"Rechtsextremismus" im deutschen Fußball

Personalisierungen helfen höchstens Straftäter/Nazis den Zugang zu Karten zu erschweren. Bzw. wenn man das polnische Model nutzt, dass jeder nur mit seiner Karte ins Stadion kann ihnen fen Zutritt komplett zu verwähren.
Im Stadion helfen Personalisierungen aber nur wenig weiter.

Währenddessen in Sachsen ...

Man fühlt sich provoziert. Und zwar von "Nazis raus aus den Stadien"-Shirts. Die Spieler von Roter Stern Leipzig durften das beim Aufwärmen also schon mal nicht tragen,
Neonazis (deren einschlägige Textilien beim Einlass offenbar keinerlei Provokation dargestellt haben) hatten dann versucht, bei der Partie TSV Schildau gegen RS Leipzig das Spielfeld zu stürmen und haben Leipzig-Fans nach dem Spiel attackiert.

Schildau fand die Shirts ja auch doof, hat sich aber immerhin von den Angriffen direkt distanziert, auch wenn man sich natürlich fragen kann, wieso so eindeutig rechtsradikale Menschen überhaupt auf die Tribüne gelangen können. Zu einem echten Statement gegen die Nazis unter den eigenen Fans konnte man sich nicht durchringen.

Provoziert wurde tatsächlich auch im Vorfeld, RSL hatte das Match auch auf Basis der gemachten Erfahrungen als "Spiel im braunen Hinterland" deklariert. Was dann wohl zu einer Art selbsterfüllende Prophezeiung geworden ist.

Der besorgte Bürger und Schiedsrichter Stefan Gärtner fürchtet währenddessen um den "fairen menschlichen Umgang", wenn sich Menschen gegen Nazis im Stadion positionieren. Voller Sorge hat er dann ganz vergessen, den versuchten Platzsturm oder die rechtsradikalen Parolen zu erwähnen.

Die Polizei immerhin ermittelt gegen verdächtige Neonazis wegen Verstoß gegen das Vermummungsverbot, Sachbeschädigung, gefährlicher Körperverletzung, sowie Beleidigung.

Und der Verband? Die Pressestelle bleibt eher so ruhig.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von Maldoror am 21.10.2017 um 12:52 Uhr bearbeitet

Und, oh Wunder, es handelt sich mal wieder um Sachsen. Langsam muss man sich wirklich fragen, ob dieses Bundesland überhaupt noch zum demokratischen Deutschland gehört. Und das ist leider nicht mal übertrieben.
Der geschilderte Vorgang ist jedenfalls ein Skandal. Auf den von der Polizei (!) verhinderten T-Shirts stand nichts anderes als ein gesellschaftlicher Grundkonsens. Wer sich dadurch provoziert fühlt - und das war ja die Sorge, die dem Verbot zugrunde lag - stellt sich selbst außerhalb der demokratischen Gesellschaft. Außer natürlich in Sachsen.

Es besteht kein Zweifel, dass es in Sachsen große Probleme mit Rechtsextremismus gibt. Der geschilderte Fall ist ein Skandal! Da die Polizei immer nur ein Spiegel der Gesellschaft ist, wäre ich auch dafür, dass man auch andere Landespolizisten nach Sachsen verleiht. Gerade die Polizei ist sehr wichtig im Kampf gegen Rechts.
Allgemeines Ost-bashing stört mich aber schon (komme aber selbst nicht aus den neuen Bundesländern). Wenn man die AfD weglässt, haben die rechtsextremen Republikaner in Baden-Württemberg größere Erfolge erzielt, als die NPD in Sachsen. Die Republikaner kamen bei den Landtagswahlen 1992 in Baden-Württemberg auf 10,9% und haben 1996 mit 9,1% den Wiedereinzug in den Landtag geschafft. Die NPD kam bei den Landtagswahlen 2004 in Sachsen auf 9,2%. Der äußerst umstrittene Höcke ist zwar in Thüringen aktiv, wurde aber in Nordrhein-Westfalen geboren und war Lehrer in Hessen.
Es gehört einfach zur Wahrheit dazu, dass es auch in den alten Bundesländern Rechtsextremismus gibt (wenn er auch nicht so groß ist, wie in den neuen Bundesländern).

ein Blick über den Tellerrand:

noch einmal zu Lazio:

Ich frage mich allerdings ernsthaft, wieso man z.B. in Deutschland (ja, ja... historisch vorbelastet, etc. alles klar) nicht mal ganz klar GEGEN JEDE FORM VON EXTREMISMUS (und hier spezifisch im Fussball) antreten will.

Das ist in Deutschland von den Medien vielleicht nicht ganz so klar thematisiert worden... aber in Österreich & Schweiz, etc. hat man sich schon gewundert, wie es sein kann, dass Dortmund wegen einer Wahl und der AfD einerseits ein 'Video gegen Rechtsextreme' dreht... aber die eigenen Fans gegen Leipzig-Fans so aggressiv mobil machen, weil sich die Dortmunder moralisch als besser sehen... weil... weil ... "Kommerz und so"...
Im 'Ausland' schüttelt man nämlich nicht nur wegen Lazio den Kopf... sondern auch wegen Dortmund.

Extremismus darf keinen Freibrief haben, nur weil's nicht von rechts kommt.

Interessant das du es einen "sinnfreien Vergleich" nennst obwohl es im Prinzip die gleiche Sachlage nur mit Linksextremismus ist. Aber du hast natürlich Recht und ich entschuldige mich. Einigen wir uns darauf, dass man verhindern wollte, dass es noch weiter eskaliert? Ich glaube dir geht es auch eher um das klassische "Sachsenbashing". Ich frage aber mal höflich, hast du dich einmal wirklich ernsthaft mit einem Sachsen hingesetzt und geredet oder hast du deine Meinung nur von den "vielzitierten sächsischen Verhältnissen"?

Natürlich hat der Schiedsrichter einen Fehler gemacht, wenn er es nicht im Spielberichtsbogen erwähnt hat mit dem Platzsturm. Die Frage ist, warum er das nicht gemacht hat. Wissen wir nicht du leitest aber direkt etwas ab. Sonst hättest du diesen Punkt nicht in dem Thread erwähnt. Weil es mir unklar ist, was hätte der SFV machen sollen?

Auf diesen "Linksextremismus ist genauso schlimm"-Kram gehe ich hier nicht ein.

Natürlich möchte man nicht dass es eskaliert. Ich sehe allerdings ein ernsthaftes Problem, wenn ein gesellschaftlich konformes und eigentlich völlig selbstverständliches Statement während einer öffentlichen Veranstaltung zur Eskalation führen könnte und man sich deswegen entschließt, dieses Statement zu unterbinden. Weil vorher zugelassen wurde, dass sich im Stadion mehrere ganz offensichtlich Rechtsextreme befinden, denen man zudem noch eine gewisse Gewaltbereitschaft zuspricht. In diesem Moment, wo man dank dieses Bedrohungsszenarios von einem gesellschaftlichen Konsens abrückt, liegt da doch komplett was im Argen, oder etwa nicht?

Der SFV hätte seine Perspektive auf die Geschehnisse in einer Stellungnahme schildern müssen. Spätestens nach wiederholter Nachfrage seitens seriöser Journalisten.

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Was? Wie? Sachsenbashing? Ist _das_ jetzt dein Gegenargument? Wie bequem. Ich habe Freunde in Leipzig, ich habe sogar Wurzeln im Osten. Natürlich spreche ich mit Menschen von dort.
Ich habe hier auch oft genug schon was zu den Dortmunder Neonazis geschrieben, weil wir in der Stadt Dortmund wohl die größten Probleme NRWs mit dem Thema haben. Auch da gibt es übrigens diese Beiß- und Verteidigungsreflexe.
Es geht bei den Problemen, die hier und immer wieder mal skizziert werden auch nich im Ansatz um den Großteil der Menschen dort. Aber es geht um strukturelle Probleme und auch um vermeidbare Probleme. Dass das nun seit einigen Jahren unter der Überschrift "sächsische Verhältnisse" diskutiert wird, ist hausgemacht. Da findest du eine Menge Sachverhalte, die mich und dich und viele Leute zum Kopfschütteln bringen (sollten).
http://www.mdr.de/nachrichten/politik/inland/rechtsextremismus-ostdeutschland-ursachen100.html
Wie man das Bashing nennen kann, ist schon grenzwertig.
Und um den Bogen nicht zu weit zu spannen: wir haben auch im Thema Fußball immer wieder mal solche Geschichten gehabt, auch im Amateurbereich.

Und irgendwie kommen dann ständig haltlose Gegenvorwürfe, versuchtes Ablenken mit anderen Themen ("what about ... ") oder albernes Relativieren. Vorgelebt von oben. Davon wird es gewiss nicht besser.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von Maldoror am 26.10.2017 um 12:37 Uhr bearbeitet