22. Spieltag: Hertha BSC - 1.FC Magdeburg

Freitag, 16.02.2024, 18:30 Uhr
Olympiastadion Berlin

Der größte Auswärtssupport der FCM-Geschichte
Das bevorstehende Gastspiel im Berliner Olympiastadion ist ein historischer Meilenstein für den 1. FC Magdeburg und seine Fans. Denn in Zeiten der „Generation Amateurfußball“ waren Auswärtsfahrten nach Berlin häufig mit Besuchen trostloser Sportplätze in entlegenen Winkeln der Bundeshauptstadt verbunden. Seit der Saison 1990/91 bestritt der einstige Europapokalsieger 84 Pflichtspiele an 23 verschiedenen Sportstätten im Stadtgebiet, die in diesem Einstimmungsvideo von „Block U“ aufgeführt sind. Aber nun öffnet endlich der größte Fußballtempel der Metropole seine Pforten für die Größten der Welt. Dieses Ereignis hat eine außergewöhnliche Begeisterung unter den Blau-Weißen entfacht und einen noch nie dagewesenen Ansturm auf die Eintrittskarten ausgelöst, sodass mit mindestens 17.000 FCM-Fans zu rechnen ist, die am Freitagabend das Olympiastadion einnehmen werden.

Rückblick auf das Hinspiel: Historisches Torfestival bei erster Begegnung
Das Premierenduell zwischen dem 1. FCM und der „Alten Dame“ bot reichlich Spekatkel, um noch lange in Erinnerung zu bleiben (Highlights). Der 6:4-Erfolg der Hausherren war in mehrerlei Hinsicht geschichtsträchtig: die meisten FCM-Tore in einem Zweitligaspiel, die torreichste Partie der Magdeburger Zweitligabilanz und das erste Mal im Unterhaus, dass eine Mannschaft nach viermaligem Rückstand noch gewann. Eine Flut an Fehlern nutzten Fabian Reese (2.), Marten Winkler (22.) und Haris Tabakovic per Doppelpack (42. und 55.) für die Gäste zur jeweiligen Führung, doch Silas Gnaka (7.), Luca Schuler (37.), Jason Ceka (49.) und Leon Bell Bell (58.) glichen jedes Mal wieder aus. Ein wunderbarer Kunstschuss von Mo El Hankouri aus über 20 Metern brachte die Elbestädter in der 68. Minute auf die Siegerstraße und in der Nachspielzeit setzte Ahmet Arslan den Schlusspunkt. Während die Magdeburger mit beachtlichen 11 Zählern nach fünf Runden auf den dritten Tabellenplatz vorrückten, fiel Hertha mit kargen drei Punkten auf den vorletzten Platz zurück.

Der Saisonverlauf von Hertha BSC: Zwischenspurt nach völligem Fehlstart
Im Vorfeld der Chaos-Partie hatte der Bundesliga-Absteiger durch das 5:0 gegen Fürth eigentlich Mut geschöpft, nachdem man aus den ersten drei Anläufen ohne Punkte und Tore hervorging. Schritt für Schritt festigte Spielerlegende Pal Dardai (373 Pflichtspieleinsätze für den BSC) die im Umbruch befindliche Truppe, gewann gegen Braunschweig, in Kiel und auf Schalke. Gleichwohl musste sie gegen St. Pauli und Nürnberg Rückschläge einstecken. Ende Oktober begann mit dem 3:1 gegen Paderborn eine Serie von zehn Pflichtspielen ohne Niederlage. In dieser Phase bot die Hertha ihren Fans zwei großartige Pokalabende. Zunächst wurde Bundesligist Mainz 05 mit 3:0 nach Hause geschickt, bevor der Hamburger SV vor knapp 60.000 Zuschauern durch eine fantastische Aufholjagd im Elfmeterschießen niedergerungen wurde. Die Hinrunde schloss die Dardai-Elf auf Rang sieben ab, nur sechs Zähler hinter dem Relegationsplatz.

Überraschender Tod von Präsident Bernstein löst tiefer Trauer aus
Fünf Tage vor dem Rückrundenstart ereilte die Hertha-Familie eine schockierende Nachricht. Vereinspräsident Kay Bernstein starb völlig unerwartet im Alter von 43 Jahren. Ihm war es gelungen, die Gräben innerhalb des Vereins zu schließen und alle Ebenen auf einen gemeinsamen „Berliner Weg“ einzuschwören. Damit gewann er gut 10.000 neue Mitglieder und sorgte trotz des Abstiegs für einen positiven Stimmungswandel. Das anschließende Heimspiel stand daher ganz im Zeichen des Abschieds und der Trauer.

Teuer erkaufter erster Rückrundensieg in Fürth
Nach dem 2:2 gegen Fortuna Düsseldorf riss die Ungeschlagen-Serie in Wiesbaden (1:3). Anschließend platzte ausgerechnet vor heimischer Kulisse der Traum vom Pokalfinale im eigenen Wohnzimmer durch das 1:3 gegen Kaiserslautern in der Runde der letzten Acht. Die schmerzhafte englische Woche endete mit einer 1:2-Heimpleite gegen den HSV. Aber wie in der Hinrunde rappelte sich die Alte Dame gegen Fürth wieder auf und landete einen 2:1-Auswärtssieg. Diesen Befreiungsschlag bezahlten die Berliner allerdings mit der Verletzung des Doppeltorschützen Marc-Oliver Kempf, der beim Erzielen des Siegtors eine Bänderverletzung erlitt. Außerdem sah Florian Niederlechner in der Nachspielzeit eine unnötige Gelb-Rote Karte.

Hertha ist Tabellenführer der ersten Halbzeit
Momentan liegen die Herthaner zwar vier Plätze vor dem FCM, sind jedoch mit nur zwei Punkten Abstand in Reichweite. Mit lediglich vier Heimsiegen stehen sie in der Heimtabelle auf dem 13. Platz. Dafür sind sie die beste Mannschaft der ersten Halbzeit (Tabelle nach Minuten). Wenn die Spiele nach den ersten 45 Minuten beendet wären, würde Hertha die Liga mit 41 Punkten anführen. Nach der Pause geht ihr jedoch regelmäßig die Puste aus, während der FCM im zweiten Durchgang deutlich stärker performt (34 Punkte).

Not im Sturm, Reese wieder bei vollen Kräften
Die Hauptstädter stellen mit 39 Toren die viertbeste Offensive, wobei sie ihren Erwartungswert um mehr als acht Tore übertreffen (30,7 xG). Diese Treffsicherheit ist vor allem dem elffachen Torschützen Tabakovic zu verdanken, der ligaweit die fünftmeisten Schüsse auf den Kasten abgibt (1,3 pro Spiel). Er fehlte aufgrund von Knieproblemen in Fürth, wo der zweitbeste Torschütze Niederlechner (6 Tore) seinen Platz einnahm. Da der ehemalige Augsburger nun gesperrt ist, hofft Dardai zumindest auf die Rückkehr von Tabakovic, denn auch Smail Prevljak (4 Tore) muss derzeit passen. Immerhin ist Fabian Reese nach seinem Infekt wieder bei vollen Kräften und konnte zuletzt über die gesamte Spieldauer wirbeln. Der ligaweit dribbelstärkste Spieler (2,7 erfolgreiche Dribblings pro Spiel) ist mit vier Toren und acht Vorlagen der X-Faktor im Angriff.

Mischung aus Rasselbande und erfahrenen Kräften
Durch Kempfs Ausfall steht der beste Kopfballspieler der Liga (87 gewonnene Luftduelle) nicht zur Verfügung. Für den Platz neben Toni Leistner, der nach abgesessener Gelbsperre wieder dabei ist, kommen mehrere Optionen in Frage. Eine davon ist der 18-jährige Pascal Klemens, der in Herthas stabiler Phase in der Hinrunde auf der Sechs überzeugte. Er stammt genauso aus dem eigenen Nachwuchs wie Stammtorwart Tjark Ernst, Marten Winkler und Derry Scherhant, die beispielhaft für den „Berliner Weg“ stehen und in ihrer ersten Profisaison bereits regelmäßig das Vertrauen des Trainers erhalten.

Die nötige Erfahrung bringen Akteure wie der 42-fache griechische Nationalspieler Andreas Bouchalakis auf den Platz, der gemeinsam mit Winterzugang Aymen Barkok zuletzt die Doppel-Sechs bildete. Ein weiterer Stabilisator ist Rechtsverteidiger Jonjoe Kenny, der die viertmeisten Tacklings der Liga (48) gewonnen und sechs Scorer geliefert hat. Auf der anderen Seite ist Michal Karbownik gesetzt, der sich häufig in die Offensive einschaltet. Die Tatsache, dass sich die Hertha trotz der Ausfälle von Leistner und Tabakovic in Fürth durchsetzen konnte, sollte Warnung genug für die Magdeburger sein.

Die Lage beim Club: Reifeprüfung gegen St. Pauli erfolgreich bestanden
Der 1. FC Magdeburg hat mit dem 1:0 über den bis dato ungeschlagenen FC St. Pauli ein Ausrufezeichen gesetzt. Durch eine disziplinierte, kompromisslose und über weite Strecken konstante Abwehrleistung kam der Gegner kaum zur Entfaltung und ein gut aufgelegter Dominik Reimann hielt zum vierten Mal in der laufenden Saison seinen Kasten sauber. Generell präsentiert sich die Mannschaft in der Rückrunde widerstandsfähiger mit nur zwei Gegentoren in vier Partien. Weitere defensive Verstärkung ist durch Jean Hugonet zu erwarten, der nach seiner Gelbsperre zurück ist.

Tabellenplatz acht winkt
Die verbesserte Arbeit gegen den Ball gilt es weiterhin zu bestätigen, denn vorne drückt der Schuh. Eine Vielzahl an Chancen erspielt sich der FCM derzeit nicht und wenn die Spieler in gute Positionen kommen, mangelt es an guter Schussqualität. Die beiden in der Vorbereitung verletzten Mittelstürmer Luc Castaignos und Luca Schuler sind seit Wochen glücklos. Xavier Amaechi hat zwar Jason Ceka den Rang abgelaufen, lässt bisweilen jedoch die Zielstrebigkeit vermissen. Immerhin beendete Baris Atik seine Durststrecke von sechs torlosen Spielen. Seine Kreativität wird am Freitag wieder gefragt sein, um die kompakte Hertha-Abwehr zu knacken, die sich durch besondere Körperlichkeit auszeichnet und die zweitmeisten Fouls der Liga begeht (13,3 pro Partie). Deshalb wird es auch für die Magdeburger wichtig sein, nah am Mann zu verteidigen und keinen Zweikampf zu scheuen. Mit einem Dreier winkt dem FCM der Sprung auf Platz acht.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von becks_fan93 am 15.02.2024 um 16:51 Uhr bearbeitet