02.09.2023 - 14:40 | Quelle: L’Équipe/Le Parisien/dpa | Lesedauer: unter 6 Min.
FC Paris Saint-Germain
Randal Kolo Muani
Verrückte 24 Stunden 

Der Kolo-Muani-Poker: Ekitiké als Buhmann, Al-Khelaïfi ruft Fischer an und Druck per Whatsapp

Eintracht Frankfurt: So lief der Poker mit PSG um Randal Kolo Muani
©IMAGO

Die spektakulärste Wendung einer turbulenten Transferperiode ereignet sich mitten in der Nacht – und sie betrifft Randal Kolo Muani. Um 0:30 Uhr und damit 90 Minuten nach Transferschluss in Frankreich verkünden Eintracht Frankfurt und Paris Saint-Germain den Wechsel des Stürmerstars. Der in den Streik getretene 24-Jährige bekommt seinen Wunsch doch noch erfüllt, hinter allen Beteiligten liegen aber turbulente 24 Stunden.


Marktwert
Randal Kolo Muani
R. Kolo Muani Mittelstürmer
60,00 Mio. €


Ein öffentlicher Wechselwunsch ohne Rücksprache mit der SGE, der für Verärgerung sorgte, Fernbleiben vom Training, Suspendierung aus dem Kader, nicht abgesprochene Reise nach Paris: Das Drama um Kolo Muani besteht in der letzten Transferwoche aus einigen Akten. Einen Tag vor dem Deadline Day deutet aber noch alles auf einen Verbleib des französischen Nationalspielers bei der Eintracht hin, da PSG die jederzeit von den Frankfurtern aufgerufene Ablösevorstellung von 100 Millionen Euro nicht im Ansatz erfüllen will oder kann. Was dann geschieht, betitelt selbst die Zeitung „L’Équipe“ in ihrem Rückblick als „verrückte Geschichte“.



Am Donnerstagabend verlautbart PSG-Chef Nasser Al-Khelaïfi nach wochenlangen Gesprächen beim Sender „Canal+“, dass man mit Frankfurt „noch weit voneinander entfernt“ sei, „sehr weit“ sogar. Kurz vor 13 Uhr am Freitag sickert nach weiteren Verhandlungen auf beiden Seiten plötzlich durch, dass eine Einigung doch wahrscheinlich wird. Ein neues PSG-Angebot von 75 Mio. Euro plus 15 Mio. Euro Boni soll SGE-Sportvorstand Markus Krösche überzeugt haben. Eine Sache ist aber klar: Wenn die Eintracht keinen Nachfolger findet, ist der Deal hinfällig.



Und so rückt plötzlich Hugo Ekitiké im Kolo-Muani-Poker ins Rampenlicht. Der 21 Jahre alte Stürmer könnte als Ersatz den umgekehrten Weg von PSG nach Frankfurt gehen, doch so einfach ist es nicht. Zwar ist Ekitiké für einen Wechsel offen, da ihm in Paris nicht viel Spielzeit winkt, allerdings nicht auf Teufel komm raus. Denn der Angreifer besitzt beim französischen Meister einen lukrativen Vertrag bis 2027 und die Spielerseite will keine großen Einbußen in Kauf nehmen.


Wird zum Buhmann: PSG-Profi Ekitiké soll Kolo Muani bei Eintracht Frankfurt ersetzen


Weiteres Problem für die Eintracht: Ekitiké liebäugelt mit der Premier League, wo am Freitag Crystal Palace ins Werben einsteigt. Die Londoner bieten allerdings nur eine Leihe inklusive Kaufoption (30 Mio. Euro plus 5 Mio. Euro Boni), was für PSG nicht infrage kommt: Die Pariser sind sich zum einen der Rolle Ekitikés im Kolo-Muani-Deal bewusst und wollen zum anderen den Stürmer für Einnahmen nur verkaufen.


Marktwert
Hugo Ekitiké
H. Ekitiké Mittelstürmer
15,00 Mio. €


Die Minuten vergehen wie im Flug und tatsächlich stimmt Ekitiké einem Wechsel zur SGE grundsätzlich zu, aber die Verhandlungen stocken noch wegen vertraglicher Aspekte und Provisionen. Die Zeit wird langsam knapp und aus dem Umfeld von SGE-Trainer Dino Toppmöller heißt es laut dem französischen Blatt: Wenn Ekitiké nicht kommt, wird Frankfurt Kolo Muani nicht abgeben. Eine Stunde vor Ende des Transferfensters in der Bundesliga berichtet dann der „Kicker“, dass der Transfer geplatzt sei.



Laut „Le Parisien“ versucht es Eintracht Frankfurt kurzfristig auch mit einer Leihe von Mathys Tel (18), obwohl dessen Vertreter in den vergangenen Wochen mehrmals betont hatten, den FC Bayern nicht verlassen zu wollen. Der junge Franzose könnte erneut auf Trainer Toppmöller treffen, der in der letzten Saison bei den Münchnern Julian Nagelsmanns Assistent war. Doch auch dieser Versuch bleibt erfolglos.


Marktwert
Mathys Tel
M. Tel Linksaußen
40,00 Mio. €


Auf allen Seiten steigt die Spannung. Kolo Muani, der einigen Verwandten versichert haben soll, dass er nie wieder das Trikot von Eintracht Frankfurt tragen will, sagt „L’Équipe“ zufolge in Paris zu diesem Zeitpunkt: „Das ist mir egal, lass sie eine Lösung finden.“ Doch durch die ausstehende Einigung mit Ekitiké befinden sich die Verhandlungen zwischen PSG und der SGE in einer Sackgasse. Als um 18 Uhr das Transferfenster in Deutschland schließt, gibt sich Paris fast geschlagen: Der Deal wird nicht zustande kommen, heißt es aus den PSG-Kreisen.



Die immer hitziger werdenden Gespräche zwischen Paris und der Spielerseite von Ekitiké erreichen dabei ihren Höhepunkt. PSG-Chef Al-Khelaïfi wütet, das Ekitiké-Lager habe jede Form des Fortschritts beim Deal mit der Eintracht blockiert. Auf der anderen Seite herrscht Fassungslosigkeit. Ekitiké versteht nicht, warum der Hauptstadtklub mit dem Finger auf ihn zeigt und ihn zum Sündenbock macht. Vor allem, da das Interesse von Frankfurt aus Sicht der Spielerseite nie konkret genug wurde und auch das Finanzielle nicht stimme – daher die Absage.


Kolo-Muani-Deal mit Eintracht droht zu platzen: PSG-Boss Al-Khelaïfi greift zum Hörer


Mittlerweile herrscht auch im Umfeld von Kolo Muani Pessimismus – doch nur für kurze Zeit. Hinter den Kulissen versucht PSG weiterhin alles. Al-Khelaïfi höchstpersönlich greift zum Telefon und meldet sich bei SGE-Präsident Peter Fischer. Die beiden kennen sich gut, da sie schon an zahlreichen gemeinsamen Treffen im Fußballkosmos teilgenommen haben. Die Beziehung ist viel besser als die zwischen Luís Campos, dem Strategischen Berater von PSG, und SGE-Sportchef Krösche, die „L’Équipe“ als ein Katz-und-Maus-Spiel beschreibt, das Fragen über die wahren Absichten der beiden in dieser Angelegenheit aufwerfe.



Die PSG-Verantwortlichen wissen inzwischen, dass ihr letztes Angebot nicht ausreichen wird, um die SGE noch umzustimmen. Sie müssen es erhöhen und umstrukturieren, um die Eintracht zu überzeugen, was letztlich gelingen wird. Trotz des engen Handlungsspielraums aufgrund des Financial Fairplay sind es am Ende 95 Mio. Euro, die PSG den Frankfurtern garantieren kann. So nah an der 100-Mio.-Forderung wächst der Druck auf die Eintracht-Verantwortlichen.



Kolo Muani bekundet am Freitagabend in mehreren Whatsapp-Nachrichten seine Entschlossenheit, das SGE-Trikot nicht mehr zu tragen. Und auch wenn ein Ersatz wie Ekitiké nicht mehr vor Transferschluss verpflichtet wurde, die Eintracht gibt schließlich nach und stimmt dem Transfer doch zu, was am späten Freitagabend in Paris und Frankfurt an die Medien durchsickert – aber nicht ohne klare Warnung von Fischer an Al-Khelaïfi für die Zukunft. Kurz vor Mitternacht unterschreibt Kolo Muani in Paris einen Fünfjahresvertrag.



„Wir hätten Randal gerne noch länger bei uns gesehen und hatten das auch immer entsprechend kommuniziert in den letzten Wochen. Letztendlich waren die Entwicklung der vergangenen Stunden und damit verbunden die wirtschaftlichen Parameter, die für Eintracht Frankfurt eine Rekordeinnahme durch einen Spielertransfer bedeuten, ausschlaggebend“, begründet Krösche den Transfer, den er aufgrund der 95 Mio. Euro „aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten im Sinne von Eintracht Frankfurt nicht ausschlagen“ konnte.



Al-Khelaïfi zeigt sich glücklich, den Prestigekauf nach viel Gefeilsche doch noch realisiert zu haben. „Wir freuen uns, Randal Kolo Muani als stolzen Pariser und Franzosen in seiner Stadt und seiner Heimat willkommen heißen zu dürfen. Wir haben unglaublich hart gearbeitet, um diesen Transfer über die Ziellinie zu bekommen“, sagt der PSG-Chef. Der sichtlich glückliche Kolo Muani ergänzt: „Es ist großartig, dort zurück zu sein, wo alles begann. Ich kann es nicht erwarten, wieder für diese Farben zu spielen.“ Der Angreifer darf nun auch in der Champions League statt in der Conference League auflaufen.



Für Frankfurt bleibt Kolo Muani sportlich und wirtschaftlich ein Transfer-Volltreffer. Der 2022 ablösefrei vom FC Nantes gekommene Stürmer war in seiner ersten und letzten Bundesliga-Saison mit 15 Treffern nicht nur drittbester Torjäger, sondern mit weiteren 14 Vorlagen bester Scorer. Insgesamt war er für die SGE in 50 Partien an 43 Treffern direkt beteiligt. Nun darf sich die Eintracht auch noch über Rekordeinnahmen von 95 Mio. Euro freuen – nur zwei Bundesliga-Abgänge waren teurer. Und Ersatz? Kann Frankfurt theoretisch noch unter den vereinslosen Spielern finden. Wertvollster Mittelstürmer ohne Klub ist aktuell Ex-Rangers-Torjäger Alfredo Morelos (27).


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Letzte Beiträge Newsforum

Namoor Namoor 03.09.2023 - 15:50
Zitat von KidCuddy

Spannend wird zu sehen sein, wie Ekitike sein Reservisten-Dasein frönen wird - es scheint ihm ja auch schlicht um das Finanzielle zu gehen.

Das lässt sich aus den Vorgängen hier aber nicht wirklich ablesen. Wir wissen ja nicht, zu welchen finanziellen Abstrichen er bereit gewesen wäre. Klar ist nur, zu den "normalen" Eintracht Konditionen wäre er nicht dorthin gewechselt ohne Abfindung aus Paris und das ist auch 100% verständlich. Er hat in Paris Vertrag bis 2027 und solange er nicht irgendwo komplett durch die Decke geht, wird er zumindest in Europa in den nächsten Jahren nicht annähernd so viel verdienen sofern die kolportierten 7,2mio Gehalt stimmen.

Als Spieler Anfang 20 evtl. auf eine garantierte Summe im zweistelligen Millionenbereich zu verzichten und selbst ins Risiko zu gehen, macht einfach überhaupt keinen Sinn. Zu einem Wechsel auf Leihbasis wäre er ja bereit gewesen und wenn ihm zumindest den Großteil der Differenz aus Gehalt dort und Gehalt bei der Eintracht gezahlt hätte, wäre der Transfer wohl zustande gekommen.
yb1989 yb1989 03.09.2023 - 15:35
Ich seh ihr nichts Gutes an diesem Transfer
Ich meine RKM hat gerade mal eine Saison für Eintracht gespielt und hat ein lange Vertrags Dauer gehabt jetzt wechselt er zu PSG wo Mbappe immer noch die Nr. 1 im Sturm ist und das wahrscheinlich bis 2024 wenn er nicht plötzlich doch verlängert

Sinnvoll wäre RKM wäre noch bis 2024 bei Eintracht geblieben hätte seine grandiose Form bestätigt und wäre im ideal Fall dann zu PSG gewechselt als Ersatz für Mbappe oder andere Topklubs hätten ihm Angebote gemacht. und Eintracht hätte 1 Jahr Zeit einen Ersatz zu finden was für alle eine Win Win Situation gewesen wäre
KidCuddy Hannover 96 KidCuddy 03.09.2023 - 12:57
RKM passt nach diesen Aussagen perfekt zu Paris Söldnermain.

Spannend wird zu sehen sein, wie Ekitike sein Reservisten-Dasein frönen wird - es scheint ihm ja auch schlicht um das Finanzielle zu gehen.
Autor
benny_23
Benedikt Duda
TM-Username: benny_23

Redakteur | seit 2011 auf TM aktiv

Alle Beiträge des Autors
Randal Kolo Muani
FC Paris Saint-Germain
Randal Kolo Muani
Geb./Alter:
05.12.1998 (25)
Nat.:  Frankreich DR Kongo
Akt. Verein:
FC Paris Saint-Germain
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Position:
Mittelstürmer
Marktwert:
60,00 Mio. €
Hugo Ekitiké
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Hugo Ekitiké
Geb./Alter:
20.06.2002 (21)
Nat.:  Frankreich Kamerun
Akt. Verein:
Eintracht Frankfurt
Vertrag bis:
30.06.2024
Position:
Mittelstürmer
Marktwert:
15,00 Mio. €
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