11.06.2015 - 21:35 | Quelle: Transfermarkt.co.uk | Lesedauer: unter 4 Min.
England
Danny Ings
Liverpool zahlt für Ings 

TM erklärt: Ausbildungszahlungen im englischen Fußball

Am Anfang der Woche stellte der FC Liverpool seinen zweiten Neuzugang für die neue Saison vor: Nach James Milner (29), der ablösefrei von Manchester City an die Anfield Road wechselt, meldeten die Reds die Verpflichtung von Danny Ings (22, Foto) zum 1. Juli als perfekt. Der Angreifer des FC Burnley war ebenfalls ablösefrei, da sein Vertrag beim Absteiger zum Monatsende ausläuft. Dennoch wird der Deal für die Liverpooler nicht kostenlos sein, denn im englischen Fußball muss bis zu einem bestimmten Alter eine Ausbildungsentschädigung an den abgebenden Verein gezahlt werden. Transfermarkt erklärt, warum und wie diese Zahlung zustande kommt.


Marktwert
Danny Ings
D. Ings Mittelstürmer
9,00 Mio. €


Warum gibt es die Ausbildungsentschädigung?


Der englische Fußballverband möchte mit dieser Regel dafür sorgen, dass der Klub, der den Spieler ausgebildet hat, bei einem ablösefreiem Abgang des Spielers entsprechend entschädigt wird. Damit soll der jeweilige Verein vor finanziellen Verlusten geschützt werden, wenn dieser nicht in der Lage ist, den eigens ausgebildeten Akteur zu halten.


Bei welchen Spielern muss eine Entschädigung gezahlt werden?


Laut den Statuten der FA wird eine Zahlung an den abgebenden Verein dann fällig, wenn der Spieler am oder vor dem 30. Juni noch nicht das 24. Lebensjahr erreicht hat. Die Ausbildungsentschädigung wird dann fällig, wenn der Akteur von einem englischen Verein zu einem anderen englischen Verein wechselt.


Leistungsdaten
Danny Ings
D. Ings Mittelstürmer
FC Burnley
FC Burnley
Saison 14/15
Premier League
Spiele
35
Tore
11
Vorlagen
4


Ähnlich - jedoch nicht komplett gleich - ist es in Deutschland, wo sich nach dem Reglement der FIFA gerichtet wird. Eine Ausbildungsentschädigung muss dann gezahlt werden, wenn ein Spieler erstmals einen Profi-Vertrag unterschreibt oder wenn ein Spieler vor oder nach Ablauf seines Vertrages bis zu seinem 23. Lebensjahr in einen anderen Verband wechselt. Wäre Ings ins Ausland gewechselt, wäre demnach auch eine Ausbildungsentschädigung fällig geworden - diese wäre aber nach dem FIFA-Maßstab berechnet und worden und nicht nach dem der FA.


Zudem gibt es den FIFA-Solidaritätsmechanismus, der besagt, dass ein Verein, sofern er einen Spieler aus einem bestehenden Vertragsverhältnis rauskauft, 5 Prozent der Ablöse an die Ausbildungsvereine (zwischen 12. und 23. Geburtstag) des Spielers zahlen muss.


Wer legt die Höhe der Summe fest?


Sollten die beiden Vereine sich nicht selbst auf eine Summe einigen können, wird ein Komitee einberufen, das dann die Höhe der Ausbildungsentschädigung unter Betrachtung mehrerer Faktoren festlegt. Dieses Komitee setzt sich aus offiziellen Vertretern verschiedener nationaler Verbände zusammen: Neben einem unabhängigen Vorsitzenden nehmen auch jeweils ein Delegierter der Premier League, der Football League (Verband der 2. bis 4. Liga), des Verbandes der Fußballspieler und des Verbandes der Trainer teil.


Bei Ings versuchen sich Burnley und Liverpool aktuell ohne Komitee zu einigen. Sollten die Gespräche scheitern, würde das Komitee einberufen werden.



Wie setzt sich die Zahlung zusammen?


Jeder einzelne Fall wird individuell berechnet. Der Status der beiden involvierten Klubs spielt bei der Erhebung eine Rolle. So ist es im Fall des Wechsels von Ings für Burnley ausnahmsweise von Vorteil, kein Top-Klub mit großen finanziellem Spielraum, sondern als Aufsteiger in dieser Saison direkt wieder abgestiegen zu sein, während Liverpool langjähriger Erstligist ist und in der neuen Spielzeit im internationalen Wettbewerb dabei sein wird.


Die Höhe der Ablösesumme bei einem vorherigen Transfer fließt ebenfalls bei der Betrachtung mit ein. Burnley hatte den englischen U21-Nationalspieler im Sommer 2011 für rund 1,2 Mio. Euro vom AFC Bournemouth verpflichtet. Darüber hinaus ist wichtig, wie lange der Spieler insgesamt im Verein war. Auch Bournemouth würde in diesem Fall profitieren und eine Nachzahlung erhalten.



Ein Faktor ist auch das jeweilige neue Vertragsangebot der beiden Vereine, sofern auch der abgebende Klub mit dem Profi verlängern wollte. Burnley hatte bereits im Herbst verkündet, dass man Ings halten möchte und Gespräche führt. Doch der Stürmer hatte sich gegen eine weitere Zusammenarbeit entschieden. Sowohl Liverpool als auch Burnley machten bislang keinen Angaben über die angebotene Vertragslänge.


Außerdem muss miteinbezogen werden, ob auch noch weitere Vereine Interesse an einer Verpflichtung des Spielers signalisiert haben. Neben den Reds wurde Ings auch mit Tottenham Hotspur, Manchester United und Real Sociedad San Sebastián in Verbindung gebracht. Auch die bisher absolvierten internationalen Einsätze des Spielers fließen in die Bewertung mit ein.


Zu guter Letzt müssen auch noch die Ausgaben des abgebenden Vereins berücksichtigt werden. Zum Beispiel gehören da auch die Kosten für Training, Ausbildung und medizinische Behandlungen dazu.



Wie geht es im Fall Ings weiter?


Burnley hatte Liverpools erstes Angebot in Höhe von umgerechnet 5,5 Mio. Euro abgelehnt. Sollten sich die beiden Klubs nicht einigen können und somit das Komitee zur Tat schreiten, könnte die Summe bei rund 8 Mio. Euro liegen – immer noch unter Ings‘ Marktwert (10 Mio. Euro). Immer noch ein guter Deal: Schließlich werden englische Spieler in der Premier League normalerweise deutlich über dem eigentlichen Marktwert transferiert. Ings selbst freut sich auf seine Zukunft an der Anfield Road: „Der FC Liverpool ist ein besonderer Klub mit großartigen Spielern. Ich werde alles geben, um erfolgreich zu sein“, schrieb der Angreifer auf Twitter, der für England bei der U21-Europameisterschaft (17. bis 30. Juni) in Tschechien auflaufen wird.


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Siffi Siffi 12.06.2015 - 10:35
5,5 Millionen Euro?8 Millionen Euro? Dürfte mit EU Recht nicht vereinbar sein.
DortmunderJunge Borussia Dortmund DortmunderJunge 12.06.2015 - 08:24
Sehr informativer und interessanter Artikel.
default.jpg 11.06.2015 - 23:38
Zitat von basti191093
Zitat von Nisco
Was bei uns gezahlt wird, ist ein Witz. Schade!


Die in England verdienen ja auch ein vielfaches mehr und geben dementsprechend auch mehr für solche Dinge aus.


Hab nicht von einem England Vergleich gesprochen zwinker