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FC Barcelona |#1
05.08.2012 - 13:55 Uhr
Zitat von messi_bojan_pedro:
Konnte das Spiel gestern nicht sehen, kann jemand vielleicht einmal paar Einzelkritiken zusammenfassen?

Danke schon einmal :)


Kurze Eindrücke:

Die Torhüter:

Valdés war weitgehend beschäftigungslos, klärte allerdings einmal in höchster Not - etwa 20m vor seinem Tor, als er gut mitspielte und vor dem Stürmer an den Ball kam. Pinto war ebenfalls nicht sonderlich gefordert, allerdings ist er bekanntlich eine Attraktion für sich. ; )

Die Außenverteidiger:

Von Alves muss man einfach mehr erwarten, denn er leistete sich definitiv zu viele Unkonzentriertheiten. Zwar lief er wie immer sehr viel, aber seine Leistung war weder offensiv, noch defensiv, noch im Aufbauspiel überzeugend. Planas hat für mich immernoch nicht das Niveau für das erste Team. Auch gestern kam nach vorne wenig bis gar nichts, in der Defensive konnte er dann mitspielen, weil er den sicheren Pass spielte und kaum unter Druck geriet - zum Glück, denn unter Druck wären wohl weitere Schwächen evident geworden. Montoya auch nicht allzu überzeugend, blieb einige Male hängen und leitete damit Angriffe von PSG ein. Allerdings spielte er auch auf der LV-Position, sodass man seinen Auftritt nich überbewerten sollte. Besser als Planas war er dennoch und auch zu Alves war kein Abfall zu erkennen, was aber wie erwähnt eher an den dürftigen Leistungen der beiden anderen liegt. Nur soll hier nicht der Eindruck entstehen, dass Montoya sich da irgendwie ins Knie geschossen haben könnte, das war nicht der Fall.

Die Innenverteidiger:

In der ersten Halbzeit nahezu beschäftigungslos. Puyol spielte seinen Part fehlerfrei, ohne dabei zu glänzen. Mascherano war auch nicht wirklich gefordert, hatte aber wieder einmal zwei seiner tollen Tacklings in petto und scheint im Allgemeinen weiter an die Form der letzten Saison anknüpfen zu können. Später kamen dann noch Piqué und Bartra ins Spiel. Ersterer spielte ordentlich und schaltete sich etwas mehr in den Spielaufbau ein als das vorherige Duo - wie man es von ihm kennt - ohne sich aber wirklich präsentieren zu können, dafür reichte die Spielzeit auch einfach nicht. Bartra hat dann Probleme, wenn er in den direkten Zweikampf gegen größere Spieler muss - ihm fehlt noch etwas die Durchsetzungskraft. Ansonsten ist er im Aufbauspiel aber durchaus souverän gewesen und man erkannte nicht, dass dort ein junger Spieler auf dem Feld stand. Wie das alles unter starker Bedrängnis aussieht wird man sehen müssen, aber das Wichtigste - souveränes Pass- und Aufbauspiel und die notwendige Ruhe - bringt er vom Grundsatz her mit, also darf man vorsichtig optimistisch sein.

Das Defensive Mittelfeld:

Hier kann man es wirklich kurz halten. Busquets spielte solide seinen Part, aber eben auch nicht mehr. Er wurde viel gesucht, spielte die Bälle an seine Nebenmänner weiter und wurde in der Defensive nicht allzu sehr gefordert. JdS fällt im Vergleich zu Sergio etwas ab, auch gestern, weil er einfach nicht seine Präsenz und Souveränität ausstrahlt. Doch war sein Spiel ansonsten nicht schlecht - ein krasser Fehlpass ist mir allerdings in Erinnerung geblieben, was aber auch nicht zu hoch gehängt werden darf -, hier spielt vielmehr der grundsätzliche Eindruck die entscheidende Rolle, also seine (abfallende) Präsenz und Sicherheit auf dem Platz.

Das Zentrale Mittelfeld:

Sergi Roberto spielte wieder einen soliden Part, unauffällig aber doch präsent. Man konnte deutlich erkennen, dass er den Xavi-Part ausfüllen sollte und dementsprechend so agierte. Er holte die Bälle auch von weiter hinten ab und war stets ballfordernd unterwegs, allerdings bestimmt er weniger das Tempo des Spiels. Er kann sicherlich auch einen auffälligeren Part übernehmen und mehr das vertikale Spiel suchen - was er auch immer mal wieder getan hat gestern -, doch ich gehe stark davon aus, dass seine Rolle von Tito etwas abgesteckt wurde und Sergi für die Ballsicherheit im Spiel verantwortlich war. Was ihn wertvoll macht ist auch sein starkes Pressing und die Spielintelligenz ohne Ball, das erwähne ich zwar immer wieder aufs Neue und werde es auch weiterhin noch ab und an erwähnen, aber das fällt vielleicht auch nicht unbedingt auf, wenn man sich nicht so sehr mit der Spielstruktur beschäftigt.
Rafinha bildet da in gewisser Weise den Gegenpart. Er spielt auffälliger und sucht verstärkt das Risiko. Das führt einerseits zu mehr Offensivszenen und tollen Momenten, andererseits auch zu mehr Fehlern im Pass- und Aufbauspiel und damit unnötigen Ballverlusten. Er ist generell ab und an etwas unkonzentriert, aber natürlich von seinen Anlagen überragend und auch stets gewillt Gas zu geben und auch seine Defensivaufgaben zu erfüllen. Auch an ihm wird man noch viel Spaß haben, wenn man ihn integrieren kann.
Xavi spielte in den letzten 30 Minuten äußerst unauffällig, das kann man kaum fundiert bewerten. Cesc dagegen agierte auffälliger und hatte auch ein paar Offensivaktionen. Zwei eigenen Abschlüsse aus der Distanz - ohne dabei großartig Gefahr zu versprühen - und ein paar schöne Spielverlagerung im Offensivspiel sowie mit dem Versuch, in die Räume hinter der Abwehr zu spielen. Aber wie gesagt, eine halbe Stunde reicht auch hier kaum für ein fundiertes Urteil. Doch es ließ sich schon erkennen, dass er wohl mit ordentlicher Form ins Spiel gehen konnte, was natürlich die Hoffnung auf einen guten Saisonstart von ihm wachsen ließ.

Die Außenstürmer:

Afellay fiel abermals etwas ab, er wirkte wenig ins Spiel eingebunden und konnte auch kaum Akzente setzen. So spielt er sich nicht in eine gute Ausgangslage, er knüpfte an seine Leistungen in der bisherigen Vorbereitung weiter an. Alexis war etwas präsenter, ohne gleichzeitig sein vollen Potenzial aufblitzen lassen zu können. Das war aber - was man auch Afellay wenigstens etwas zugute halten muss - auch ein Spiel mit wenigen Torszenen und damit etwas undankbarer für die Offensive. Alexis fiel noch einmal durch eine Schwalbe auf und ich hoffe, dass ihm das ausgetrieben wird. Nach Ansehen der Wiederholung wird auch deutlich, dass er nicht wegrutschte - was man durchaus zunächst annehmen konnte - und selbst wenn, hätte er nicht mit seiner Gestik auf dem Boden sitzen dürfen.
Später kamen dann Tello und Pedro ins Spiel. Beide waren engagiert, wie man es von ihnen gewohnt ist, hatten aber keine besonderen Momente im Spiel. Tello vergab wieder einmal viel zu überhastet, arbeitete dafür in zwei Situationen wirklich stark zurück und der Vorteil seiner Grundschnelligkeit für das Umschaltspiel (von Offenive in die Defensive) wurde deutlich. Pedros Leistung kann eigentlich mit dem obigen Satz abgeschlossen werden, da gibt es nicht mehr viel zu sagen.

Messi:

Ihm gelang in diesem Spiel nicht sonderlich viel, das kann man attestieren. Einmal verpasste er zudem das Abspiel auf den deutlich besser positionierten Sergi Roberto und entschied sich fälschlicherweise für den eigenen Abschluss aus spitzem Winkel. Oftmals ließ er sich extrem weit zurückfallen und holte die Bälle zum Teil im defensiven Mittelfeld neben Sergio (!) ab, um das Aufbauspiel zu gestalten. Dass er sich gerne zurückfallen lässt, wissen wir bereits, dass er es aber gestern so extrem machte, war wohl auch dem Fehlen Xavis geschuldet. Eventuell hat Tito das auch vorher angesagt, denn Sergi Roberto oder Rafinha stießen in diesem Fall automatisch in die Spitze und sorgten so für eine Anspielstation an dieser Stelle. Da muss man schauen, wie es sich in den Pflichtspielen mit der nominellen A-Elf darstellen wird. Messi kann also definitiv noch deutlich mehr zeigen, aber um ihn muss man sich wahrlich keine Sorgen machen nach seinen letzten Saisons sowie seinem Leistungsvermögen - er wird schon wieder in Form sein zur Saison, außerdem hat er dann mit Cesc/Iniesta/Xavi/Alba nochmals einen Vorteil im Vergleich zu dem Spiel gegen Paris, wo er einfach auch nicht ganz so gut in Szene gesetzt werden konnte.

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FC Barcelona – Eintracht Frankfurt – Golden State Warriors – Green Ducks

Dieser Beitrag wurde zuletzt von The-Power am 05.08.2012 um 14:25 Uhr bearbeitet
FC Barcelona |#2
11.08.2012 - 21:42 Uhr
Mal was anderes: häufig sehen sich Culés mit Vorurteilen gegen die Spielweise Barcas konfrontiert und ebenso häufig haben die betreffenden Personen keine Ahnung, was es mit der Barca-Philosophie auf sich hat. Daher habe ich eine kleine Einführung in unser taktisches Grundkonzept verfasst mit der Hoffnung, die wahre Bedeutung unseres Spielstils und den wahren Grund für unsere Dominanz zu erläutern - vielleicht ist es für den ein oder anderen ja interessant.

Das Offensiv- und Gegenpressing:

Viel wird auf unser tiki-taka geschaut und zumeist wird auch daran unser dominanter Spielstil charakterisiert. Doch handelt es sich hierbei nur um ein Teil des Gesamtkonstrukts, das so viel Erfolg bringen konnte. Entscheidender ist das Offensivpressing unseres Teams, denn damit beginnt unsere Phase der Dominanz. Von Offensivpressing ist grundsätzlich dann zu sprechen, wenn das Pressing in der gegnerischen Hälfte greift beziehungsweise - anders ausgedrückt - ein aktives und weniger reaktives Pressing vorliegt.
Jeder Philosophie liegt eine fiktive Grenze auf dem Spielfeld zugrunde, ab der der Gegner attackiert wird. Das Besondere an unserem Spiel ist also nicht, dass es so eine Grenze gibt, sondern wo sie gezogen wird. Bei defensiv kompakten Mannschaften liegt diese Grenze meist einige Meter Mittellinie. Der Bereich des Pressings wird möglichst klein gehalten, damit die Kompaktheit gewährleistet wird und der Gegner möglichst wenig Raum für Pässe nach vorne zur Verfügung hat. Noch weiter in die Defensive lassen sich die Mannschaften dagegen selten fallen, damit die Gefahr dennoch weit genug vom Tor ferngehalten wird. Die Gegner müssen also gedrängt werden, wenn man noch näher zum gegnerischen Tor vordringen möchte und genau so sieht letztlich unser Spiel aus - kompakte Gegner, die durch das Kurzpassspiel jedoch noch weiter nach hinten gedrängt werden müssen, um Gefahr für den Gegner entstehen zu lassen. Wieder andere Teams ziehen die Grenze etwas vor die Mittellinie um den Spielaufbau des Gegners stärker zu restringieren, ohne jedoch ein Mindestmaß an Kompaktheit zu unterschreiten. Die fiktive Grenze des Barca-Spiels liegt dagegen je nach Situation 20-35 Meter von der gegnerischen Grundlinie entfernt, also etwa Sechzehner-Höhe bis Mitte Sechzehner/Mittellinie. Damit unterscheidet es sich stark von den bisher erwähnten Varianten, weil hier - konträr zur erstgenannten Variante - die eigene Kompaktheit in Gefahr gebracht wird um den Spielaufbau des Gegners frühzeitig zu unterbinden. Hierbei orientieren sich die Spieler zu einem Fixpunkt und setzen den Gegner unter Druck, um ihn zu Abspielfehlern zu zwingen. Wichtig ist daher, dass das Offensivpressing wie auch das Gegenpressing (in unserem Spiel in aller Regel Offensivpressing nach Ballverlust) nicht von der gegnerischen Mannschaft umspielt werden kann. Denn dann geht die Kompaktheit verloren, das ist das oben beschriebene Risiko, das man eingeht. Die Kompaktheit an sich ist für die Art des Offensivpressings zwar noch elementarer als bei anderen Variationen, allerdings handelt es sich auch um eine andere Kompaktheit - nämlich Kompaktheit in einem kleineren Bereich mit folglich weniger Spielern, wo jedoch immer noch deutlich weniger Entfaltungsmöglichkeiten für den gepressten Spieler gegeben sein dürfen, als im Defensivpressing. Man muss es noch enger machen, damit das Offensivpressing erfolgreich mit Balleroberung abgeschlossen und nicht umspielt werden kann.
Hier kommt der zweite gravierende Unterschied verschiedener Pressingtypen zum Tragen: die Intensität. Ist der Raum des Pressings enger und weit in der Hälfte des Gegners, steht man in der Hintermannschaft zwangsweise offener, lässt mehr Räume entstehen. Das Umspielen des Pressings ist aus diesem Grund das größte Risiko und daher muss das Offensivpressing in höchster Intensität ausgeübt werden. Als gemäßigtes Pressing kann das Anlaufen der Gegenspieler angesehen werden, die dort nicht allzu sehr unter Druck gesetzt und dennoch zu Abspielen genötigt werden. Gemäßigtes Pressing führt aber in aller Regel nicht zu Ballbesitz und ist dafür auch gar nicht vorgesehen. Es dient vielmehr dazu, den Gegner 'zu stellen' und in eine Situation zu bringen, in der intensiveres Pressing ausgeübt wird, zumeist in Teilen des Spielfelds mit hoher Grundkompaktheit (also vor allem außen, wo das Spielfeld automatisch eingeengt wird durch die vorgegebene Richtung an der Linie - nämlich die Mitte - wohingegen Pressing in der Mitte schwieriger zu gestalten ist, weil der 'Optionsraum' für den zentralen gegnerischen Spieler größer ist). Barca hingegen lässt das Offensivpressing so intensiv wie kein anderer Verein der Welt spielen und beabsichtigt damit, dem Gegner möglichst wenig Raum für Aktion zu lassen und selbst möglichst wenig reagieren zu müssen. Agieren statt reagieren, lautet also das Credo. Das ist auch ein Grund warum die Ballbesitztwerte so hoch sind - man will selbst spielen und den Gegner möglichst nicht dazu kommen zu lassen.

Der Ballbesitzfussball:

Der Ballbesitzfussball soll nicht einschläfernd auf den Zuschauer wirken, aber durchaus den Gegner ermüden. Denn das Prinzip der Aktion führt unweigerlich dazu, dass der Gegner reagieren muss. Während Barca also den Ball laufen lässt, lassen sie zugleich den Gegner laufen. Man kann sagen, dass der spielerische Teil die 'Erholungsphase' im Vergleich zum konditionell anspruchsvollen Intensivpressing darstellt. Im Ballbesitz hat man selbst die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen und die eigenen Vorstellungen umzusetzen. Die Phase des Ballbesitzes gestaltet sich bei Barca häufig länger als bei anderen Spitzenmannschaften, was mehrere Ursachen hat. Zum einen ist der Gegner allgemein sehr defensiv eingestellt, weil zu viele Spieler mit überragenden Fähigkeiten auf dem Platz stehen, die jeden gebotenen Raum eiskalt auszunutzen wissen. Zum anderen führt das permanente Offensivpressing dazu, dass der Gegner in die Defensive gedrängt ist und daher das Spiel zunächst aufgebaut werden muss, bis sich die Chance für die entscheidende Aktion bietet. Das ist im Endeffekt auch der Clou des Ballbesitzspiels. Man wartet auf die passende Chance und spielt notfalls den Ball auch solange in den eigenen Reihen, bis sich diese Chance ergibt. Diese Chance ergibt sich aber nicht von sich aus, was ein aktives Spiel der Spieler ohne Ball voraussetzt und nicht selten von Fussballanhängern gerne übersehen wird. Man sucht demnach nicht überstürzt den Abschluss durch Flanken oder Fernschüssen, sondern will auch weiterhin Herr der Lage sein. Diese konfortable Situation gibt Barca nicht gerne auf. Das liegt nicht nur daran, weil man nicht das entsprechende Spielermaterial dazu hat, sondern weil dem Ganzen tiefgreifende taktische Überlegungen zugrunde liegen.
Hat man den Ball etwa im Mittelfeld in den eigenen Reihen oder spielt um den Sechzehner, hat man seine Gegner vor sich. Auf den ersten Blick ein Nachteil, versperrt es doch den freien Weg zum Tor des Gegners. Doch bei genauerer Betrachtung steckt dahinter ein System der präventiven Gegenpressing-Situation, die man stets aufrecht erhalten möchte und womit die Brücke zum oben Geschriebenen geschlagen wird. Spielt man einen Fehlpass in den Raum, kann die Mannschaft sofort aktiv werden und das Gegenpressing einleiten um den Gegner am kontrollierten Aufbauspiel zu hindern und selbst wieder in Ballbesitz zu kommen. Dies geht nur, weil sich der Gegner grundsätzlich nicht im Rücken des Teams befindet. Anders etwa bei Flanken, wo eine Abwehr der Flanke zu gefährlichen Unterzahl- oder Gleichzahl-Kontern führen kann und jede Pressingmöglichkeit bis auf Weiteres vernichtet wird. Bei einem Torabschluss außerhalb des Strafraums ist es ähnlich, auch dort gibt man eine komfortable Situation des Ballbesitzes auf und läuft Gefahr, dass der Gegner den Gegenangriff schnell einleitet und die Offensive damit beschäftigt, zurück zu laufen anstatt von vorne auf den Ballführenden zu pressen. Man versucht also seine Chancen so herauszuspielen, dass sie für große Gefahr sorgen und zugleich gewährleistet ist, dass die Möglichkeit des Pressings bei Ballverlust existiert. Es gibt diese langen Ballstafetten nur, um effizient den Torabschluss zu suchen und sich nicht selbst durch Hast in Bredouille zu bringen. Übringens liegt der Grund für den ab und an etwas langsamen und nicht auf hohe Vertikalität ausgelegten Spielaufbau auch darin, dass man bei riskanteren Flachpässen aus der eigenen Hälfte keine gute Gegenpressingsituation bei Ballverlust vorfindet und den Gegner zudem nah vor dem eigenen Tor in Ballbesitz kommen lässt. Bei hohen Pässen wäre das Effizienzprinzip ad absurdum geführt, man gäbe also den Ball häufig ab, ohne dass die Wahrscheinlichkeit, zu einem vielversprechenden Torabschluss zu kommen, besonders hoch wäre.
Zu beachten ist dennoch, dass auch Barca die Chance des schnellen Abschlusses und Umschaltspiels nutzt, wenn sie sich bietet. So wird nahezu immer, wenn der Gegner den Ball in der Hälfte Barcas verliert, umgehend geschaltet und wenn möglich schnell der Abschluss gesucht. Nur gibt es diese Situation aufgrund der oben erwähnten Aspekte vergleichsweise selten und deshalb wird der Spielstil von gegnerischen Anhängern oftmals mit einem Stigma belegt, das so nicht gerechtfertigt ist.

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Klar ist aber, dass dies nur einen marginalen Ausschnitt des theoretischen Konstrukts, was sich Barca-Philosophie nennt, darstellt. Man könnte es um etliche Punkte erweitern, auch auf den heutigen Kader anwenden und zudem könnte man die angesprochenen Aspekte noch deutlich intensivieren - aber damit wäre man hier wohl auch falsch, also gibt es hier nur den kleinen Teilabriss. ;)

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FC Barcelona – Eintracht Frankfurt – Golden State Warriors – Green Ducks
FC Barcelona |#3
24.08.2012 - 21:56 Uhr
Um nochmal die Valdes-Thematik aufzugreifen:

Klar hat er gestern einen schlimmen Fehler gemacht, klar geht der Gegentreffer auf seine Kappe. Allerdings sollten sich alle Barca-"Fans" hier schämen, die gleich einen neuen Torwart haben wollen.

Es ist doch die so geschätzte Spielweise Barcas, die Valdes dazu "zwingt" den Ball nicht gleich einfach rauszudreschen, sondern einen kurzen Pass zum Mitspieler zu suchen. Der Hauptfehler war Valdes Ballannahme, welche wirklich schlecht war (zu weit vorgelegt), danach wars halt schwer für ihn - als Torwart - gegen einen Spieler wie Di Maria.

Man muss es aber anders sehen: Wie viele Gegentore kassiert Valdes wenn er den Ball ordentlich annimmt und dann zu einem Verteidiger passt? Nicht besonders viele, außer er passt den Ball eben zum gegnerischen Mitspieler (ironischerweise ebenfalls Di Maria beim vorletzten Clasico).

Aber wie viele Gegentore kassiert Valdes wenn er den Ball einfach nur rausschlägt? Sicherlich mehr, denn man muss bedenken dass alle offensiven Barcaspieler (Xavi, Iniesta, Pedro, Messi, Sanchez) 1,70m groß sind und von fünf Kopfballduellen eventuell eins gewinnen. Der Ball kommt dann viel öfter zurück und auch dem Ballbesitzspiel würde es nicht sonderlich gut tun.

Natürlich wäre für Valdes das einfache Rausschlagen nützlicher, da er dann deutlich seltener einen groben Fehler wie gestern machen könnte - für das Team wiederrum wäre das aber ziemlich kontraproduktiv.

Besser als Casillas ist er natürlich nicht, aber es ist für mich kein Zufall dass Valdes - mit und durch seiner an sich riskanten Spielweise für einen Torwart - die letzten 4 Spielzeiten die wenigsten Gegentreffer in der Liga kassierte. Er hat nunmal aus früheren Zeiten den Fliegenfängerruf - so wie Gomez nach dem Österreichspiel ein Chancentod ist, usw. - da vergessen viele Leute dass er uns auch oft wichtige Punkte rettet.
FC Barcelona |#4
05.09.2012 - 20:32 Uhr
Zitat von Jugendspieler:
Zitat von Goraan:
http://www.todomercadoweb.es/?action=read&id=18630

cesc ist nicht ganz zufrieden mit seiner rolle
aber wer ist das schon als bankspieler



Dann soll er halt vernünftig spielen,dann wird er auch öfter eingesetzt. Enttäuscht mich bisher maßlos. Langsam,behäbig. Das ist nicht der Cesc aus der Arsenal Zeit.

Cesc' Hinserie in der letzten Saison war stark, in der Rückserie hat er die Dinger einfach nicht mehr reingemacht. Seine EM war auch absolut in Ordnung, streckenweise sogar sehr überzeugend. Nun kommt er in die neue Saison, merkt dass der Trainer nicht so auf ihn setzt wie erhofft, liefert ein schlechtes Spiel ab (das letzte Spiel war keineswegs schlecht) und plötzlich heißt es 'das ist nicht der Cesc aus der Arsenal Zeit'!? Natürlich ist er das nicht, denn dort standen alle hinter ihm und er war unangefochtene Führungsfigur, hatte das stärkere Vertrauen und es wurde ihm deutlicher gemacht, dass er gebraucht wird. Auch lag ihm das Spielsystem mehr, er war eben die zentrale Figur in der Offensive. Trotzdem integrierte er sich zu Beginn sehr gut und konnte immer wieder zeigen, welche herausragenden Qualitäten er hat. Und nun, nach zwei Spielen in der neuen Saison, wird hier ohne Maß abgeurteilt. Wenn es im direkten Umfeld ähnlich abläuft dann mal Prost, denn das ist eben genau das, was er zur Zeit nicht gebrauchen kann.

Wenn man weiß was er kann und wie viel Potenzial er hat - und da waren sich bisher immer alle einig, dass es 'ne Menge ist - dann gibt man ihm in dieser Saison etwas mehr Zeit als nur zwei Spiele. Das können viele User wohl nicht, warum auch immer - aber die Fahne dreht sich im Wind, Villa war immerhin auch lange als 'Chancentod' abgestempelt und nun, nach seiner Verletzung, wird er als eine Art 'Heilsbringer' angepriesen, mit dem man die letzte Saison schließlich ganz anders abgeschlossen hatte. Bis er eben wieder regelmäßig spielt und wieder in ein Loch fällt, dann gibt es die nächste 180°-Drehung. Oder Tello, auch ein tolles Beispiel. Erst der Wunderknabe, jeder wünschte ihn sich in die Startelf. Dort enttäuschend, plötzlich wurde ihm teils sein gesamtes Talent abgesprochen. Dann spielt er wieder und zeigt im ersten Saisonspiel eine extrem gute Leistung, da wird dann groß angepriesen, dass er seinen Spielstil variiert und Tito im Sommer sicherlich eine Wende bei ihm erreicht hätte, nur um beim nächsten schlechten Spiel wieder in das alte Muster zurückzufallen. Da soll noch einer die spanische Presse für ihre extremen Ansichten verteufeln - die wissen wenigstens, dass sie häufig polarisierenden Blödsinn schreiben und müssen überspitzen, um der Sensationsgeilheit gerecht zu werden. Macht das Ganze zwar nicht wirklich besser, aber immerhin ist man sich dort dessen bewusst...

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FC Barcelona – Eintracht Frankfurt – Golden State Warriors – Green Ducks
FC Barcelona |#5
06.09.2012 - 01:49 Uhr
Zitat von Lionel10:
Cesc hatte seine beste Zeit bei uns in seinem ersten Halbjahr, als Pep viel mit dem 3-4-3 experimentierte. Da haben er und Messi ein tolles Duo als quasi "False 9 und 10" sozusagen. Da hat er auch seine Tore erzielt und toll mit Leo harmoniert.
Für ihn ist es auch etwas unglücklich, dass Tito wieder ein klares 4-3-3 spielt, da gibt es keine Position, die perfekt für ihn passt. Am ehsten vielleicht noch Messi's Rolle, aber Leo auf den Flügel ziehen ist eigentlich blödsinn. Könnte man Situationsbedingt machen, wenn ein Team die Mitte komplett dicht macht.

Er kann sicher auch auf der Xavi oder Iniesta Position spielen, das aber (noch) nicht so gut wie die beiden Genies. Gegen extrem tief stehende Teams wäre eventuell sogar ein Einsatz auf der 6 denkbar. Für den Flügel fehlt es an Speed.
Aber er ist ja noch relativ jung und vielleicht wächst er noch in die Xavi Rolle. Ich hoffe es jedenfalls!

Optimal könnte eine Rochade mit Messi sein, der sich speziell in dieser Saison häufig und gerne ins ZM zurückfallen lässt um sich Bälle zu holen und das Spiel verstärkter zu dirigieren. Dadurch fehlt im Sturmzentrum logischerweise eine Anspielstation, die durch das Drängen Messis in die Schaltzentrale eigentlich von einem ZM geboten werden müsste. Genau dafür scheint Cesc prädestiniert, vor allem wenn Messi ihn in der Mitte findet und in gewohnter Manier mit Tempo vorstößt, kann Cesc ihn sehr gut - wie schon bewiesen - einsetzen. Ist Messi vorne, spielt Cesc eben etwas abfallend und dirigiert das Spiel mit seinem Partner aus dem Zentrum. Schießlich kann er auch die Außenbahnspieler mit Schnittstellenpässen einsetzen, eine seiner größten Fähigkeiten, für die man jedoch auch etwas Selbstvertrauen und Vertrauen von Mitspielern und Trainern benötigt - sonst spielt man vielleicht doch lieber den einen oder anderen 'Sicherheitspass', um nicht unnötig negativ aufzufallen.

Diese Überlegungen führen zwangsläufig zur Rolle Iniestas in dem System. Hier werden Iniesta und Xavi als eindeutige Zentrumsspieler angesehen - grundsätzlich korrekt, doch Iniesta muss dafür nicht zwingend im zentralen Mittelfeld agieren. Iniesta hat überragende Qualitäten, die allerdings 'Risikosituationen' bedingen um sie einzusetzen, in denen er etwa ins Dribbling geht. Das endet auch des Öfteren in Ballverlusten, die im zentralen Mittelfeld schwerer wiegen. Das ist Iniestas Spielstil und nur deshalb spielt er so gute Spiele, weil er diese Situationen nutzt und etwas Unerwartetes, etwas Brillantes kreiert. Technisch ist Iniesta perfekt, weshalb er sicherlich im zentralen Mittelfeld auch weniger Ballverluste haben könnte, wenn er etwas risikoärmer spielt - doch das soll er gar nicht, das Risiko macht die Situation erst gefährlich für den Gegner. Er kann auch als LA in die Mitte stoßen, zugleich kann er aber eben besser ins Risiko gehen. Das ist aus zwei Gründen möglich:
1. Alba interpretiert seine Rolle wie erwünscht offensiv, hinterläuft Iniesta häufig und agiert damit zu weiten Teilen als Flügelspieler. Dadurch erhält man die Breite im Spiel und gewinnt zugleich eine neue Option - nämlich Albas Flügelspiel -, die bei Spielen mit veritablen Außenstürmern nur sehr sporadisch greifen kann. Man hat somit quasi eine Option in der Offensive mehr, weil sich LA und LV zugleich in den Angriff einschalten können. Die EM hat doch gezeigt, wie überragend Iniesta in Kombination mit Alba auf der linken Außenbahn agieren kann.
2. Wir spielen ein fluides Offensivsystem, gerade wenn Messi aufläuft. Gesetzt ein Spieler hält sich in der Sturmzentrale auf, so entsteht nicht weniger Platz im Zentrum. Denn bisher ist das Sturmzentrum oftmals gar nicht besetzt, sodass sich im Endeffekt - mit Iniesta auf LA und Cesc als false-9, wenn Messi sich abfallen lässt oder eben vice versa - genauso viele Spieler im gleichen Raum tummeln wie bisher, nur das in der Spitze eine weitere Anspielstation existiert. Wenn das System im Laufe des Spiels zudem häufiger die Züge eines verkappten 4-1-3-2 (mit 3 ZM-tauglichen Spieler, also in dem Beispiel Xavi + zwei weitere Spieler aus Messi, Cesc und Iniesta) annimmt, kann entsprechend auf der Seite, die im Ballbesitz ist, problemlos Überzahlsituation geschaffen werden und der jeweilige nach Außen gerückte zentrale Mittelfeldspieler agiert in dieser Situation zwar nominell aus Außenbahnspieler, ist aber dennoch direkt im Spiel involviert und letztlich ist es doch genau dieser Grund, der für die Argumentation 'X muss ins ZM' herhalten muss.

Bisher habe ich noch von keinem vehementen Befürworter des 'Iniesta-gehört-ausschließlich-ins-zentrale-Mittelfeld'-Dogmas stringent dargelegt bekommen, weshalb Iniestas Spiel als LA in der oben geschilderten Interpretation an Qualität einbüßen würde. Vielleicht weil ich nicht genauer nachgefragt habe, dann hole ich das hiermit eben jetzt nach. Vielleicht fühlt sich ja der Eine oder Andere gekitzelt, immerhin behaupte ich sogar tendenziell eher das Gegenteil - nämlich einen besseren Iniesta - und das dürfte sich sich mit dem hier oftmals offenbarten Paradigma vieler User doch etwas beißen. Na dann, ich warte gespannt.

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FC Barcelona – Eintracht Frankfurt – Golden State Warriors – Green Ducks

Dieser Beitrag wurde zuletzt von The-Power am 06.09.2012 um 01:51 Uhr bearbeitet
FC Barcelona |#6
06.09.2012 - 14:50 Uhr
Zitat von sosuard:
Leute,Leute.Bitte überdenkt mal so manchen Kommentar, bevor ihr ihn postet.5 Minuten länger tun nicht weh.

Nach einem Spiel kann,darf und soll man ruhig Spieler aus seiner eigenen Sicht bewerten.
Und wenn Spieler x oder y an diesem Spieltag nicht besonders oder richtig mies spielt, ist es doch in Ordnung dies zu äußern.
Das sollte aber keine generellen Diskussionen über den Spieler nach sich ziehen die eventuell darin gipfeln das Spieler x jegliche Klasse abgesprochen wird.Dazu braucht es mehr als 2-3 Spieltage.

Zum konkreten Fall Cesc-ja -er ist noch nicht in der Form die uns allen vorschwebt.
Aber in seinem ersten Halbjahr hat er gezeigt wie wichtig er für uns sein kann.
Das wird wieder.

Ich persönlich habe z.B auch die ersten Spiele von Alexis als nicht gebügend angesehen und dies auch geäußert.Dies ist meiner Meinung nach so und damit auch Punkt.
Bei ihm bin ich aber genauso der Meinung das er auch wieder sackstarke Spiele abliefern wird.

Pedro hatte nach seinen ganzen Verletzungen auch lange zu kämpfen und oft schwache Spiele abgeliefert. Inzwischen sieht man das er wieder auf dem besten Wege ist.
Und gerade bei ihm war nicht nur eine berechtigte Spielkritik zu lesen gewesen, sondern
lange auch ein Absprechen seiner Qualität insgesamt.
Und diese Aussagen kamen nicht von weißhemdchen oder Symphatisanten anderer Vereine sondern von usern die das Wappen von "més que un club" durch die Gegend tragen.


Endlich mal jemand der es ausspricht. Diese Diskussionen sind wirklich schlimm geworden. Letztes Jahr bei Pique, Alves, Pedro und sogar Messi wurde ja teilweise nach dem CL Halbfinale die Klasse abgesprochen. Jetzt sind es Valdes, Alexis, Cesc oder Adriano(nach dem Realspiel).

Cesc hat mMn ein gutes Spiel gemacht gegen Valencia. Was ihm fehlt ist im Moment die Ruhe beim Abschluss. Das er kein Xavi- oder Messiverschnitt ist dürften wohl alle wissen aber man hat doch letztes Jahr in der Hinrunde gesehen wie gut er zu uns passt und welche Klasse er hat. Und wenn er alle Chancen gegen Chelsea und Real guntzt hätte wäre er jetzt der große (Messi)as. ;)

Ebenso Alexis. Er schießt im Moment zu wenig Tore aber es gibt wenige Spieler auf seiner Position, die so viel für die Mannschaft arbeiten. Und man darf nicht vergessen das er durch seine Vorlage auf Messi in Pamplona großen Anteil an den drei Punkten hatte.

Zu Valdes: Er ist ein sehr guter Keeper der uns schon so oft den A**** gerettet hat. Wenn man sich an Rom 2009 zurück erinnert, wo wir in der Anfangsphase(ersten 10 Minuten) sehr schwach waren aber er uns die "0" gehalten hat und dann Messi, Eto und Xavi diese Gala aufziehen konnten. Oder gegen Chelsea damals, im Halbfinale. Oder jetzt eben wieder gegen Real im Supercopa Rückspiel. Seine Patzer sind unnötig aber die haben alle Keeper drin(Neuer, Cech und sogar Casillas). Ich muss aber sagen, das ich mir in der Situation nach dem Dribbling( :ugly ) gegen Di Maria auch kurz jemand anders zwischen die Pfosten gewünscht hatte. :p Wenn man die Situation aber nüchtern betrachtet kann sowas auch jedem anderen Keeper passieren.

Zitat von sosuard:

Meine Meinung: Spielkritik ja-aber mit Grundsatzdiskussionen sehr vorsichtig umgehen, ...................................solange es sich nicht um hochgeschossene Balkanschweden handelt.



:D

Wobei man selbst bei ihm sagen muss das er in der Hinrunde damals sehr gut gespielt und oft genetzt hat. Wenn ich mich da an das Tor gegen Real erinnere nach dieser wahnsinnigen Alves Flanke. :o
FC Barcelona |#7
06.09.2012 - 15:10 Uhr
@The Power

Ich muss gestehen, dass ich aus deinem Post nicht ganz herauslesen kann, ob du nun ein Befürworter der "Iniesta nur im ZM"-Linie bist oder nicht. Deswegen lege ich einfach mal meine Meinung über Don Andres' Rolle im Barca-System dar:

Dank Iniestas Technik kann er die Vorzüge und Praktiken eines klassischen ZMs auch auf den Positionen LM bzw. LA hervorragend zur Geltung bringen. Es stellt sich nun die Frage, warum Iniesta fast immer (nur) auf diesen Feldquadranten festgeschnallt scheint. Meiner Meinung nach heißt der Grund Xavi. Barcas Dirigent hat zwar ebenfalls ein außergewöhnliches Ballgefühl, scheint sich aber ausschließlich im tatsächlichen ZM wohl zu fühlen. Somit sind die zentralen Schaltstellen mit Xavi und dem jeweiligen DM belegt. Würde Iniesta nun ebenfalls in diesen Raum laufen, hätte Barca das selbe Dilemma wie es Spanien teilweise hat. Und zwar 3 Akteure, die sich unentwegt auf den Füßen stehen und die Außenpositionen vernachlässigen. Eben dies führt dazu, dass Iniesta seine unglaubliche Übersicht und Technik "nur" auf der linken Spielfeldseite zur Geltung bringen und damit auch schwerlich Mitspieler auf der dann doch weit entfernten rechten Seite in Szene setzen kann.

Ein Beispiel für Iniestas Spielweise, Führungsqualitäten und Taktgebung im tatsächlichen ZM findet ihr im Spiel Mallorca vs. Barcelona in der letzten Saison. Nach einem Ausschluss eines Katalanen (ich weiß nicht mehr wer) konnte sich Iniesta im ZM frei bewegen/entfalten, da auch Xavi nicht (mehr) am Spielfeld war. Er bot eine Show, die ihres Gleichen sucht. Er ließ einen Gegenspieler nach dem anderen stehen und hatte da auch die Möglichkeit die rechte Seite mit grandiosen Pässen zu füttern. Diese Partie werde ich meinen Lebtag nicht vergessen. Jeder User hier, der diese Partie nicht gesehen hat, sollte dies nachholen. Ein Paradebeispiel für Iniestas Fähigkeiten im tatsächlichen ZM!

Um meine Meinung auf den Punkt zu bringen:
Iniesta kann zwar dank seiner Spielweise und Fähigkeiten auch auf der LM/LA Position brillieren. Aber ich sehe ihn als tatsächlichen Spielgestalter (OM,ZM) noch gefährlicher und stärker als in seiner bisherigen Rolle. Sicher sind die Positionen bei Barca immer mit Vorsicht zu genießen und nicht wirklich feste Zonen, da die Spieler immer wieder rotieren. Doch die Rochade im Mittelfeld (also Aufgabenbereich Xavi und Aufgabenbereich Iniesta) werden zu 99% nicht getauscht. Was in meinen Augen ein Fehler bzw. verbesserungswürdig ist. Vielleicht könnte tatsächlich Cesc das fehlende Puzzlestück dazu sein!

Dieses Thema führt mich auch unweigerlich zur Causa Cesc: (Nun wieder an alle User)
Er muss erst lernen, sich auf der angestammten Xavi-Position zurecht zu finden. Das ist nur natürlich, da er in der letzten Saison anfänglich meist in dem "berühmten" 3-4-3 gesetzt war. Cesc hat einfach einen größeren Offensivdrang als Xavi. Was wahrscheinlich seiner Rolle bei Arsenal geschuldet ist. Meines Erachtens nur logisch, dass es nach Jahren auf der OM-Position Zeit braucht umzudenken.
Xavi hat bis heute, dass "Problem" manchmal zu defensiv oder inaktiv im Angriff zu stehen. Was er aber in den letzten zwei Saisonen versucht hat zu kaschieren bzw. zu verbessern. Vergleicht Scorerpunkte (vorallem Tore) ab der Spielzeit 10/11 mit denen davor. Sprich auch Xavi versucht sich weiterzuentwickeln. Und das muss Cesc eben auch. Zeit hat er noch zu genüge. Also bitte nicht zu früh urteilen oder gar verdammen!

Zusätzlich eine kleine Zukunftsvision von mir:
Sicher ist es immer schwer zu sagen, was wirklich passieren wird. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass sich Don Andres neben Fabregas in Zukunft mehr in Richtung Zentrum bewegen kann als neben Xavi. Da wie schon oben erwähnt, sich Xavi stehts mit dem DM in der Zentrale aufhält und Iniesta so die Luft in diesem Spielfeldbereich zur freien Entfaltung nimmt.
Dieses Dilemma könnte mit Cesc verschwinden, da er gerne mal weiter nach vorne stößt und/oder auch auf die Seiten ausweichen kann, was Xavi nur selten bis gar nicht tut. Sprich, es würde dem Barcaspiel mehr Möglichkeiten durch weitere Rochaden im Mittelfeld bieten. Also wieder ein Fünkchen weniger ausrechenbar.
Auch deswegen habe ich kaum eine Befürchtung, dass sich Cesc nicht restlos ins Barcasystem integrieren wird. Er wird seinen Platz finden. Davon bin ich überzeugt. Auch wenn es erst nach der Ära Xavi der Fall sein sollte.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von pensacola am 06.09.2012 um 15:19 Uhr bearbeitet
FC Barcelona |#8
06.09.2012 - 18:23 Uhr
Ich habe deinen Post nochmal gelesen. Du behauptest Iniesta sollte auf dem Flügel spielen, weil er vom Typus her risikoreicher agiert. Du meinst dass er dribbelt, was zu Ballverlusten führt.

Dem Punkt muss ich schonmal vehement widersprechen. Iniesta ist nach Xavi der ballsicherste Spieler im gesamten Barcelona-Kader. Letzte Saison hat er eine Passgenauigkeit von 90 % erreicht (obwohl er sogar häufig in der ungeliebten Flügelposition ganz weit vorne eingesetzt wurde). Fabregas 87 %. TROTZ Dribbeleinlagen von Iniesta und "risikoreichem" Spiel. Selbst Messi verliert den Ball mal unnötig (was z. B. zu Drogbas Tor letzte Saison führte). Iniesta tut das aber nahezu nie. Er ist der intelligenteste Dribbler der Welt und weiß wann er ins 1 gegen 1 zu gehen hat und wann nicht. Das ist für mich daher überhaupt kein Argument. Fabregas hat weit mehr Ballverluste im ZM als Iniesta, obwohl er risikoärmer spielt. Das ist nunmal statistisch gesehen Fakt und das macht Iniesta ja so großartig.

Außerdem sprichst du die Iniesta-Alba-Kombination an, die in der Roja so schön funktioniert.

Die Roja erlaubt Iniesta und Alba alle Freiheiten. Arbeloa interpretiert seine Rolle recht defensiv und die Roja ist mit Alonso und Busquets doppelt abgesichert. Barcelona ist das nicht. Alves ist genau so offensiv wie Alba, wenn nicht gar offensiver. Und Busquets ist der alleinige 6er. Zudem ist Mascherano ein Zwerg und Valdes ist nicht Casillas. Das Barca-Spiel kann also nicht so ausgelegt werden, dass die Breite alleine von den Außenverteidigern hergestellt werden soll. Da geht sämtliche Defensiv-Balance verloren. 2 Wingbacks - 1 Ballverlust - 1 langer Diagonalball und schon sieht sich Valdes alleine im 1 gegen 1 gegenüber.

Letzten Endes ist es halt doch "so einfach". Cesc statt Iniesta im ZM = schlechteres Mittelfeld. Und Iniesta statt Villa auf LA = schlechterer Sturm. Mehr Spielmacher = mehr Mittelfeld-Dominanz ist Milchmädchenrechnung à la "mehr Stürmer = mehr Tore".

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Jürgen Klopp: "Viele Spieler in Deutschland wären ja gut genug für Real. Nicht für Barcelona, für Madrid aber schon."
FC Barcelona |#9
06.09.2012 - 18:33 Uhr
Also das ist jetzt eine interessante Diskussion. Ich kann jetzt nur meine subjektiven Eindrücke wiedergeben, Zahlen oder Fakten dazu zu liefern ist ja fast unmöglich.
Aber ich emfpand Iniesta eigentlich immer im Zentrum als am stärksten. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass man das hier im Allgemeinen immer wieder liest.
Was mich bei Iniesta auf dem Flügel stört ist ein wenig die Berechenbarkeit, er sucht meistens sofort den Weg in die Mitte, wo sich dann aber schon Messi, Xavi und eventuell Cesc/Thiago tummeln. Das sind dann die Spiele, wo die Gegner die Mitte dicht machen und der geübte Barca-Basher vom "langweiligen Ballgeschiebe" spricht.
Dazu fehlt es mir bei Iniesta auch ein wenig an Speed und Explosivität, auch wenn ich ihn jetzt nicht als langsam bezeichnen würde. Er hat eine gewisse Schnelligkeit, aber sicher nicht die eines Messi, Sanchez oder Pedro.
Vielleicht ist es auch die Isolation von Xavi/Messi, die ihm dann zu schaffen macht und ihn immer wieder in die Mitte drängt - ich kann da nur spekulieren. Sanchez sucht auch sehr oft den Weg in die Mitte, was das ganze noch enger macht.
Bei Villa ist das wieder ein anderes Thema, der zieht zwar auch immer wieder nach Innen, aber bei seiner Schußtechnik (mit beiden Füßen!) und der Kaltschnäuzigkeit, will ich auch genau das von ihm sehen.
Auf den Flügeln sind mir Pedro, Alexis und Villa einfach lieber. Obwohl Iniesta auf LA mit einem Jordi Alba auf links schon wieder etwas mehr Sinn ergibt, da der Neuzugang für die nötige Breite sorgen kann. Dafür müsste sich aber Alves öfter etwas zügeln, abhängig vom Gegner natürlich.

Wie man es auch dreht, das ist ein komplizierters und spannendes Thema, ich möchte da nicht der Verantwortliche sein.
Im Moment scheint es so, als würde Cesc da ein wenig auf der Strecke bleiben und wenn man sich das Personal mal genau ansieht, erscheint das irgendwie auch am logischsten (leider). Das 3-4-3 war einfach das bessere System für Fabregas.

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SC Freiburg & FC Barcelona
FC Barcelona |#10
06.09.2012 - 20:21 Uhr
Zitat von Housemeister:
Letzten Endes ist es halt doch "so einfach". Cesc statt Iniesta im ZM = schlechteres Mittelfeld. Und Iniesta statt Villa auf LA = schlechterer Sturm. Mehr Spielmacher = mehr Mittelfeld-Dominanz ist Milchmädchenrechnung à la "mehr Stürmer = mehr Tore".

Viel zu eindimensional gedacht.

1. 'Cesc statt Iniesta im ZM = schlechteres Mittelfeld'
Und weil? Nur um das mal vollkommen vereinfacht darzustellen: nach der hier oftmals postulierten Aufstellung haben wir genau zwei Spieler im ZM sowie Messi als hängender Akteur. Zwei weitere Spieler kleben vorwiegend an der Linie, tragen also zumindest im Aufbauspiel nicht allzu viel bei - welches logischerweise vor allem im ZM betrieben wird. Mit der Variante, in der Iniesta als ein verkappter (!) LA agiert, hat man mit Xavi, Messi, Iniesta und Cesc vier Akteure mit den Tendenz zur Mitte. Entweder Cesc oder Messi liefern dabei die Anspielstation im vorderen Zentrum, das ohne Cesc auf dem Feld häufig gänzlich unbesetzt bliebe. Also erhält man sich in jedem Fall drei Spieler im Zentrum und schafft eine offensive Anspielstation mehr, ohne dabei eine zu verlieren wenn Alba seine Stärken ausspielen darf. Wo soll da nun ein schlechteres Mittelfeld sein? Das ist es vielleicht, wenn man auf die niedergeschriebene Aufstellung schaut, Iniesta nominell auf LA findet und ihn stärker als Cesc dort findet, aber sicherlich nicht in der taktischen Ausprägung.

2. 'Iniesta statt Villa auf LA = schlechterer Sturm'
Schön übrigens, dass du das als mathematische Forme illustrieren möchtest, wir wissen aber beide, dass diese simple Darstellung kaum Gehalt aufweisen kann. Villa ist natürlich ein sehr guter Spieler und wir diskutieren hier nur über genau eine mögliche Aufstellung - ist doch klar, dass auch Thiago, Villa, Pedro, Tello usw. auf mehr als genügend Einsätze kommen und die Mannschaft dann auch anders aufgestellt sein wird. Es geht hier lediglich darum, dass Iniesta sehr wohl auf der Außenbahn effektiv spielen kann - natürlich nicht immer (!) - und Cesc auch im 4-3-3 einen optimalen Platz einnehmen kann.
Wenn man die zugrunde gelegte Aufstellung nimmt, sehe ich auch nicht die Gefahr, dass man zu wenig Tore erzielen könnte. Man kann im Angriff leicht eine Art 3-1-2-4 resp. 3-1-3-3 spielen und auch bei den Akteuren sehe ich nicht das Problem. Man hat - etwa im Gegensatz zur Roja - immernoch Messi und einen torgefährlichen Flügelspieler auf dem Feld, genauso wie bei Cesc theoretisch der Knoten wieder platzen könnte. Alleine die Tatsache, dass Messi nach dem Fallenlassen in Cesc eine Anspielstation im Sturmzentrum findet - was man immer wieder sehen kann wenn die zwei zusammen auflaufen, Cesc füllt immer die von Messi verlassene Position aus - und aus diesem Zusammenspiel Chancen entstehen, die sonst so gar nicht entstehen, weil keiner Messi den Ball wieder auflegt, ist positiv anzumerken.

Zur Mittelfelddominanz: Sicherlich kann man die Rechnung so nicht aufstellen, aber als gänzlich falsch würde ich sie nicht deklarieren. Unsere Dominanz wird größer, wenn wir ballsichere Akteure im Zentrum haben - sofern diese den Raum nicht zu eng machen - und zusätzliche Anspielstationen geliefert werden. Mit zwei waschechten Flügelspielern und einem clever zustellenden Gegner bleibt oftmals nichts anderes als ein Risikopass oder ein Quer- bzw. Rückpass mangels Alternativen. Du behauptest zudem, dass 'mehr Stürmer = mehr Tore' ebenso eine Milchmädchenrechnung sei. Korrekt, weil ein Stürmer alleine keine Tore schießen kann, außer er heißt Messi und geht alleine durch die Abwehrreihen. Doch warum forderst du so vehement Villa, nur weil Iniesta dann im ZM ran darf? Das kann ich ja kaum glauben. De facto versprichst du dir also durch einen Stürmer mehr auch einen besseren Sturm (ergo mehr Tore, nehme ich an). Also unterscheidet es sich nicht wirklich von der Rechnung, die du hier selbst ablehnst. Das aber nur so am Rande.

Zur Dreierkette: Ist es ein Problem, Alves defensiv etwas absichern zu lassen? Oder Montoya, oder Adriano, wer auch immer da spielt. Ich habe nie davon gesprochen, dass grundsätzlich beide AV gleichzeitig in den Angriff eingreifen müssen. Als gut bezahlter Fussball dürfte die Anweisung, sich bei Einschaltung Albas in die Offensive auf Höhe der Abwehrreihe zu positionieren, doch umsetzbar sein, oder etwa nicht? Zudem: wenn Alba nicht wie in der Roja agieren soll, weil angeblich zu wenig Absicherung da wäre, hätte ich eine Frage. Warum hat man ihn dann geholt und keinen Typ Abidal? Weil Alba defensiv so überragend ist? Nein, man will die Stärke Albas nutzen und das sind seine Flankenläufe. Mit Iniesta an seiner Seite kann er das optimal umsetzen, weil der zur Mitte tendiert und ihn zugleich einsetzen kann, ebenso eine sichere Anspielstation bietet. Mit einem veritablen Außenstürmer ist er in gewisser Weise verschenkt, weil er deutlich seltener seine Stärken ausspielen kann. Dann brauche ich Alba aber nicht, dann hole ich mir doch lieber jemanden, der physisch präsenter ist und seine Qualitäten in der Defensive hat. Doch Alba ist da, und das nicht ohne Grund - wenn er einschlagen soll, täte ihm das Zusammenspiel mit Iniesta mehr als gut und damit auch dem Barca-Spiel.

Übrigens würde ich auf diese Statistiken nicht allzu viel geben, weil sie viel zu viele blinde Flecke beinhaltet. Es ist bei gescheiterten Dribblings z.B. von entscheidender Bedeutung, wo diese gescheitert sind und in welcher Spielsituation, also ob die Hintermannschaft geordnet ist oder nicht. Gehe Cesc bsplw. in die meisten Dribblings, wenn er als false-9 und Iniesta, wenn er im ZM agiert, sind diese Statistiken vollkommen unterschiedlich zu bewerten - ohne nun beweisen zu können, wo die verlorenen Dribblings nun stattfanden. Ebenso kann Cesc' seine Stärken weiterhin ausspielen, wenn er seltener in Dribblings geht, man kann es also gut abstellen. Bei Iniesta ist das nur bedingt der Fall, weil dieses Risiko seinem Stil eben immanent ist und eine seiner größten Stärken wegfallen würde, was bei Cesc eben nicht der Fall wäre.
Zu guter Letzt: Iniesta ist der ballsicherste Spieler den ich kenne und er ist auch ebenfalls enorm passsicher, wenn er ohne großes Risiko spielt. Das würde ich niemals negieren, doch darum geht es mir bei der Diskussion überhaupt nicht, weil das nicht das entscheidende Element in meinen Darlegungen darstellt. Es geht nicht um Iniesta fussballerische Fähigkeiten, sondern allgemeine taktische Einschätzungen und die lassen sich nunmal nicht so einfach dadurch abkanzeln.

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FC Barcelona – Eintracht Frankfurt – Golden State Warriors – Green Ducks

Dieser Beitrag wurde zuletzt von The-Power am 06.09.2012 um 20:36 Uhr bearbeitet
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