemens schwache Spiele einstreuen. Aber unsere Probleme wirken auf mich nicht immer "Spieler gemacht". Und dieses Muster stört mich bisweilen wobei ich auch nicht direkt die Lösung (passender Trainer) wüsste. Mit dem aktuellen Personal sehe ich uns aber eher in Richtung Entwicklung 1860 München. Sprich die Talente trumpfen zwar auf, aber der Aufstieg wird stets verfehlt. Die Bundesliga bedient sich bei uns und der Quell an Talenten versiegt irgendwann sodass es schwer wird die Qualität zu halten und sich Richtung Bundesliga zu schieben. Wenn wir keine Probleme im Bereich Finanzen hätten, könnte man sich bestimmt 2,3 Jahre Liga 2 als Aufbau gönnen. Aber mit dem finanziellen Druck, den wir haben, glaube ich nicht dass wir analog zu einem SC Paderborn oder Greuther Fürth Jahr für Jahr Spieler ausbilden können und der Aufstieg kommt dann per Zufall bzw ist nie zwingend notwendig.

Dieses Spiel war wieder typisch für uns. Man pennt und wacht erst nach einem Rüstand auf. Wieso oft in dieser Saison.

Fakt ist doch einfach, dass man meist 1 Halbzeit völlig pennt. Die Abstände werden vernachlässigt, man ist gerade gegen den Ball viel zu passiv und lässt dem Gegner den Raum und den Ball.
Im Spiel nach vorne gibt es einfach viel zu viele Fehlpässe und in der gefährlichen Zone spielt man zu kompliziert, ohne Ideen und man steht sich zu oft gegenseitig auf den Füßen. Am Ende kommen dabei einfach viel zu wenig Abschlüsse heraus oder man schließt überhasstet ab, obwohl es deutlich bessere Alternativen gibt.

Wenn man einfach und unkompliziert spielt fallen meist die Tore, warum nicht immer so?

Wir haben noch viel zutun und man kann nur hoffen, daß man im Sommer die Eckpfeiler dieser Truppe nicht verliert und wir die Abgänge mit noch mehr Qualität ersetzen können.

Fakt ist vor allem, dass wir in der 1. Halbzeit auf Platz 2 stehen, ansonsten gebe ich dir teilweise Recht