17. Spieltag: MSV Duisburg - VfB Lübeck

Tod oder Gladiolen – Abstiegskracher in Duisburg

Nach dem emotionalen Last-Minute-Punktgewinn des VfB Lübeck am vergangenen Sonntag gegen Arminia Bielefeld spielt Grün-Weiß am Samstag in Duisburg gegen den Tabellenletzten der 3. Liga. Zuschauende erwartet ein waschechter Abstiegskracher, bei dem gerade der MSV zum Punkten verdammt ist. Aber auch für den VfB wäre ein Sieg in einem direkten Duell von enormer Bedeutung, um den Abstand zur unteren Tabellenhälfte nicht zu groß werden zu lassen.

Der MSV Duisburg ist Gründungsmitglied der Bundesliga und konnte in seiner langen Geschichte mehrfach in den UI-Cup, UEFA-Pokal und Europapokal einziehen. Auch das Finale des DFB-Pokals erreichte man mehr als einmal. Insgesamt spielte man 28 Saisons in der höchsten deutschen Spielklasse. Seit der Saison 2019/2020 ist der MSV Drittligist und war bis auf ebenjene Saison, die man als Fünfter abschloss, eher im unteren Drittel der dritten Liga anzutreffen. Beheimatet ist der MSV wie der Name verrät im Duisburger Stadtbezirk Meiderich.

Vor dieser Saison fanden in Duisburg einige Wechsel statt. Neben Julian Hettwer, der für 500.000 € zur Zweitvertretung des BVB wechselte, verließ auch Vereinsikone Moritz Stoppelkamp den Verein. Der 36-jährige wechselte in die Regionalliga zu RW Oberhausen. Ziel des Abgangs Stoppelkamps war es, die Hierarchie der Mannschaft neu zu organisieren und den verbliebenen Spieler ein Alibi und die Möglichkeit sich hinter der Leitfigur Stoppelkamp zu verstecken zu nehmen. Erwähnenswert ist zudem, dass auch Lukas Raeder bis zur letzten Saison beim MSV Duisburg angestellt war, nun aber seine Karriere beendet hat. Trotz der chronisch leeren Vereinskassen konnten im Sommer dennoch einige namenhafte Spieler an die Wedau gelockt werden. Mit Pascal Köpke (1. FC Nürnberg), Alexander Esswein (SV Sandhausen), Dennis Smarch (FC St. Pauli) und Thomas Pledl (Waldhof Mannheim) wurden Spieler mit mehr oder weniger Bundesligaerfahrung verpflichtet. Zudem wurden mit Tim Köther (Leihe aus Heidenheim), Robin Müller (FC St. Pauli II) und Santiago Castaneda (Florida Premier) drei entwicklungsfähige Spieler verpflichtet. Von allen Neuzugängen weist Alexander Esswein mit 11 Einsätzen noch die meisten Einsätze aus, überzeugend waren seine Leistungen mit nur einem Tor und einer Vorlage jedoch nicht. Am überraschendsten dürfte wirklich die Entwicklung des erst 19-jährigne Castaneda sein. Der defensive Mittelfeldspieler kam immerhin zehn Mal zum Einsatz und fand sich auch mehrfach in der Startformation wieder.

Sportlich läuft es für die Mannen aus dem Ruhrgebiet diese Saison mehr als bescheiden. Der Plan mit dem Abgang von Stoppelkamp eine neue Hierarchie aufzubauen und so die Entwicklung der Mannschaft voranzutreiben, ging bisher nach hinten los. Nach nun 15 Spielen konnten die „Zebras“ erst acht Punkte sammeln und stehen somit bereits sechs Punkte hinter dem rettenden Ufer. Zwar hat man mit 21 Gegentoren noch die beste Abwehr der im Abstiegskampf befindlichen Mannschaften, allerdings konnte man auch erst neun eigene Treffer erzielen und stellt damit den schwächsten Angriff der 3. Liga. Damit hat man gemeinsam mit dem 1. FC Köln den schwächsten Angriff aller drei deutschen Profiligen. So verwundert es fast nicht, dass mit Boris Schommers bereits der dritte Trainer auf der Duisburg Bank platz nimmt. Zu Beginn der Saison saß noch Torsten Ziegner auf der Bank, der nach dem katastrophalen Saisonstart jedoch im September entlassen wurde. Auf ihn folgte interimsweise Engin Vural, der jedoch zur Verwunderung vieler nach einem leichten Aufwärtstrend und dem einzigen Saisonsieg Anfang Oktober gegen die SpVgg Unterhaching durch eben Boris Schommers ersetzt wurde. Schommers Bilanz seit seinem Amtsantritt liest sich nun ziemlich verheerend. Es begann mit dem Aus im Landespokal nach Verlängerung gegen den Oberligsten KFC Uerdingen, doch auch in der Liga konnte Duisburg nur einen Punkt aus den vergangenen fünf Spielen holen und verlor gegen Bielefeld, Essen, Ingolstadt und Sandhausen. Den Punkt holte man Auswärts bei Waldhof Mannheim. Unter der Woche hat man allerdings mit dem Nachholspiel gegen den 1. FC Saarbrücken die Möglichkeit eine Trendwende einzuläuten.
Das Nachholspiel und die Partien gegen den VfB Lübeck am Samstag und gegen den SC Freiburg II vor Weihnachten dürften auch der Strohhalm sein, an den sich die Anhänger des MSV klammern, Sehr viel mehr Grund zur Hoffnung dürfte es aktuell wohl nicht geben, wenn man von Caspar Jander absieht. Der 20-jährige gebürtige Münsteraner ist wohl der vielversprechendste und auch wertvollste Spieler (Marktwert 650.000 €) im Kader. Aber auch Vincent Müller oder Baran Mogultay sind durchaus talentierte Spieler. Ansonsten findet sich mit Sebastian Mai, Marvin Knoll, Marvin Bakalorz, Benjamin Girth und den bereits erwähnten Pascal Köpke und Alexander Esswein viel Erfahrung und vermeintliche Klasse im Kader, die Mannschaft schafft es bisher jedoch in keiner Weise diese auf den Rasen zu bringen. Hinzu kommt, dass aktuell mit Tim Köther, Pascal Köpke, Alaa Bakir, Joshua Bitter und Dennis Smarsch noch eine Reihe von Spieler ausfällt.

Interessant: In letzter Zeit versuchte man es wieder häufiger mit dem gelernten Innenverteidiger Sebastian Mai im Angriff. Es wartet somit wieder ein hochgewachsener, kopfballstarker Stürmer auf Gruppe und Reddemann.

Für den VfB gilt es gegen Duisburg natürlich für Gefahr im gegnerischen Strafraum zu sorgen aber auch über 90 Minuten konstant die eigene Leistung abzurufen. Dann sollte es möglich sein, die sehr schwache Bilanz gegen die „Zebras“ aufzubessern. Eine Chance könnte in dieser Hinsicht sicher auch das Nachholspiel der Duisburger in Saarbrücken sein, da man ausgeruhter auf eine möglicherweise verunsicherte und erschöpfte Mannschaft trifft. Also: Immer vorwärts VfB!