Ab wann ist man ein Erfolgsfan?

05.04.2017 - 16:59 Uhr
Ab wann ist man ein Erfolgsfan? |#111
22.12.2022 - 17:11 Uhr
Zitat von beneg60
Ich sehe das Thema mittlerweile deutlich differenzierter als ich das lange Zeit getan habe.

Ich denke nämlich, dass man erstmal definieren und unterscheiden müsste ab wann man "Fan" ist und wann man "nur" Fußballinteressierter ist. Vermutlich müsste man sogar unterscheiden zwischen "Fußballfan" und "Vereinsfan".

Ich glaube zum Umdenken hat mich der Bruder meiner Lebenspartnerin gebracht.
Der ist Fußballinteressiert, vermutlich sogar Fußballfan. Aber er, Mitte/Ende 20, verfolgt den Fußball erst seit ein paar Jahren (3 bis 4 oder so). Davor hatte er mit Fußball nicht wirklich viel am Hut. Er tut das intensiv und als ich vor ein paar Wochen mit ihm beim Fußball und danach was essen war war ich auch überrascht darüber wie viel Ahnung er trotz seiner eher kurzen "Fußballhistorie" hat. Ich habe ihn dann mal gefragt mit welchem Verein er denn sympathisiert und er hat Eintracht Frankfurt genannt. Natürlich müsste man da sofort hellhörig werden, da die Eintracht aktuell "in" und zudem so erfolgreich wie seit Ewigkeiten nicht mehr ist. Vor ein paar Jahren hätte ich das vermutlich auch noch belächelt und nicht wirklich ernst genommen. Er schaut aber einfach die Spiele gerne. Er sagt z.B. auch ganz klar, dass er Spiele vom FC Bayern teilweise gut anzuschauen findet. Da sträubt sich mir als 60er eigentlich sofort alles und ich bekomme einen halben Würgreiz. tongue
Aber wieso eigentlich nicht?
Vermutlich ist es sogar so, dass uns als jahrzehntelangen Vereinsfans im Laufe der Zeit teilweise ein bisschen etwas abhanden kommt. Wir haben mittlerweile einen oftmals zu verkrampften Blick auf den Fußball und darauf was man jetzt gut und cool finden "darf" und was nicht. Vielleicht fehlt teilweise der Blick auf das Spiel an sich? Jetzt nicht, dass ich das ändern wollen würde. Ich habe meine Meinung, speziell zum FC Bayern, aber eben auch zum "großen Fußball" mit Premier League, Barca, Real, PSG, etc. Das sehe ich alles absolut kritisch und halte das auch für richtig und will und werde das nicht ablegen.
Mittlerweile ist es so, dass wenn ich entspannt wirklich nur Fußball schauen will, dann gehe ich zur Regional. oder Oberliga oder noch weiter unten. Weil ich da unvoreingenommen bin und mich auf das Spiel an sich konzentrieren kann.
Vielleicht haben einige Leute, die noch nicht so tief drin sind wie wir, bzw. die dieses extreme Vereinsfan-Ding nicht haben, diesen Blick teilweise auch noch auf den Profifußball und denken nicht bei jedem CL-Spiel, dass man das eigentlich nicht mehr schaun darf, haben nicht zu jedem Verein der 1. bis 3. Liga irgendnen Grund warum man den jetzt eigentlich nicht mehr mögen darf ("die haben ja über 3 Ecken ne Fanfreundschaft mit dem und dem Verein" oder "bei denen hatte ich auswärts mal Probleme in der Straßenbahn", etc.).

Der Bruder meiner Freundin hat das übrigens auch ganz klar so gesagt. Ihm fehlt dieses wirkliche "Fan-Ding". Er findet es faszinierend, aber er kann es (noch) nicht nachfühlen. Und dann ist es vermutlich sogar irgendwie logisch, dass man mit Vereinen sympathisiert, die aktuell guten Fußball spielen oder irgendetwas ausstrahlen. Und tatsächlich würde ich ihn auch als sehr kritischen Menschen ansehen, der auch Dinge wie FIFA und Kommerz im Fußball hinterfragt. Aber er ist da noch lange nicht an dem Punkt an dem ich es bin, und das ist denke ich auch in Ordnung so.

Anderes Beispiel ist RB Leipzig. Und mir fällt es wirklich schwer die folgenden Zeilen zu schreiben, weil ich was die Thematik angeht schon ziemlicher Hardliner bin und RB für mich schon so ziemlich alles Schlechte im Fußball verkörpert.
Aber man stelle sich mal vor man lebt in Leipzig. Einer Stadt die an sich ne ziemliche Fußballhistorie hat. Man hat dort keinen Stammverein, weil man dazu entweder zu jung ist, man mit Oberliga oder Regionalliga einfach nicht so viel anfangen kann, oder einem Lok und Chemie einfach zu "extrem" sind auf eine gewisse Weise. Und dann spielt sich da plötzlich ne Mannschaft in deiner Stadt in den Vordergrund, spielt 1. Liga, Champions League, Real und Liverpool sind zu Gast, man hat gegen den FC Bayern und Dortmund ne Chance und schlägt die teilweise, spielt objektiv sicher teilweise auch guten Fußball.. find ich jetzt auch nicht sooo unverständlich, dass man da dann mal hingeht oder das irgendwie gut findet.
Also nochmal, mein Ding wie ich Fußball versteht und lebe und wie ich v.a. zum Thema "Fan-Sein" stehe ist es absolut nicht. Aber ich bin halt auch seit ich 5 Jahre alt bin Fan von einem der größten Chaosvereine des Landes, bei dem man sicher auch nochmal ne andere Bindung bekommt als bei nem Verein bei dems immer gut läuft. Mit Vereinen wie 60, Schalke, Nürnberg, Stuttgart, Bochum, Bielefeld, Lautern, Essen und etlichen weiteren macht man Dinge durch die einen so krass an den Verein schweißen, dass man dann vieles andere irgendwie belächelt und nicht 100% ernst nehmen kann.
Aber wenn ich mich davon ein wenig frei mache, dann kann ich manche Dinge zumindest teilweise schon nachvollziehen.

Natürlich gibt es auch andere Fälle. Und da fallen mir tatsächlich dann viele Leute aus meiner Jugendzeit in München ein, die tatsächlich das ganze Jahr kein Fußball geschaut haben, aber dann ab CL-Viertelfinale und Spieltag 29 plötzlich alle im Bayerntrikot rumgelaufen sind. Das ist dann natürlich nochmal was anderes und das würde ich dann auch unter "Erfolgsfan" kategorisieren. Wobei ich da wieder am Ausgangspunkt wäre und sagen würde, dass es sogar viel mehr "Erfolgsfußballinteressierte" sind als "Fußballfans".


Also ich würde Bayernfans und Anhänger des BVB (zumindest die jüngeren Fans) schon als Erfolgsfans ansehen, denn wären sie auch Fans, wenn es den Erfolg nicht geben würde? Ich selbst bin HSV-Fan und wir haben seit Jahren keinen Erfolg mehr gehabt. Als ich Jugendlicher war, waren wir in einem Europapokalhalbfinale, diese Saison ist die fünfte Zweitligasaison in Folge. Ich muss gestehen: Letzte Saison wollte ich nach der verpatzten Relegation mein Dasein als HSV-Fan beenden, doch nach einem Gespräch mit einer Bekannten (sie ist Sympathisantin oder Fan von Arminia Bielefeld) habe ich mich entschieden, HSV-Fan zu bleiben. Denke, dass es auch gut so ist, denn wenn man HSVer ist, dann bleibt man es auch. Dieser Verein passt zu mir als Menschen.
Ab wann ist man ein Erfolgsfan? |#112
22.12.2022 - 18:05 Uhr
Zitat von HSV_Rangers
Zitat von beneg60

Ich sehe das Thema mittlerweile deutlich differenzierter als ich das lange Zeit getan habe.

Ich denke nämlich, dass man erstmal definieren und unterscheiden müsste ab wann man "Fan" ist und wann man "nur" Fußballinteressierter ist. Vermutlich müsste man sogar unterscheiden zwischen "Fußballfan" und "Vereinsfan".

Ich glaube zum Umdenken hat mich der Bruder meiner Lebenspartnerin gebracht.
Der ist Fußballinteressiert, vermutlich sogar Fußballfan. Aber er, Mitte/Ende 20, verfolgt den Fußball erst seit ein paar Jahren (3 bis 4 oder so). Davor hatte er mit Fußball nicht wirklich viel am Hut. Er tut das intensiv und als ich vor ein paar Wochen mit ihm beim Fußball und danach was essen war war ich auch überrascht darüber wie viel Ahnung er trotz seiner eher kurzen "Fußballhistorie" hat. Ich habe ihn dann mal gefragt mit welchem Verein er denn sympathisiert und er hat Eintracht Frankfurt genannt. Natürlich müsste man da sofort hellhörig werden, da die Eintracht aktuell "in" und zudem so erfolgreich wie seit Ewigkeiten nicht mehr ist. Vor ein paar Jahren hätte ich das vermutlich auch noch belächelt und nicht wirklich ernst genommen. Er schaut aber einfach die Spiele gerne. Er sagt z.B. auch ganz klar, dass er Spiele vom FC Bayern teilweise gut anzuschauen findet. Da sträubt sich mir als 60er eigentlich sofort alles und ich bekomme einen halben Würgreiz. tongue
Aber wieso eigentlich nicht?
Vermutlich ist es sogar so, dass uns als jahrzehntelangen Vereinsfans im Laufe der Zeit teilweise ein bisschen etwas abhanden kommt. Wir haben mittlerweile einen oftmals zu verkrampften Blick auf den Fußball und darauf was man jetzt gut und cool finden "darf" und was nicht. Vielleicht fehlt teilweise der Blick auf das Spiel an sich? Jetzt nicht, dass ich das ändern wollen würde. Ich habe meine Meinung, speziell zum FC Bayern, aber eben auch zum "großen Fußball" mit Premier League, Barca, Real, PSG, etc. Das sehe ich alles absolut kritisch und halte das auch für richtig und will und werde das nicht ablegen.
Mittlerweile ist es so, dass wenn ich entspannt wirklich nur Fußball schauen will, dann gehe ich zur Regional. oder Oberliga oder noch weiter unten. Weil ich da unvoreingenommen bin und mich auf das Spiel an sich konzentrieren kann.
Vielleicht haben einige Leute, die noch nicht so tief drin sind wie wir, bzw. die dieses extreme Vereinsfan-Ding nicht haben, diesen Blick teilweise auch noch auf den Profifußball und denken nicht bei jedem CL-Spiel, dass man das eigentlich nicht mehr schaun darf, haben nicht zu jedem Verein der 1. bis 3. Liga irgendnen Grund warum man den jetzt eigentlich nicht mehr mögen darf ("die haben ja über 3 Ecken ne Fanfreundschaft mit dem und dem Verein" oder "bei denen hatte ich auswärts mal Probleme in der Straßenbahn", etc.).

Der Bruder meiner Freundin hat das übrigens auch ganz klar so gesagt. Ihm fehlt dieses wirkliche "Fan-Ding". Er findet es faszinierend, aber er kann es (noch) nicht nachfühlen. Und dann ist es vermutlich sogar irgendwie logisch, dass man mit Vereinen sympathisiert, die aktuell guten Fußball spielen oder irgendetwas ausstrahlen. Und tatsächlich würde ich ihn auch als sehr kritischen Menschen ansehen, der auch Dinge wie FIFA und Kommerz im Fußball hinterfragt. Aber er ist da noch lange nicht an dem Punkt an dem ich es bin, und das ist denke ich auch in Ordnung so.

Anderes Beispiel ist RB Leipzig. Und mir fällt es wirklich schwer die folgenden Zeilen zu schreiben, weil ich was die Thematik angeht schon ziemlicher Hardliner bin und RB für mich schon so ziemlich alles Schlechte im Fußball verkörpert.
Aber man stelle sich mal vor man lebt in Leipzig. Einer Stadt die an sich ne ziemliche Fußballhistorie hat. Man hat dort keinen Stammverein, weil man dazu entweder zu jung ist, man mit Oberliga oder Regionalliga einfach nicht so viel anfangen kann, oder einem Lok und Chemie einfach zu "extrem" sind auf eine gewisse Weise. Und dann spielt sich da plötzlich ne Mannschaft in deiner Stadt in den Vordergrund, spielt 1. Liga, Champions League, Real und Liverpool sind zu Gast, man hat gegen den FC Bayern und Dortmund ne Chance und schlägt die teilweise, spielt objektiv sicher teilweise auch guten Fußball.. find ich jetzt auch nicht sooo unverständlich, dass man da dann mal hingeht oder das irgendwie gut findet.
Also nochmal, mein Ding wie ich Fußball versteht und lebe und wie ich v.a. zum Thema "Fan-Sein" stehe ist es absolut nicht. Aber ich bin halt auch seit ich 5 Jahre alt bin Fan von einem der größten Chaosvereine des Landes, bei dem man sicher auch nochmal ne andere Bindung bekommt als bei nem Verein bei dems immer gut läuft. Mit Vereinen wie 60, Schalke, Nürnberg, Stuttgart, Bochum, Bielefeld, Lautern, Essen und etlichen weiteren macht man Dinge durch die einen so krass an den Verein schweißen, dass man dann vieles andere irgendwie belächelt und nicht 100% ernst nehmen kann.
Aber wenn ich mich davon ein wenig frei mache, dann kann ich manche Dinge zumindest teilweise schon nachvollziehen.

Natürlich gibt es auch andere Fälle. Und da fallen mir tatsächlich dann viele Leute aus meiner Jugendzeit in München ein, die tatsächlich das ganze Jahr kein Fußball geschaut haben, aber dann ab CL-Viertelfinale und Spieltag 29 plötzlich alle im Bayerntrikot rumgelaufen sind. Das ist dann natürlich nochmal was anderes und das würde ich dann auch unter "Erfolgsfan" kategorisieren. Wobei ich da wieder am Ausgangspunkt wäre und sagen würde, dass es sogar viel mehr "Erfolgsfußballinteressierte" sind als "Fußballfans".


Also ich würde Bayernfans und Anhänger des BVB (zumindest die jüngeren Fans) schon als Erfolgsfans ansehen, denn wären sie auch Fans, wenn es den Erfolg nicht geben würde? Ich selbst bin HSV-Fan und wir haben seit Jahren keinen Erfolg mehr gehabt. Als ich Jugendlicher war, waren wir in einem Europapokalhalbfinale, diese Saison ist die fünfte Zweitligasaison in Folge. Ich muss gestehen: Letzte Saison wollte ich nach der verpatzten Relegation mein Dasein als HSV-Fan beenden, doch nach einem Gespräch mit einer Bekannten (sie ist Sympathisantin oder Fan von Arminia Bielefeld) habe ich mich entschieden, HSV-Fan zu bleiben. Denke, dass es auch gut so ist, denn wenn man HSVer ist, dann bleibt man es auch. Dieser Verein passt zu mir als Menschen.


Ich hab beim BVB die Jahre zwischen der Meisterschaft 2002 und 2011 mitgemacht und ein Großteil meines Freundeskreises ebenfalls.

Als da der BVB in argen Finanznöten war und kurz vor der Pleite war haben sich die Fans, die ich kenne komplett mit dem Verein solidarisiert.

Dazu kommt, dass das Fansein beim BVB ein Stück weit in der DNA liegt, da man mit dem Papa ins Stadion geht und auch der ist mit seinem Papa ins Stadion gegangen.

Klar, ich habe auch die erfolgreiche Zeit der 90er mitgemacht, mit Meisterschaft und als Krönung den Champions League Sieg, gleichzeitig kam für mich nie ein anderer Verein in Frage, der BVB war und ist immer meine Nummer 1. Und das war auch 2005 und 2006 so als die Lichter ganz düster waren.

Oftmals hängt das ja auch mit dem Herkunftsort zusammen und seinem Freundeskreis. Aber ich gehe hier jede Woche ins Stadion wegen dem Verein, den ich bedingungslos unterstütze und ich habe immer die Hoffnung, dass nach einer schlechten Phase irgendwann auch wieder eine gute Phase kommt.

Heja BVB

•     •     •

...und wir werden immer Borussen sein, es gibt NIE NIE NIE einen anderen Verein!
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - בורוסיה לכל החיים - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Ab wann ist man ein Erfolgsfan? |#113
22.12.2022 - 21:37 Uhr
Zitat von Savarez03
Zitat von HSV_Rangers

Zitat von beneg60

Ich sehe das Thema mittlerweile deutlich differenzierter als ich das lange Zeit getan habe.

Ich denke nämlich, dass man erstmal definieren und unterscheiden müsste ab wann man "Fan" ist und wann man "nur" Fußballinteressierter ist. Vermutlich müsste man sogar unterscheiden zwischen "Fußballfan" und "Vereinsfan".

Ich glaube zum Umdenken hat mich der Bruder meiner Lebenspartnerin gebracht.
Der ist Fußballinteressiert, vermutlich sogar Fußballfan. Aber er, Mitte/Ende 20, verfolgt den Fußball erst seit ein paar Jahren (3 bis 4 oder so). Davor hatte er mit Fußball nicht wirklich viel am Hut. Er tut das intensiv und als ich vor ein paar Wochen mit ihm beim Fußball und danach was essen war war ich auch überrascht darüber wie viel Ahnung er trotz seiner eher kurzen "Fußballhistorie" hat. Ich habe ihn dann mal gefragt mit welchem Verein er denn sympathisiert und er hat Eintracht Frankfurt genannt. Natürlich müsste man da sofort hellhörig werden, da die Eintracht aktuell "in" und zudem so erfolgreich wie seit Ewigkeiten nicht mehr ist. Vor ein paar Jahren hätte ich das vermutlich auch noch belächelt und nicht wirklich ernst genommen. Er schaut aber einfach die Spiele gerne. Er sagt z.B. auch ganz klar, dass er Spiele vom FC Bayern teilweise gut anzuschauen findet. Da sträubt sich mir als 60er eigentlich sofort alles und ich bekomme einen halben Würgreiz. tongue
Aber wieso eigentlich nicht?
Vermutlich ist es sogar so, dass uns als jahrzehntelangen Vereinsfans im Laufe der Zeit teilweise ein bisschen etwas abhanden kommt. Wir haben mittlerweile einen oftmals zu verkrampften Blick auf den Fußball und darauf was man jetzt gut und cool finden "darf" und was nicht. Vielleicht fehlt teilweise der Blick auf das Spiel an sich? Jetzt nicht, dass ich das ändern wollen würde. Ich habe meine Meinung, speziell zum FC Bayern, aber eben auch zum "großen Fußball" mit Premier League, Barca, Real, PSG, etc. Das sehe ich alles absolut kritisch und halte das auch für richtig und will und werde das nicht ablegen.
Mittlerweile ist es so, dass wenn ich entspannt wirklich nur Fußball schauen will, dann gehe ich zur Regional. oder Oberliga oder noch weiter unten. Weil ich da unvoreingenommen bin und mich auf das Spiel an sich konzentrieren kann.
Vielleicht haben einige Leute, die noch nicht so tief drin sind wie wir, bzw. die dieses extreme Vereinsfan-Ding nicht haben, diesen Blick teilweise auch noch auf den Profifußball und denken nicht bei jedem CL-Spiel, dass man das eigentlich nicht mehr schaun darf, haben nicht zu jedem Verein der 1. bis 3. Liga irgendnen Grund warum man den jetzt eigentlich nicht mehr mögen darf ("die haben ja über 3 Ecken ne Fanfreundschaft mit dem und dem Verein" oder "bei denen hatte ich auswärts mal Probleme in der Straßenbahn", etc.).

Der Bruder meiner Freundin hat das übrigens auch ganz klar so gesagt. Ihm fehlt dieses wirkliche "Fan-Ding". Er findet es faszinierend, aber er kann es (noch) nicht nachfühlen. Und dann ist es vermutlich sogar irgendwie logisch, dass man mit Vereinen sympathisiert, die aktuell guten Fußball spielen oder irgendetwas ausstrahlen. Und tatsächlich würde ich ihn auch als sehr kritischen Menschen ansehen, der auch Dinge wie FIFA und Kommerz im Fußball hinterfragt. Aber er ist da noch lange nicht an dem Punkt an dem ich es bin, und das ist denke ich auch in Ordnung so.

Anderes Beispiel ist RB Leipzig. Und mir fällt es wirklich schwer die folgenden Zeilen zu schreiben, weil ich was die Thematik angeht schon ziemlicher Hardliner bin und RB für mich schon so ziemlich alles Schlechte im Fußball verkörpert.
Aber man stelle sich mal vor man lebt in Leipzig. Einer Stadt die an sich ne ziemliche Fußballhistorie hat. Man hat dort keinen Stammverein, weil man dazu entweder zu jung ist, man mit Oberliga oder Regionalliga einfach nicht so viel anfangen kann, oder einem Lok und Chemie einfach zu "extrem" sind auf eine gewisse Weise. Und dann spielt sich da plötzlich ne Mannschaft in deiner Stadt in den Vordergrund, spielt 1. Liga, Champions League, Real und Liverpool sind zu Gast, man hat gegen den FC Bayern und Dortmund ne Chance und schlägt die teilweise, spielt objektiv sicher teilweise auch guten Fußball.. find ich jetzt auch nicht sooo unverständlich, dass man da dann mal hingeht oder das irgendwie gut findet.
Also nochmal, mein Ding wie ich Fußball versteht und lebe und wie ich v.a. zum Thema "Fan-Sein" stehe ist es absolut nicht. Aber ich bin halt auch seit ich 5 Jahre alt bin Fan von einem der größten Chaosvereine des Landes, bei dem man sicher auch nochmal ne andere Bindung bekommt als bei nem Verein bei dems immer gut läuft. Mit Vereinen wie 60, Schalke, Nürnberg, Stuttgart, Bochum, Bielefeld, Lautern, Essen und etlichen weiteren macht man Dinge durch die einen so krass an den Verein schweißen, dass man dann vieles andere irgendwie belächelt und nicht 100% ernst nehmen kann.
Aber wenn ich mich davon ein wenig frei mache, dann kann ich manche Dinge zumindest teilweise schon nachvollziehen.

Natürlich gibt es auch andere Fälle. Und da fallen mir tatsächlich dann viele Leute aus meiner Jugendzeit in München ein, die tatsächlich das ganze Jahr kein Fußball geschaut haben, aber dann ab CL-Viertelfinale und Spieltag 29 plötzlich alle im Bayerntrikot rumgelaufen sind. Das ist dann natürlich nochmal was anderes und das würde ich dann auch unter "Erfolgsfan" kategorisieren. Wobei ich da wieder am Ausgangspunkt wäre und sagen würde, dass es sogar viel mehr "Erfolgsfußballinteressierte" sind als "Fußballfans".


Also ich würde Bayernfans und Anhänger des BVB (zumindest die jüngeren Fans) schon als Erfolgsfans ansehen, denn wären sie auch Fans, wenn es den Erfolg nicht geben würde? Ich selbst bin HSV-Fan und wir haben seit Jahren keinen Erfolg mehr gehabt. Als ich Jugendlicher war, waren wir in einem Europapokalhalbfinale, diese Saison ist die fünfte Zweitligasaison in Folge. Ich muss gestehen: Letzte Saison wollte ich nach der verpatzten Relegation mein Dasein als HSV-Fan beenden, doch nach einem Gespräch mit einer Bekannten (sie ist Sympathisantin oder Fan von Arminia Bielefeld) habe ich mich entschieden, HSV-Fan zu bleiben. Denke, dass es auch gut so ist, denn wenn man HSVer ist, dann bleibt man es auch. Dieser Verein passt zu mir als Menschen.


Ich hab beim BVB die Jahre zwischen der Meisterschaft 2002 und 2011 mitgemacht und ein Großteil meines Freundeskreises ebenfalls.

Als da der BVB in argen Finanznöten war und kurz vor der Pleite war haben sich die Fans, die ich kenne komplett mit dem Verein solidarisiert.

Dazu kommt, dass das Fansein beim BVB ein Stück weit in der DNA liegt, da man mit dem Papa ins Stadion geht und auch der ist mit seinem Papa ins Stadion gegangen.

Klar, ich habe auch die erfolgreiche Zeit der 90er mitgemacht, mit Meisterschaft und als Krönung den Champions League Sieg, gleichzeitig kam für mich nie ein anderer Verein in Frage, der BVB war und ist immer meine Nummer 1. Und das war auch 2005 und 2006 so als die Lichter ganz düster waren.

Oftmals hängt das ja auch mit dem Herkunftsort zusammen und seinem Freundeskreis. Aber ich gehe hier jede Woche ins Stadion wegen dem Verein, den ich bedingungslos unterstütze und ich habe immer die Hoffnung, dass nach einer schlechten Phase irgendwann auch wieder eine gute Phase kommt.

Heja BVB

Ich dachte jetzt eher an die Generation, die um die Jahrtausendwende geboren wurde und den BVB erst seit der Klopp-Ära für sich entdeckt hat. Die Zeiten mit der Fast-Insolvenz kennen diese Leute nicht. Ich denke, dass der HSV nur wenige Kinder, die jetzt 12, 13 Jahre alt sind, für sich gewinnen konnte. Ich bitte um Verzeihung, falls ich Dir unrecht tue. Wollte nur eigentlich vermitteln, dass man den richtigen Fan nur in Momenten des Misserfolges erkennt. So wie man echte Freunde man nur dann erkennt, wenn es selbst einem richtig schlecht geht.
Ab wann ist man ein Erfolgsfan? |#114
22.12.2022 - 22:15 Uhr
Zitat von HSV_Rangers
Zitat von Savarez03

Zitat von HSV_Rangers

Zitat von beneg60

Ich sehe das Thema mittlerweile deutlich differenzierter als ich das lange Zeit getan habe.

Ich denke nämlich, dass man erstmal definieren und unterscheiden müsste ab wann man "Fan" ist und wann man "nur" Fußballinteressierter ist. Vermutlich müsste man sogar unterscheiden zwischen "Fußballfan" und "Vereinsfan".

Ich glaube zum Umdenken hat mich der Bruder meiner Lebenspartnerin gebracht.
Der ist Fußballinteressiert, vermutlich sogar Fußballfan. Aber er, Mitte/Ende 20, verfolgt den Fußball erst seit ein paar Jahren (3 bis 4 oder so). Davor hatte er mit Fußball nicht wirklich viel am Hut. Er tut das intensiv und als ich vor ein paar Wochen mit ihm beim Fußball und danach was essen war war ich auch überrascht darüber wie viel Ahnung er trotz seiner eher kurzen "Fußballhistorie" hat. Ich habe ihn dann mal gefragt mit welchem Verein er denn sympathisiert und er hat Eintracht Frankfurt genannt. Natürlich müsste man da sofort hellhörig werden, da die Eintracht aktuell "in" und zudem so erfolgreich wie seit Ewigkeiten nicht mehr ist. Vor ein paar Jahren hätte ich das vermutlich auch noch belächelt und nicht wirklich ernst genommen. Er schaut aber einfach die Spiele gerne. Er sagt z.B. auch ganz klar, dass er Spiele vom FC Bayern teilweise gut anzuschauen findet. Da sträubt sich mir als 60er eigentlich sofort alles und ich bekomme einen halben Würgreiz. tongue
Aber wieso eigentlich nicht?
Vermutlich ist es sogar so, dass uns als jahrzehntelangen Vereinsfans im Laufe der Zeit teilweise ein bisschen etwas abhanden kommt. Wir haben mittlerweile einen oftmals zu verkrampften Blick auf den Fußball und darauf was man jetzt gut und cool finden "darf" und was nicht. Vielleicht fehlt teilweise der Blick auf das Spiel an sich? Jetzt nicht, dass ich das ändern wollen würde. Ich habe meine Meinung, speziell zum FC Bayern, aber eben auch zum "großen Fußball" mit Premier League, Barca, Real, PSG, etc. Das sehe ich alles absolut kritisch und halte das auch für richtig und will und werde das nicht ablegen.
Mittlerweile ist es so, dass wenn ich entspannt wirklich nur Fußball schauen will, dann gehe ich zur Regional. oder Oberliga oder noch weiter unten. Weil ich da unvoreingenommen bin und mich auf das Spiel an sich konzentrieren kann.
Vielleicht haben einige Leute, die noch nicht so tief drin sind wie wir, bzw. die dieses extreme Vereinsfan-Ding nicht haben, diesen Blick teilweise auch noch auf den Profifußball und denken nicht bei jedem CL-Spiel, dass man das eigentlich nicht mehr schaun darf, haben nicht zu jedem Verein der 1. bis 3. Liga irgendnen Grund warum man den jetzt eigentlich nicht mehr mögen darf ("die haben ja über 3 Ecken ne Fanfreundschaft mit dem und dem Verein" oder "bei denen hatte ich auswärts mal Probleme in der Straßenbahn", etc.).

Der Bruder meiner Freundin hat das übrigens auch ganz klar so gesagt. Ihm fehlt dieses wirkliche "Fan-Ding". Er findet es faszinierend, aber er kann es (noch) nicht nachfühlen. Und dann ist es vermutlich sogar irgendwie logisch, dass man mit Vereinen sympathisiert, die aktuell guten Fußball spielen oder irgendetwas ausstrahlen. Und tatsächlich würde ich ihn auch als sehr kritischen Menschen ansehen, der auch Dinge wie FIFA und Kommerz im Fußball hinterfragt. Aber er ist da noch lange nicht an dem Punkt an dem ich es bin, und das ist denke ich auch in Ordnung so.

Anderes Beispiel ist RB Leipzig. Und mir fällt es wirklich schwer die folgenden Zeilen zu schreiben, weil ich was die Thematik angeht schon ziemlicher Hardliner bin und RB für mich schon so ziemlich alles Schlechte im Fußball verkörpert.
Aber man stelle sich mal vor man lebt in Leipzig. Einer Stadt die an sich ne ziemliche Fußballhistorie hat. Man hat dort keinen Stammverein, weil man dazu entweder zu jung ist, man mit Oberliga oder Regionalliga einfach nicht so viel anfangen kann, oder einem Lok und Chemie einfach zu "extrem" sind auf eine gewisse Weise. Und dann spielt sich da plötzlich ne Mannschaft in deiner Stadt in den Vordergrund, spielt 1. Liga, Champions League, Real und Liverpool sind zu Gast, man hat gegen den FC Bayern und Dortmund ne Chance und schlägt die teilweise, spielt objektiv sicher teilweise auch guten Fußball.. find ich jetzt auch nicht sooo unverständlich, dass man da dann mal hingeht oder das irgendwie gut findet.
Also nochmal, mein Ding wie ich Fußball versteht und lebe und wie ich v.a. zum Thema "Fan-Sein" stehe ist es absolut nicht. Aber ich bin halt auch seit ich 5 Jahre alt bin Fan von einem der größten Chaosvereine des Landes, bei dem man sicher auch nochmal ne andere Bindung bekommt als bei nem Verein bei dems immer gut läuft. Mit Vereinen wie 60, Schalke, Nürnberg, Stuttgart, Bochum, Bielefeld, Lautern, Essen und etlichen weiteren macht man Dinge durch die einen so krass an den Verein schweißen, dass man dann vieles andere irgendwie belächelt und nicht 100% ernst nehmen kann.
Aber wenn ich mich davon ein wenig frei mache, dann kann ich manche Dinge zumindest teilweise schon nachvollziehen.

Natürlich gibt es auch andere Fälle. Und da fallen mir tatsächlich dann viele Leute aus meiner Jugendzeit in München ein, die tatsächlich das ganze Jahr kein Fußball geschaut haben, aber dann ab CL-Viertelfinale und Spieltag 29 plötzlich alle im Bayerntrikot rumgelaufen sind. Das ist dann natürlich nochmal was anderes und das würde ich dann auch unter "Erfolgsfan" kategorisieren. Wobei ich da wieder am Ausgangspunkt wäre und sagen würde, dass es sogar viel mehr "Erfolgsfußballinteressierte" sind als "Fußballfans".


Also ich würde Bayernfans und Anhänger des BVB (zumindest die jüngeren Fans) schon als Erfolgsfans ansehen, denn wären sie auch Fans, wenn es den Erfolg nicht geben würde? Ich selbst bin HSV-Fan und wir haben seit Jahren keinen Erfolg mehr gehabt. Als ich Jugendlicher war, waren wir in einem Europapokalhalbfinale, diese Saison ist die fünfte Zweitligasaison in Folge. Ich muss gestehen: Letzte Saison wollte ich nach der verpatzten Relegation mein Dasein als HSV-Fan beenden, doch nach einem Gespräch mit einer Bekannten (sie ist Sympathisantin oder Fan von Arminia Bielefeld) habe ich mich entschieden, HSV-Fan zu bleiben. Denke, dass es auch gut so ist, denn wenn man HSVer ist, dann bleibt man es auch. Dieser Verein passt zu mir als Menschen.


Ich hab beim BVB die Jahre zwischen der Meisterschaft 2002 und 2011 mitgemacht und ein Großteil meines Freundeskreises ebenfalls.

Als da der BVB in argen Finanznöten war und kurz vor der Pleite war haben sich die Fans, die ich kenne komplett mit dem Verein solidarisiert.

Dazu kommt, dass das Fansein beim BVB ein Stück weit in der DNA liegt, da man mit dem Papa ins Stadion geht und auch der ist mit seinem Papa ins Stadion gegangen.

Klar, ich habe auch die erfolgreiche Zeit der 90er mitgemacht, mit Meisterschaft und als Krönung den Champions League Sieg, gleichzeitig kam für mich nie ein anderer Verein in Frage, der BVB war und ist immer meine Nummer 1. Und das war auch 2005 und 2006 so als die Lichter ganz düster waren.

Oftmals hängt das ja auch mit dem Herkunftsort zusammen und seinem Freundeskreis. Aber ich gehe hier jede Woche ins Stadion wegen dem Verein, den ich bedingungslos unterstütze und ich habe immer die Hoffnung, dass nach einer schlechten Phase irgendwann auch wieder eine gute Phase kommt.

Heja BVB

Ich dachte jetzt eher an die Generation, die um die Jahrtausendwende geboren wurde und den BVB erst seit der Klopp-Ära für sich entdeckt hat. Die Zeiten mit der Fast-Insolvenz kennen diese Leute nicht. Ich denke, dass der HSV nur wenige Kinder, die jetzt 12, 13 Jahre alt sind, für sich gewinnen konnte. Ich bitte um Verzeihung, falls ich Dir unrecht tue. Wollte nur eigentlich vermitteln, dass man den richtigen Fan nur in Momenten des Misserfolges erkennt. So wie man echte Freunde man nur dann erkennt, wenn es selbst einem richtig schlecht geht.


Ich finde tatsächlich, dass Du es Dir damit ein bisschen zu leicht machst.
Nach der Logik könnten große Vereine ja quasi gar keine "echten Fans" mehr haben.
Also ich verstehe schon wie Du das meinst und tatsächlich sehe ich das in Teilen ähnlich, bzw habe es zumindest lange so gesehen, denke aber schon dass man das noch ein wenig differenzierter betrachten sollte.

Auch Vereine wie der FC Bayern, Real Madrid oder Manchester City haben echte Fans.
Ich glaube man macht es sich da als HSV, 1860 oder Schalke-Fans manchmal ein wenig zu einfach und legt da eine fast schon in die andere Richtung arrogante Haltung an den Tag. So von wegen "wir sind die einzig wahren Fans, weil unsere Vereine 90% der Zeit kacke sind" zwinker
Wie gesagt, ich habe diese Haltung teilweise auch. Gerade wenn man als 60er in München aufgewachsen ist, dann hält man sich für die "wahreren" und "besseren" Fans. Und auch ich denke, dass das in vielen Fällen zutrifft. Aber man tut da definitiv auch einigen Leuten unrecht.

Zudem ist es, wie in meinem Beitrag von heute Mittag ausgeführt, auch grundsätzlich nichts verwerfliches, wenn man Fan eines Vereins ist der guten Fußball spielt und Erfolg hat. Das kann zudem etliche Gründe und Ursprünge haben.

Btw fand ich es fast ein wenig niedlich wie Du geschrieben hast, dass Du von einer Freundin überredet wurdest nicht Dein Sein als HSV-Fan aufzugeben. Wenn Du wirklich Fan des HSV bist, was ich nicht anzweifle, dann wäre das ohnehin niemals passiert. Ich habe mir auch schon ein paar Mal geschworen nie wieder ein Spiel von 60 zu schaun und das war dann ne Woche später auch wieder vergessen. zwinker

•     •     •

Still not loving Ismaik!

Sechzig München gibts nur in Giesing!

1860 München und Fußball in Berlin und Brandenburg

Ab wann ist man ein Erfolgsfan? |#115
23.12.2022 - 15:45 Uhr
Zitat von beneg60
Zitat von HSV_Rangers

Zitat von Savarez03

Zitat von HSV_Rangers

Zitat von beneg60

Ich sehe das Thema mittlerweile deutlich differenzierter als ich das lange Zeit getan habe.

Ich denke nämlich, dass man erstmal definieren und unterscheiden müsste ab wann man "Fan" ist und wann man "nur" Fußballinteressierter ist. Vermutlich müsste man sogar unterscheiden zwischen "Fußballfan" und "Vereinsfan".

Ich glaube zum Umdenken hat mich der Bruder meiner Lebenspartnerin gebracht.
Der ist Fußballinteressiert, vermutlich sogar Fußballfan. Aber er, Mitte/Ende 20, verfolgt den Fußball erst seit ein paar Jahren (3 bis 4 oder so). Davor hatte er mit Fußball nicht wirklich viel am Hut. Er tut das intensiv und als ich vor ein paar Wochen mit ihm beim Fußball und danach was essen war war ich auch überrascht darüber wie viel Ahnung er trotz seiner eher kurzen "Fußballhistorie" hat. Ich habe ihn dann mal gefragt mit welchem Verein er denn sympathisiert und er hat Eintracht Frankfurt genannt. Natürlich müsste man da sofort hellhörig werden, da die Eintracht aktuell "in" und zudem so erfolgreich wie seit Ewigkeiten nicht mehr ist. Vor ein paar Jahren hätte ich das vermutlich auch noch belächelt und nicht wirklich ernst genommen. Er schaut aber einfach die Spiele gerne. Er sagt z.B. auch ganz klar, dass er Spiele vom FC Bayern teilweise gut anzuschauen findet. Da sträubt sich mir als 60er eigentlich sofort alles und ich bekomme einen halben Würgreiz. tongue
Aber wieso eigentlich nicht?
Vermutlich ist es sogar so, dass uns als jahrzehntelangen Vereinsfans im Laufe der Zeit teilweise ein bisschen etwas abhanden kommt. Wir haben mittlerweile einen oftmals zu verkrampften Blick auf den Fußball und darauf was man jetzt gut und cool finden "darf" und was nicht. Vielleicht fehlt teilweise der Blick auf das Spiel an sich? Jetzt nicht, dass ich das ändern wollen würde. Ich habe meine Meinung, speziell zum FC Bayern, aber eben auch zum "großen Fußball" mit Premier League, Barca, Real, PSG, etc. Das sehe ich alles absolut kritisch und halte das auch für richtig und will und werde das nicht ablegen.
Mittlerweile ist es so, dass wenn ich entspannt wirklich nur Fußball schauen will, dann gehe ich zur Regional. oder Oberliga oder noch weiter unten. Weil ich da unvoreingenommen bin und mich auf das Spiel an sich konzentrieren kann.
Vielleicht haben einige Leute, die noch nicht so tief drin sind wie wir, bzw. die dieses extreme Vereinsfan-Ding nicht haben, diesen Blick teilweise auch noch auf den Profifußball und denken nicht bei jedem CL-Spiel, dass man das eigentlich nicht mehr schaun darf, haben nicht zu jedem Verein der 1. bis 3. Liga irgendnen Grund warum man den jetzt eigentlich nicht mehr mögen darf ("die haben ja über 3 Ecken ne Fanfreundschaft mit dem und dem Verein" oder "bei denen hatte ich auswärts mal Probleme in der Straßenbahn", etc.).

Der Bruder meiner Freundin hat das übrigens auch ganz klar so gesagt. Ihm fehlt dieses wirkliche "Fan-Ding". Er findet es faszinierend, aber er kann es (noch) nicht nachfühlen. Und dann ist es vermutlich sogar irgendwie logisch, dass man mit Vereinen sympathisiert, die aktuell guten Fußball spielen oder irgendetwas ausstrahlen. Und tatsächlich würde ich ihn auch als sehr kritischen Menschen ansehen, der auch Dinge wie FIFA und Kommerz im Fußball hinterfragt. Aber er ist da noch lange nicht an dem Punkt an dem ich es bin, und das ist denke ich auch in Ordnung so.

Anderes Beispiel ist RB Leipzig. Und mir fällt es wirklich schwer die folgenden Zeilen zu schreiben, weil ich was die Thematik angeht schon ziemlicher Hardliner bin und RB für mich schon so ziemlich alles Schlechte im Fußball verkörpert.
Aber man stelle sich mal vor man lebt in Leipzig. Einer Stadt die an sich ne ziemliche Fußballhistorie hat. Man hat dort keinen Stammverein, weil man dazu entweder zu jung ist, man mit Oberliga oder Regionalliga einfach nicht so viel anfangen kann, oder einem Lok und Chemie einfach zu "extrem" sind auf eine gewisse Weise. Und dann spielt sich da plötzlich ne Mannschaft in deiner Stadt in den Vordergrund, spielt 1. Liga, Champions League, Real und Liverpool sind zu Gast, man hat gegen den FC Bayern und Dortmund ne Chance und schlägt die teilweise, spielt objektiv sicher teilweise auch guten Fußball.. find ich jetzt auch nicht sooo unverständlich, dass man da dann mal hingeht oder das irgendwie gut findet.
Also nochmal, mein Ding wie ich Fußball versteht und lebe und wie ich v.a. zum Thema "Fan-Sein" stehe ist es absolut nicht. Aber ich bin halt auch seit ich 5 Jahre alt bin Fan von einem der größten Chaosvereine des Landes, bei dem man sicher auch nochmal ne andere Bindung bekommt als bei nem Verein bei dems immer gut läuft. Mit Vereinen wie 60, Schalke, Nürnberg, Stuttgart, Bochum, Bielefeld, Lautern, Essen und etlichen weiteren macht man Dinge durch die einen so krass an den Verein schweißen, dass man dann vieles andere irgendwie belächelt und nicht 100% ernst nehmen kann.
Aber wenn ich mich davon ein wenig frei mache, dann kann ich manche Dinge zumindest teilweise schon nachvollziehen.

Natürlich gibt es auch andere Fälle. Und da fallen mir tatsächlich dann viele Leute aus meiner Jugendzeit in München ein, die tatsächlich das ganze Jahr kein Fußball geschaut haben, aber dann ab CL-Viertelfinale und Spieltag 29 plötzlich alle im Bayerntrikot rumgelaufen sind. Das ist dann natürlich nochmal was anderes und das würde ich dann auch unter "Erfolgsfan" kategorisieren. Wobei ich da wieder am Ausgangspunkt wäre und sagen würde, dass es sogar viel mehr "Erfolgsfußballinteressierte" sind als "Fußballfans".


Also ich würde Bayernfans und Anhänger des BVB (zumindest die jüngeren Fans) schon als Erfolgsfans ansehen, denn wären sie auch Fans, wenn es den Erfolg nicht geben würde? Ich selbst bin HSV-Fan und wir haben seit Jahren keinen Erfolg mehr gehabt. Als ich Jugendlicher war, waren wir in einem Europapokalhalbfinale, diese Saison ist die fünfte Zweitligasaison in Folge. Ich muss gestehen: Letzte Saison wollte ich nach der verpatzten Relegation mein Dasein als HSV-Fan beenden, doch nach einem Gespräch mit einer Bekannten (sie ist Sympathisantin oder Fan von Arminia Bielefeld) habe ich mich entschieden, HSV-Fan zu bleiben. Denke, dass es auch gut so ist, denn wenn man HSVer ist, dann bleibt man es auch. Dieser Verein passt zu mir als Menschen.


Ich hab beim BVB die Jahre zwischen der Meisterschaft 2002 und 2011 mitgemacht und ein Großteil meines Freundeskreises ebenfalls.

Als da der BVB in argen Finanznöten war und kurz vor der Pleite war haben sich die Fans, die ich kenne komplett mit dem Verein solidarisiert.

Dazu kommt, dass das Fansein beim BVB ein Stück weit in der DNA liegt, da man mit dem Papa ins Stadion geht und auch der ist mit seinem Papa ins Stadion gegangen.

Klar, ich habe auch die erfolgreiche Zeit der 90er mitgemacht, mit Meisterschaft und als Krönung den Champions League Sieg, gleichzeitig kam für mich nie ein anderer Verein in Frage, der BVB war und ist immer meine Nummer 1. Und das war auch 2005 und 2006 so als die Lichter ganz düster waren.

Oftmals hängt das ja auch mit dem Herkunftsort zusammen und seinem Freundeskreis. Aber ich gehe hier jede Woche ins Stadion wegen dem Verein, den ich bedingungslos unterstütze und ich habe immer die Hoffnung, dass nach einer schlechten Phase irgendwann auch wieder eine gute Phase kommt.

Heja BVB

Ich dachte jetzt eher an die Generation, die um die Jahrtausendwende geboren wurde und den BVB erst seit der Klopp-Ära für sich entdeckt hat. Die Zeiten mit der Fast-Insolvenz kennen diese Leute nicht. Ich denke, dass der HSV nur wenige Kinder, die jetzt 12, 13 Jahre alt sind, für sich gewinnen konnte. Ich bitte um Verzeihung, falls ich Dir unrecht tue. Wollte nur eigentlich vermitteln, dass man den richtigen Fan nur in Momenten des Misserfolges erkennt. So wie man echte Freunde man nur dann erkennt, wenn es selbst einem richtig schlecht geht.


Ich finde tatsächlich, dass Du es Dir damit ein bisschen zu leicht machst.
Nach der Logik könnten große Vereine ja quasi gar keine "echten Fans" mehr haben.
Also ich verstehe schon wie Du das meinst und tatsächlich sehe ich das in Teilen ähnlich, bzw habe es zumindest lange so gesehen, denke aber schon dass man das noch ein wenig differenzierter betrachten sollte.

Auch Vereine wie der FC Bayern, Real Madrid oder Manchester City haben echte Fans.
Ich glaube man macht es sich da als HSV, 1860 oder Schalke-Fans manchmal ein wenig zu einfach und legt da eine fast schon in die andere Richtung arrogante Haltung an den Tag. So von wegen "wir sind die einzig wahren Fans, weil unsere Vereine 90% der Zeit kacke sind" zwinker
Wie gesagt, ich habe diese Haltung teilweise auch. Gerade wenn man als 60er in München aufgewachsen ist, dann hält man sich für die "wahreren" und "besseren" Fans. Und auch ich denke, dass das in vielen Fällen zutrifft. Aber man tut da definitiv auch einigen Leuten unrecht.

Zudem ist es, wie in meinem Beitrag von heute Mittag ausgeführt, auch grundsätzlich nichts verwerfliches, wenn man Fan eines Vereins ist der guten Fußball spielt und Erfolg hat. Das kann zudem etliche Gründe und Ursprünge haben.

Btw fand ich es fast ein wenig niedlich wie Du geschrieben hast, dass Du von einer Freundin überredet wurdest nicht Dein Sein als HSV-Fan aufzugeben. Wenn Du wirklich Fan des HSV bist, was ich nicht anzweifle, dann wäre das ohnehin niemals passiert. Ich habe mir auch schon ein paar Mal geschworen nie wieder ein Spiel von 60 zu schaun und das war dann ne Woche später auch wieder vergessen. zwinker

Also gerade Manchester City hat viele echte Fans, denn bis 2008, als die Besitzer aus den VAE sie aufgekauft haben, haben sie in der Stadt Manchester die zweite Geige hinter United gespielt. Und trotzdem haben sie Fans, die ihnen treu waren, gehabt. Es spricht auch nichts dagegen, Fan von einem Verein, "der guten Fußball spielt und Erfolg hat", zu sein. Aber dann auch bitte dem Verein treu bleiben, wenn die erfolgreichen Zeiten vorbei sind.

Ja, nachdem der HSV letzte Saison trotz des 1:0-Hinspielsieges den Bundesliga-Aufstieg weggeworfen hat, wollte ich kein Fan der Hanseaten mehr sein. Wollte aber auch keinen neuen Verein haben, sondern einfach mich an schönem Fußball erfreuen. Zu der Dame habe ich damals auch gesagt, dass ich, wenn ich wieder HSV-Fan sein wollen würde, mich lächerlich machen würde. Aber sie sagte dann, dass ich auf mein Herz hören solle und nicht darauf, was andere über mich sagen. Also entschied ich mich, HSV-Fan zu bleiben. Ein Verein, der 1983 den Europapokal der Landesmeister gewonnen hatte und Spieler wie Thommy von Heesen als Legende hat, passt auch zu mir.
Ab wann ist man ein Erfolgsfan? |#116
23.12.2022 - 17:38 Uhr
Zitat von HSV_Rangers
Zitat von beneg60

Ich sehe das Thema mittlerweile deutlich differenzierter als ich das lange Zeit getan habe.

Ich denke nämlich, dass man erstmal definieren und unterscheiden müsste ab wann man "Fan" ist und wann man "nur" Fußballinteressierter ist. Vermutlich müsste man sogar unterscheiden zwischen "Fußballfan" und "Vereinsfan".

Ich glaube zum Umdenken hat mich der Bruder meiner Lebenspartnerin gebracht.
Der ist Fußballinteressiert, vermutlich sogar Fußballfan. Aber er, Mitte/Ende 20, verfolgt den Fußball erst seit ein paar Jahren (3 bis 4 oder so). Davor hatte er mit Fußball nicht wirklich viel am Hut. Er tut das intensiv und als ich vor ein paar Wochen mit ihm beim Fußball und danach was essen war war ich auch überrascht darüber wie viel Ahnung er trotz seiner eher kurzen "Fußballhistorie" hat. Ich habe ihn dann mal gefragt mit welchem Verein er denn sympathisiert und er hat Eintracht Frankfurt genannt. Natürlich müsste man da sofort hellhörig werden, da die Eintracht aktuell "in" und zudem so erfolgreich wie seit Ewigkeiten nicht mehr ist. Vor ein paar Jahren hätte ich das vermutlich auch noch belächelt und nicht wirklich ernst genommen. Er schaut aber einfach die Spiele gerne. Er sagt z.B. auch ganz klar, dass er Spiele vom FC Bayern teilweise gut anzuschauen findet. Da sträubt sich mir als 60er eigentlich sofort alles und ich bekomme einen halben Würgreiz. tongue
Aber wieso eigentlich nicht?
Vermutlich ist es sogar so, dass uns als jahrzehntelangen Vereinsfans im Laufe der Zeit teilweise ein bisschen etwas abhanden kommt. Wir haben mittlerweile einen oftmals zu verkrampften Blick auf den Fußball und darauf was man jetzt gut und cool finden "darf" und was nicht. Vielleicht fehlt teilweise der Blick auf das Spiel an sich? Jetzt nicht, dass ich das ändern wollen würde. Ich habe meine Meinung, speziell zum FC Bayern, aber eben auch zum "großen Fußball" mit Premier League, Barca, Real, PSG, etc. Das sehe ich alles absolut kritisch und halte das auch für richtig und will und werde das nicht ablegen.
Mittlerweile ist es so, dass wenn ich entspannt wirklich nur Fußball schauen will, dann gehe ich zur Regional. oder Oberliga oder noch weiter unten. Weil ich da unvoreingenommen bin und mich auf das Spiel an sich konzentrieren kann.
Vielleicht haben einige Leute, die noch nicht so tief drin sind wie wir, bzw. die dieses extreme Vereinsfan-Ding nicht haben, diesen Blick teilweise auch noch auf den Profifußball und denken nicht bei jedem CL-Spiel, dass man das eigentlich nicht mehr schaun darf, haben nicht zu jedem Verein der 1. bis 3. Liga irgendnen Grund warum man den jetzt eigentlich nicht mehr mögen darf ("die haben ja über 3 Ecken ne Fanfreundschaft mit dem und dem Verein" oder "bei denen hatte ich auswärts mal Probleme in der Straßenbahn", etc.).

Der Bruder meiner Freundin hat das übrigens auch ganz klar so gesagt. Ihm fehlt dieses wirkliche "Fan-Ding". Er findet es faszinierend, aber er kann es (noch) nicht nachfühlen. Und dann ist es vermutlich sogar irgendwie logisch, dass man mit Vereinen sympathisiert, die aktuell guten Fußball spielen oder irgendetwas ausstrahlen. Und tatsächlich würde ich ihn auch als sehr kritischen Menschen ansehen, der auch Dinge wie FIFA und Kommerz im Fußball hinterfragt. Aber er ist da noch lange nicht an dem Punkt an dem ich es bin, und das ist denke ich auch in Ordnung so.

Anderes Beispiel ist RB Leipzig. Und mir fällt es wirklich schwer die folgenden Zeilen zu schreiben, weil ich was die Thematik angeht schon ziemlicher Hardliner bin und RB für mich schon so ziemlich alles Schlechte im Fußball verkörpert.
Aber man stelle sich mal vor man lebt in Leipzig. Einer Stadt die an sich ne ziemliche Fußballhistorie hat. Man hat dort keinen Stammverein, weil man dazu entweder zu jung ist, man mit Oberliga oder Regionalliga einfach nicht so viel anfangen kann, oder einem Lok und Chemie einfach zu "extrem" sind auf eine gewisse Weise. Und dann spielt sich da plötzlich ne Mannschaft in deiner Stadt in den Vordergrund, spielt 1. Liga, Champions League, Real und Liverpool sind zu Gast, man hat gegen den FC Bayern und Dortmund ne Chance und schlägt die teilweise, spielt objektiv sicher teilweise auch guten Fußball.. find ich jetzt auch nicht sooo unverständlich, dass man da dann mal hingeht oder das irgendwie gut findet.
Also nochmal, mein Ding wie ich Fußball versteht und lebe und wie ich v.a. zum Thema "Fan-Sein" stehe ist es absolut nicht. Aber ich bin halt auch seit ich 5 Jahre alt bin Fan von einem der größten Chaosvereine des Landes, bei dem man sicher auch nochmal ne andere Bindung bekommt als bei nem Verein bei dems immer gut läuft. Mit Vereinen wie 60, Schalke, Nürnberg, Stuttgart, Bochum, Bielefeld, Lautern, Essen und etlichen weiteren macht man Dinge durch die einen so krass an den Verein schweißen, dass man dann vieles andere irgendwie belächelt und nicht 100% ernst nehmen kann.
Aber wenn ich mich davon ein wenig frei mache, dann kann ich manche Dinge zumindest teilweise schon nachvollziehen.

Natürlich gibt es auch andere Fälle. Und da fallen mir tatsächlich dann viele Leute aus meiner Jugendzeit in München ein, die tatsächlich das ganze Jahr kein Fußball geschaut haben, aber dann ab CL-Viertelfinale und Spieltag 29 plötzlich alle im Bayerntrikot rumgelaufen sind. Das ist dann natürlich nochmal was anderes und das würde ich dann auch unter "Erfolgsfan" kategorisieren. Wobei ich da wieder am Ausgangspunkt wäre und sagen würde, dass es sogar viel mehr "Erfolgsfußballinteressierte" sind als "Fußballfans".


Also ich würde Bayernfans und Anhänger des BVB (zumindest die jüngeren Fans) schon als Erfolgsfans ansehen, denn wären sie auch Fans, wenn es den Erfolg nicht geben würde? Ich selbst bin HSV-Fan und wir haben seit Jahren keinen Erfolg mehr gehabt. Als ich Jugendlicher war, waren wir in einem Europapokalhalbfinale, diese Saison ist die fünfte Zweitligasaison in Folge. Ich muss gestehen: Letzte Saison wollte ich nach der verpatzten Relegation mein Dasein als HSV-Fan beenden, doch nach einem Gespräch mit einer Bekannten (sie ist Sympathisantin oder Fan von Arminia Bielefeld) habe ich mich entschieden, HSV-Fan zu bleiben. Denke, dass es auch gut so ist, denn wenn man HSVer ist, dann bleibt man es auch. Dieser Verein passt zu mir als Menschen.

Also war der HSV erfolgreich, als du Fan wurdest. Würdest du dann sagen, dass du als Erfolgsfan angefangen hast?

•     •     •

Werder!

"Der Bush war mal ein Guter. Der war einer von uns. Der hat gesoffen und den Wehrdienst verweigert." (Hagen Rether)

"Living is easy with eyes closed." (Strawberry Fields Forever)

Wie viele Gitarristen braucht man, um Wonderwall zu spielen?
Anscheinend alle.
Ab wann ist man ein Erfolgsfan? |#117
23.12.2022 - 17:59 Uhr
Zitat von SyAbleman
Zitat von HSV_Rangers

Zitat von beneg60

Ich sehe das Thema mittlerweile deutlich differenzierter als ich das lange Zeit getan habe.

Ich denke nämlich, dass man erstmal definieren und unterscheiden müsste ab wann man "Fan" ist und wann man "nur" Fußballinteressierter ist. Vermutlich müsste man sogar unterscheiden zwischen "Fußballfan" und "Vereinsfan".

Ich glaube zum Umdenken hat mich der Bruder meiner Lebenspartnerin gebracht.
Der ist Fußballinteressiert, vermutlich sogar Fußballfan. Aber er, Mitte/Ende 20, verfolgt den Fußball erst seit ein paar Jahren (3 bis 4 oder so). Davor hatte er mit Fußball nicht wirklich viel am Hut. Er tut das intensiv und als ich vor ein paar Wochen mit ihm beim Fußball und danach was essen war war ich auch überrascht darüber wie viel Ahnung er trotz seiner eher kurzen "Fußballhistorie" hat. Ich habe ihn dann mal gefragt mit welchem Verein er denn sympathisiert und er hat Eintracht Frankfurt genannt. Natürlich müsste man da sofort hellhörig werden, da die Eintracht aktuell "in" und zudem so erfolgreich wie seit Ewigkeiten nicht mehr ist. Vor ein paar Jahren hätte ich das vermutlich auch noch belächelt und nicht wirklich ernst genommen. Er schaut aber einfach die Spiele gerne. Er sagt z.B. auch ganz klar, dass er Spiele vom FC Bayern teilweise gut anzuschauen findet. Da sträubt sich mir als 60er eigentlich sofort alles und ich bekomme einen halben Würgreiz. tongue
Aber wieso eigentlich nicht?
Vermutlich ist es sogar so, dass uns als jahrzehntelangen Vereinsfans im Laufe der Zeit teilweise ein bisschen etwas abhanden kommt. Wir haben mittlerweile einen oftmals zu verkrampften Blick auf den Fußball und darauf was man jetzt gut und cool finden "darf" und was nicht. Vielleicht fehlt teilweise der Blick auf das Spiel an sich? Jetzt nicht, dass ich das ändern wollen würde. Ich habe meine Meinung, speziell zum FC Bayern, aber eben auch zum "großen Fußball" mit Premier League, Barca, Real, PSG, etc. Das sehe ich alles absolut kritisch und halte das auch für richtig und will und werde das nicht ablegen.
Mittlerweile ist es so, dass wenn ich entspannt wirklich nur Fußball schauen will, dann gehe ich zur Regional. oder Oberliga oder noch weiter unten. Weil ich da unvoreingenommen bin und mich auf das Spiel an sich konzentrieren kann.
Vielleicht haben einige Leute, die noch nicht so tief drin sind wie wir, bzw. die dieses extreme Vereinsfan-Ding nicht haben, diesen Blick teilweise auch noch auf den Profifußball und denken nicht bei jedem CL-Spiel, dass man das eigentlich nicht mehr schaun darf, haben nicht zu jedem Verein der 1. bis 3. Liga irgendnen Grund warum man den jetzt eigentlich nicht mehr mögen darf ("die haben ja über 3 Ecken ne Fanfreundschaft mit dem und dem Verein" oder "bei denen hatte ich auswärts mal Probleme in der Straßenbahn", etc.).

Der Bruder meiner Freundin hat das übrigens auch ganz klar so gesagt. Ihm fehlt dieses wirkliche "Fan-Ding". Er findet es faszinierend, aber er kann es (noch) nicht nachfühlen. Und dann ist es vermutlich sogar irgendwie logisch, dass man mit Vereinen sympathisiert, die aktuell guten Fußball spielen oder irgendetwas ausstrahlen. Und tatsächlich würde ich ihn auch als sehr kritischen Menschen ansehen, der auch Dinge wie FIFA und Kommerz im Fußball hinterfragt. Aber er ist da noch lange nicht an dem Punkt an dem ich es bin, und das ist denke ich auch in Ordnung so.

Anderes Beispiel ist RB Leipzig. Und mir fällt es wirklich schwer die folgenden Zeilen zu schreiben, weil ich was die Thematik angeht schon ziemlicher Hardliner bin und RB für mich schon so ziemlich alles Schlechte im Fußball verkörpert.
Aber man stelle sich mal vor man lebt in Leipzig. Einer Stadt die an sich ne ziemliche Fußballhistorie hat. Man hat dort keinen Stammverein, weil man dazu entweder zu jung ist, man mit Oberliga oder Regionalliga einfach nicht so viel anfangen kann, oder einem Lok und Chemie einfach zu "extrem" sind auf eine gewisse Weise. Und dann spielt sich da plötzlich ne Mannschaft in deiner Stadt in den Vordergrund, spielt 1. Liga, Champions League, Real und Liverpool sind zu Gast, man hat gegen den FC Bayern und Dortmund ne Chance und schlägt die teilweise, spielt objektiv sicher teilweise auch guten Fußball.. find ich jetzt auch nicht sooo unverständlich, dass man da dann mal hingeht oder das irgendwie gut findet.
Also nochmal, mein Ding wie ich Fußball versteht und lebe und wie ich v.a. zum Thema "Fan-Sein" stehe ist es absolut nicht. Aber ich bin halt auch seit ich 5 Jahre alt bin Fan von einem der größten Chaosvereine des Landes, bei dem man sicher auch nochmal ne andere Bindung bekommt als bei nem Verein bei dems immer gut läuft. Mit Vereinen wie 60, Schalke, Nürnberg, Stuttgart, Bochum, Bielefeld, Lautern, Essen und etlichen weiteren macht man Dinge durch die einen so krass an den Verein schweißen, dass man dann vieles andere irgendwie belächelt und nicht 100% ernst nehmen kann.
Aber wenn ich mich davon ein wenig frei mache, dann kann ich manche Dinge zumindest teilweise schon nachvollziehen.

Natürlich gibt es auch andere Fälle. Und da fallen mir tatsächlich dann viele Leute aus meiner Jugendzeit in München ein, die tatsächlich das ganze Jahr kein Fußball geschaut haben, aber dann ab CL-Viertelfinale und Spieltag 29 plötzlich alle im Bayerntrikot rumgelaufen sind. Das ist dann natürlich nochmal was anderes und das würde ich dann auch unter "Erfolgsfan" kategorisieren. Wobei ich da wieder am Ausgangspunkt wäre und sagen würde, dass es sogar viel mehr "Erfolgsfußballinteressierte" sind als "Fußballfans".


Also ich würde Bayernfans und Anhänger des BVB (zumindest die jüngeren Fans) schon als Erfolgsfans ansehen, denn wären sie auch Fans, wenn es den Erfolg nicht geben würde? Ich selbst bin HSV-Fan und wir haben seit Jahren keinen Erfolg mehr gehabt. Als ich Jugendlicher war, waren wir in einem Europapokalhalbfinale, diese Saison ist die fünfte Zweitligasaison in Folge. Ich muss gestehen: Letzte Saison wollte ich nach der verpatzten Relegation mein Dasein als HSV-Fan beenden, doch nach einem Gespräch mit einer Bekannten (sie ist Sympathisantin oder Fan von Arminia Bielefeld) habe ich mich entschieden, HSV-Fan zu bleiben. Denke, dass es auch gut so ist, denn wenn man HSVer ist, dann bleibt man es auch. Dieser Verein passt zu mir als Menschen.

Also war der HSV erfolgreich, als du Fan wurdest. Würdest du dann sagen, dass du als Erfolgsfan angefangen hast?

Nein, denn Erfolgsfan wäre ich gewesen, hätte ich den HSV verlassen, als die Zeiten, als man oben mitspielte, vorbei waren. Ich will mal sehen, ob die Bayernfans ihrem Verein treu bleiben würden, wenn ihr Verein gegen den Abstieg spielen würde. Aber den Standpunkt von @Savarez03 und @beneg60 kann ich schon nachvollziehen.
Ab wann ist man ein Erfolgsfan? |#118
23.12.2022 - 18:42 Uhr
Zitat von HSV_Rangers
Zitat von SyAbleman

Zitat von HSV_Rangers

Zitat von beneg60

Ich sehe das Thema mittlerweile deutlich differenzierter als ich das lange Zeit getan habe.

Ich denke nämlich, dass man erstmal definieren und unterscheiden müsste ab wann man "Fan" ist und wann man "nur" Fußballinteressierter ist. Vermutlich müsste man sogar unterscheiden zwischen "Fußballfan" und "Vereinsfan".

Ich glaube zum Umdenken hat mich der Bruder meiner Lebenspartnerin gebracht.
Der ist Fußballinteressiert, vermutlich sogar Fußballfan. Aber er, Mitte/Ende 20, verfolgt den Fußball erst seit ein paar Jahren (3 bis 4 oder so). Davor hatte er mit Fußball nicht wirklich viel am Hut. Er tut das intensiv und als ich vor ein paar Wochen mit ihm beim Fußball und danach was essen war war ich auch überrascht darüber wie viel Ahnung er trotz seiner eher kurzen "Fußballhistorie" hat. Ich habe ihn dann mal gefragt mit welchem Verein er denn sympathisiert und er hat Eintracht Frankfurt genannt. Natürlich müsste man da sofort hellhörig werden, da die Eintracht aktuell "in" und zudem so erfolgreich wie seit Ewigkeiten nicht mehr ist. Vor ein paar Jahren hätte ich das vermutlich auch noch belächelt und nicht wirklich ernst genommen. Er schaut aber einfach die Spiele gerne. Er sagt z.B. auch ganz klar, dass er Spiele vom FC Bayern teilweise gut anzuschauen findet. Da sträubt sich mir als 60er eigentlich sofort alles und ich bekomme einen halben Würgreiz. tongue
Aber wieso eigentlich nicht?
Vermutlich ist es sogar so, dass uns als jahrzehntelangen Vereinsfans im Laufe der Zeit teilweise ein bisschen etwas abhanden kommt. Wir haben mittlerweile einen oftmals zu verkrampften Blick auf den Fußball und darauf was man jetzt gut und cool finden "darf" und was nicht. Vielleicht fehlt teilweise der Blick auf das Spiel an sich? Jetzt nicht, dass ich das ändern wollen würde. Ich habe meine Meinung, speziell zum FC Bayern, aber eben auch zum "großen Fußball" mit Premier League, Barca, Real, PSG, etc. Das sehe ich alles absolut kritisch und halte das auch für richtig und will und werde das nicht ablegen.
Mittlerweile ist es so, dass wenn ich entspannt wirklich nur Fußball schauen will, dann gehe ich zur Regional. oder Oberliga oder noch weiter unten. Weil ich da unvoreingenommen bin und mich auf das Spiel an sich konzentrieren kann.
Vielleicht haben einige Leute, die noch nicht so tief drin sind wie wir, bzw. die dieses extreme Vereinsfan-Ding nicht haben, diesen Blick teilweise auch noch auf den Profifußball und denken nicht bei jedem CL-Spiel, dass man das eigentlich nicht mehr schaun darf, haben nicht zu jedem Verein der 1. bis 3. Liga irgendnen Grund warum man den jetzt eigentlich nicht mehr mögen darf ("die haben ja über 3 Ecken ne Fanfreundschaft mit dem und dem Verein" oder "bei denen hatte ich auswärts mal Probleme in der Straßenbahn", etc.).

Der Bruder meiner Freundin hat das übrigens auch ganz klar so gesagt. Ihm fehlt dieses wirkliche "Fan-Ding". Er findet es faszinierend, aber er kann es (noch) nicht nachfühlen. Und dann ist es vermutlich sogar irgendwie logisch, dass man mit Vereinen sympathisiert, die aktuell guten Fußball spielen oder irgendetwas ausstrahlen. Und tatsächlich würde ich ihn auch als sehr kritischen Menschen ansehen, der auch Dinge wie FIFA und Kommerz im Fußball hinterfragt. Aber er ist da noch lange nicht an dem Punkt an dem ich es bin, und das ist denke ich auch in Ordnung so.

Anderes Beispiel ist RB Leipzig. Und mir fällt es wirklich schwer die folgenden Zeilen zu schreiben, weil ich was die Thematik angeht schon ziemlicher Hardliner bin und RB für mich schon so ziemlich alles Schlechte im Fußball verkörpert.
Aber man stelle sich mal vor man lebt in Leipzig. Einer Stadt die an sich ne ziemliche Fußballhistorie hat. Man hat dort keinen Stammverein, weil man dazu entweder zu jung ist, man mit Oberliga oder Regionalliga einfach nicht so viel anfangen kann, oder einem Lok und Chemie einfach zu "extrem" sind auf eine gewisse Weise. Und dann spielt sich da plötzlich ne Mannschaft in deiner Stadt in den Vordergrund, spielt 1. Liga, Champions League, Real und Liverpool sind zu Gast, man hat gegen den FC Bayern und Dortmund ne Chance und schlägt die teilweise, spielt objektiv sicher teilweise auch guten Fußball.. find ich jetzt auch nicht sooo unverständlich, dass man da dann mal hingeht oder das irgendwie gut findet.
Also nochmal, mein Ding wie ich Fußball versteht und lebe und wie ich v.a. zum Thema "Fan-Sein" stehe ist es absolut nicht. Aber ich bin halt auch seit ich 5 Jahre alt bin Fan von einem der größten Chaosvereine des Landes, bei dem man sicher auch nochmal ne andere Bindung bekommt als bei nem Verein bei dems immer gut läuft. Mit Vereinen wie 60, Schalke, Nürnberg, Stuttgart, Bochum, Bielefeld, Lautern, Essen und etlichen weiteren macht man Dinge durch die einen so krass an den Verein schweißen, dass man dann vieles andere irgendwie belächelt und nicht 100% ernst nehmen kann.
Aber wenn ich mich davon ein wenig frei mache, dann kann ich manche Dinge zumindest teilweise schon nachvollziehen.

Natürlich gibt es auch andere Fälle. Und da fallen mir tatsächlich dann viele Leute aus meiner Jugendzeit in München ein, die tatsächlich das ganze Jahr kein Fußball geschaut haben, aber dann ab CL-Viertelfinale und Spieltag 29 plötzlich alle im Bayerntrikot rumgelaufen sind. Das ist dann natürlich nochmal was anderes und das würde ich dann auch unter "Erfolgsfan" kategorisieren. Wobei ich da wieder am Ausgangspunkt wäre und sagen würde, dass es sogar viel mehr "Erfolgsfußballinteressierte" sind als "Fußballfans".


Also ich würde Bayernfans und Anhänger des BVB (zumindest die jüngeren Fans) schon als Erfolgsfans ansehen, denn wären sie auch Fans, wenn es den Erfolg nicht geben würde? Ich selbst bin HSV-Fan und wir haben seit Jahren keinen Erfolg mehr gehabt. Als ich Jugendlicher war, waren wir in einem Europapokalhalbfinale, diese Saison ist die fünfte Zweitligasaison in Folge. Ich muss gestehen: Letzte Saison wollte ich nach der verpatzten Relegation mein Dasein als HSV-Fan beenden, doch nach einem Gespräch mit einer Bekannten (sie ist Sympathisantin oder Fan von Arminia Bielefeld) habe ich mich entschieden, HSV-Fan zu bleiben. Denke, dass es auch gut so ist, denn wenn man HSVer ist, dann bleibt man es auch. Dieser Verein passt zu mir als Menschen.

Also war der HSV erfolgreich, als du Fan wurdest. Würdest du dann sagen, dass du als Erfolgsfan angefangen hast?

Nein, denn Erfolgsfan wäre ich gewesen, hätte ich den HSV verlassen, als die Zeiten, als man oben mitspielte, vorbei waren. Ich will mal sehen, ob die Bayernfans ihrem Verein treu bleiben würden, wenn ihr Verein gegen den Abstieg spielen würde. Aber den Standpunkt von @Savarez03 und @beneg60 kann ich schon nachvollziehen.

Wie kannst du dann jüngeren BVB-Fans unterstellen, dass sie alle Erfolgsfans sind, wenn du gar nicht wissen kannst, wie sie sich im Misserfolgsfall verhalten würden?
DAher frage ich ja auch, ob du aös Erfolgsfan angefangen hast.

•     •     •

Werder!

"Der Bush war mal ein Guter. Der war einer von uns. Der hat gesoffen und den Wehrdienst verweigert." (Hagen Rether)

"Living is easy with eyes closed." (Strawberry Fields Forever)

Wie viele Gitarristen braucht man, um Wonderwall zu spielen?
Anscheinend alle.
Ab wann ist man ein Erfolgsfan? |#119
23.12.2022 - 19:24 Uhr
Zitat von SyAbleman
Zitat von HSV_Rangers

Zitat von SyAbleman

Zitat von HSV_Rangers

Zitat von beneg60

Ich sehe das Thema mittlerweile deutlich differenzierter als ich das lange Zeit getan habe.

Ich denke nämlich, dass man erstmal definieren und unterscheiden müsste ab wann man "Fan" ist und wann man "nur" Fußballinteressierter ist. Vermutlich müsste man sogar unterscheiden zwischen "Fußballfan" und "Vereinsfan".

Ich glaube zum Umdenken hat mich der Bruder meiner Lebenspartnerin gebracht.
Der ist Fußballinteressiert, vermutlich sogar Fußballfan. Aber er, Mitte/Ende 20, verfolgt den Fußball erst seit ein paar Jahren (3 bis 4 oder so). Davor hatte er mit Fußball nicht wirklich viel am Hut. Er tut das intensiv und als ich vor ein paar Wochen mit ihm beim Fußball und danach was essen war war ich auch überrascht darüber wie viel Ahnung er trotz seiner eher kurzen "Fußballhistorie" hat. Ich habe ihn dann mal gefragt mit welchem Verein er denn sympathisiert und er hat Eintracht Frankfurt genannt. Natürlich müsste man da sofort hellhörig werden, da die Eintracht aktuell "in" und zudem so erfolgreich wie seit Ewigkeiten nicht mehr ist. Vor ein paar Jahren hätte ich das vermutlich auch noch belächelt und nicht wirklich ernst genommen. Er schaut aber einfach die Spiele gerne. Er sagt z.B. auch ganz klar, dass er Spiele vom FC Bayern teilweise gut anzuschauen findet. Da sträubt sich mir als 60er eigentlich sofort alles und ich bekomme einen halben Würgreiz. tongue
Aber wieso eigentlich nicht?
Vermutlich ist es sogar so, dass uns als jahrzehntelangen Vereinsfans im Laufe der Zeit teilweise ein bisschen etwas abhanden kommt. Wir haben mittlerweile einen oftmals zu verkrampften Blick auf den Fußball und darauf was man jetzt gut und cool finden "darf" und was nicht. Vielleicht fehlt teilweise der Blick auf das Spiel an sich? Jetzt nicht, dass ich das ändern wollen würde. Ich habe meine Meinung, speziell zum FC Bayern, aber eben auch zum "großen Fußball" mit Premier League, Barca, Real, PSG, etc. Das sehe ich alles absolut kritisch und halte das auch für richtig und will und werde das nicht ablegen.
Mittlerweile ist es so, dass wenn ich entspannt wirklich nur Fußball schauen will, dann gehe ich zur Regional. oder Oberliga oder noch weiter unten. Weil ich da unvoreingenommen bin und mich auf das Spiel an sich konzentrieren kann.
Vielleicht haben einige Leute, die noch nicht so tief drin sind wie wir, bzw. die dieses extreme Vereinsfan-Ding nicht haben, diesen Blick teilweise auch noch auf den Profifußball und denken nicht bei jedem CL-Spiel, dass man das eigentlich nicht mehr schaun darf, haben nicht zu jedem Verein der 1. bis 3. Liga irgendnen Grund warum man den jetzt eigentlich nicht mehr mögen darf ("die haben ja über 3 Ecken ne Fanfreundschaft mit dem und dem Verein" oder "bei denen hatte ich auswärts mal Probleme in der Straßenbahn", etc.).

Der Bruder meiner Freundin hat das übrigens auch ganz klar so gesagt. Ihm fehlt dieses wirkliche "Fan-Ding". Er findet es faszinierend, aber er kann es (noch) nicht nachfühlen. Und dann ist es vermutlich sogar irgendwie logisch, dass man mit Vereinen sympathisiert, die aktuell guten Fußball spielen oder irgendetwas ausstrahlen. Und tatsächlich würde ich ihn auch als sehr kritischen Menschen ansehen, der auch Dinge wie FIFA und Kommerz im Fußball hinterfragt. Aber er ist da noch lange nicht an dem Punkt an dem ich es bin, und das ist denke ich auch in Ordnung so.

Anderes Beispiel ist RB Leipzig. Und mir fällt es wirklich schwer die folgenden Zeilen zu schreiben, weil ich was die Thematik angeht schon ziemlicher Hardliner bin und RB für mich schon so ziemlich alles Schlechte im Fußball verkörpert.
Aber man stelle sich mal vor man lebt in Leipzig. Einer Stadt die an sich ne ziemliche Fußballhistorie hat. Man hat dort keinen Stammverein, weil man dazu entweder zu jung ist, man mit Oberliga oder Regionalliga einfach nicht so viel anfangen kann, oder einem Lok und Chemie einfach zu "extrem" sind auf eine gewisse Weise. Und dann spielt sich da plötzlich ne Mannschaft in deiner Stadt in den Vordergrund, spielt 1. Liga, Champions League, Real und Liverpool sind zu Gast, man hat gegen den FC Bayern und Dortmund ne Chance und schlägt die teilweise, spielt objektiv sicher teilweise auch guten Fußball.. find ich jetzt auch nicht sooo unverständlich, dass man da dann mal hingeht oder das irgendwie gut findet.
Also nochmal, mein Ding wie ich Fußball versteht und lebe und wie ich v.a. zum Thema "Fan-Sein" stehe ist es absolut nicht. Aber ich bin halt auch seit ich 5 Jahre alt bin Fan von einem der größten Chaosvereine des Landes, bei dem man sicher auch nochmal ne andere Bindung bekommt als bei nem Verein bei dems immer gut läuft. Mit Vereinen wie 60, Schalke, Nürnberg, Stuttgart, Bochum, Bielefeld, Lautern, Essen und etlichen weiteren macht man Dinge durch die einen so krass an den Verein schweißen, dass man dann vieles andere irgendwie belächelt und nicht 100% ernst nehmen kann.
Aber wenn ich mich davon ein wenig frei mache, dann kann ich manche Dinge zumindest teilweise schon nachvollziehen.

Natürlich gibt es auch andere Fälle. Und da fallen mir tatsächlich dann viele Leute aus meiner Jugendzeit in München ein, die tatsächlich das ganze Jahr kein Fußball geschaut haben, aber dann ab CL-Viertelfinale und Spieltag 29 plötzlich alle im Bayerntrikot rumgelaufen sind. Das ist dann natürlich nochmal was anderes und das würde ich dann auch unter "Erfolgsfan" kategorisieren. Wobei ich da wieder am Ausgangspunkt wäre und sagen würde, dass es sogar viel mehr "Erfolgsfußballinteressierte" sind als "Fußballfans".


Also ich würde Bayernfans und Anhänger des BVB (zumindest die jüngeren Fans) schon als Erfolgsfans ansehen, denn wären sie auch Fans, wenn es den Erfolg nicht geben würde? Ich selbst bin HSV-Fan und wir haben seit Jahren keinen Erfolg mehr gehabt. Als ich Jugendlicher war, waren wir in einem Europapokalhalbfinale, diese Saison ist die fünfte Zweitligasaison in Folge. Ich muss gestehen: Letzte Saison wollte ich nach der verpatzten Relegation mein Dasein als HSV-Fan beenden, doch nach einem Gespräch mit einer Bekannten (sie ist Sympathisantin oder Fan von Arminia Bielefeld) habe ich mich entschieden, HSV-Fan zu bleiben. Denke, dass es auch gut so ist, denn wenn man HSVer ist, dann bleibt man es auch. Dieser Verein passt zu mir als Menschen.

Also war der HSV erfolgreich, als du Fan wurdest. Würdest du dann sagen, dass du als Erfolgsfan angefangen hast?

Nein, denn Erfolgsfan wäre ich gewesen, hätte ich den HSV verlassen, als die Zeiten, als man oben mitspielte, vorbei waren. Ich will mal sehen, ob die Bayernfans ihrem Verein treu bleiben würden, wenn ihr Verein gegen den Abstieg spielen würde. Aber den Standpunkt von @Savarez03 und @beneg60 kann ich schon nachvollziehen.

Wie kannst du dann jüngeren BVB-Fans unterstellen, dass sie alle Erfolgsfans sind, wenn du gar nicht wissen kannst, wie sie sich im Misserfolgsfall verhalten würden?
DAher frage ich ja auch, ob du aös Erfolgsfan angefangen hast.

Stimmt, so hätte ich das nicht sagen dürfen. Aber Zweifel bleiben. Ich bitte daher Savarez um Verzeihung. Wollte nur anhand von mir selbst mal beschreiben, was ein Erfolgsfan ist.
Ab wann ist man ein Erfolgsfan? |#120
25.12.2022 - 18:54 Uhr
Zitat von beneg60
Ich sehe das Thema mittlerweile deutlich differenzierter als ich das lange Zeit getan habe.

Ich denke nämlich, dass man erstmal definieren und unterscheiden müsste ab wann man "Fan" ist und wann man "nur" Fußballinteressierter ist. Vermutlich müsste man sogar unterscheiden zwischen "Fußballfan" und "Vereinsfan".

Ich glaube zum Umdenken hat mich der Bruder meiner Lebenspartnerin gebracht.
Der ist Fußballinteressiert, vermutlich sogar Fußballfan. Aber er, Mitte/Ende 20, verfolgt den Fußball erst seit ein paar Jahren (3 bis 4 oder so). Davor hatte er mit Fußball nicht wirklich viel am Hut. Er tut das intensiv und als ich vor ein paar Wochen mit ihm beim Fußball und danach was essen war war ich auch überrascht darüber wie viel Ahnung er trotz seiner eher kurzen "Fußballhistorie" hat. Ich habe ihn dann mal gefragt mit welchem Verein er denn sympathisiert und er hat Eintracht Frankfurt genannt. Natürlich müsste man da sofort hellhörig werden, da die Eintracht aktuell "in" und zudem so erfolgreich wie seit Ewigkeiten nicht mehr ist. Vor ein paar Jahren hätte ich das vermutlich auch noch belächelt und nicht wirklich ernst genommen. Er schaut aber einfach die Spiele gerne. Er sagt z.B. auch ganz klar, dass er Spiele vom FC Bayern teilweise gut anzuschauen findet. Da sträubt sich mir als 60er eigentlich sofort alles und ich bekomme einen halben Würgreiz. tongue
Aber wieso eigentlich nicht?
Vermutlich ist es sogar so, dass uns als jahrzehntelangen Vereinsfans im Laufe der Zeit teilweise ein bisschen etwas abhanden kommt. Wir haben mittlerweile einen oftmals zu verkrampften Blick auf den Fußball und darauf was man jetzt gut und cool finden "darf" und was nicht. Vielleicht fehlt teilweise der Blick auf das Spiel an sich? Jetzt nicht, dass ich das ändern wollen würde. Ich habe meine Meinung, speziell zum FC Bayern, aber eben auch zum "großen Fußball" mit Premier League, Barca, Real, PSG, etc. Das sehe ich alles absolut kritisch und halte das auch für richtig und will und werde das nicht ablegen.
Mittlerweile ist es so, dass wenn ich entspannt wirklich nur Fußball schauen will, dann gehe ich zur Regional. oder Oberliga oder noch weiter unten. Weil ich da unvoreingenommen bin und mich auf das Spiel an sich konzentrieren kann.
Vielleicht haben einige Leute, die noch nicht so tief drin sind wie wir, bzw. die dieses extreme Vereinsfan-Ding nicht haben, diesen Blick teilweise auch noch auf den Profifußball und denken nicht bei jedem CL-Spiel, dass man das eigentlich nicht mehr schaun darf, haben nicht zu jedem Verein der 1. bis 3. Liga irgendnen Grund warum man den jetzt eigentlich nicht mehr mögen darf ("die haben ja über 3 Ecken ne Fanfreundschaft mit dem und dem Verein" oder "bei denen hatte ich auswärts mal Probleme in der Straßenbahn", etc.).

Der Bruder meiner Freundin hat das übrigens auch ganz klar so gesagt. Ihm fehlt dieses wirkliche "Fan-Ding". Er findet es faszinierend, aber er kann es (noch) nicht nachfühlen. Und dann ist es vermutlich sogar irgendwie logisch, dass man mit Vereinen sympathisiert, die aktuell guten Fußball spielen oder irgendetwas ausstrahlen. Und tatsächlich würde ich ihn auch als sehr kritischen Menschen ansehen, der auch Dinge wie FIFA und Kommerz im Fußball hinterfragt. Aber er ist da noch lange nicht an dem Punkt an dem ich es bin, und das ist denke ich auch in Ordnung so.

Anderes Beispiel ist RB Leipzig. Und mir fällt es wirklich schwer die folgenden Zeilen zu schreiben, weil ich was die Thematik angeht schon ziemlicher Hardliner bin und RB für mich schon so ziemlich alles Schlechte im Fußball verkörpert.
Aber man stelle sich mal vor man lebt in Leipzig. Einer Stadt die an sich ne ziemliche Fußballhistorie hat. Man hat dort keinen Stammverein, weil man dazu entweder zu jung ist, man mit Oberliga oder Regionalliga einfach nicht so viel anfangen kann, oder einem Lok und Chemie einfach zu "extrem" sind auf eine gewisse Weise. Und dann spielt sich da plötzlich ne Mannschaft in deiner Stadt in den Vordergrund, spielt 1. Liga, Champions League, Real und Liverpool sind zu Gast, man hat gegen den FC Bayern und Dortmund ne Chance und schlägt die teilweise, spielt objektiv sicher teilweise auch guten Fußball.. find ich jetzt auch nicht sooo unverständlich, dass man da dann mal hingeht oder das irgendwie gut findet.
Also nochmal, mein Ding wie ich Fußball versteht und lebe und wie ich v.a. zum Thema "Fan-Sein" stehe ist es absolut nicht. Aber ich bin halt auch seit ich 5 Jahre alt bin Fan von einem der größten Chaosvereine des Landes, bei dem man sicher auch nochmal ne andere Bindung bekommt als bei nem Verein bei dems immer gut läuft. Mit Vereinen wie 60, Schalke, Nürnberg, Stuttgart, Bochum, Bielefeld, Lautern, Essen und etlichen weiteren macht man Dinge durch die einen so krass an den Verein schweißen, dass man dann vieles andere irgendwie belächelt und nicht 100% ernst nehmen kann.
Aber wenn ich mich davon ein wenig frei mache, dann kann ich manche Dinge zumindest teilweise schon nachvollziehen.

Natürlich gibt es auch andere Fälle. Und da fallen mir tatsächlich dann viele Leute aus meiner Jugendzeit in München ein, die tatsächlich das ganze Jahr kein Fußball geschaut haben, aber dann ab CL-Viertelfinale und Spieltag 29 plötzlich alle im Bayerntrikot rumgelaufen sind. Das ist dann natürlich nochmal was anderes und das würde ich dann auch unter "Erfolgsfan" kategorisieren. Wobei ich da wieder am Ausgangspunkt wäre und sagen würde, dass es sogar viel mehr "Erfolgsfußballinteressierte" sind als "Fußballfans".



Reduziert auf die Frage:
"Warum finde ich Verein XY deutlich besser als alle anderen?"

weil sie
- ... erfolgreich sind und ich mich in ihrem Glanz sonne?
- ... schönen Fußball spielen?
- ... zufälligerweise dort angesiedelt sind wo ich wohne?
- ... ich den Spieler A gaaaanz toll finde?
- ... häufig im Fernsehen sind?
- ... ich da im Stadion die Sau rauslassen kann?
- ... mein Papa, Opa das auch schon waren?
- ... ich in der Schule verhauen würde, wäre ich es nicht?
- ... alle meine Kumpels es sind?
- ... sie das schönste Trikot haben?
- ... weiß auch nicht, hab mich einfach verliebt und komme nicht mehr los?
- ...
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