Mit einem überzeugenden 4:0-Sieg gegen die Sportfreunde aus Ricklingen startete die Fanz-Elf um die Torschützen Kreso Kovacec, Otto Addo, Gerald Asamoah und Jens Rasiejewski in die neue Spielzeit. 10.200 Zuschauer sahen den gelungenen Auftakt im Niedersachsenstadion. Insbesondere die Stadtderbys gegen Ricklingen und Arminia Hannover versprachen dem Klub in Sachen Zuschauerzahlen positive Ergebnisse - hinzu kamen vermeintlich attraktive Gegner wie der VfL Osnabrück, Lübeck oder Oldenburg. Während man auswärts für die gegnerischen Fans oft das Saison-Highlight verkörperte, sank der Zuschauerschnitt in Hannover gegenüber der Vorsaison von 10.436 auf 8.117. Die mit 4.065 geringste Besucherzahl verzeichnete Hannover 96 beim 6:3-Heimsieg gegen Norderstedt Ende November. Für die jungen Spieler stellten die wenig klangvollen Gegnernamen wie Hasetal-Herzlake, Eintracht Nordhorn oder SV Wilhelmshaven in Kombination mit den geringen Zuschauerzahlen jedoch keine Motivationsprobleme da, wie Fabian Ernst berichtet:
„Für mich als 18-Jähriger war das trotzdem einfach nur geil, im Niedersachsenstadion für Hannover 96 aufzulaufen. Auch wenn vielleicht nur 5.000 Zuschauer zu den Spielen gekommen sind, für mich war das ein absoluter Traum und ein Riesenerlebnis. Ich saß mit jungen Jahren draußen auf der Tribüne, als Fan auf der Holzbank… Für mich war es eine Ehre, das Trikot der ersten Mannschaft zu tragen. Und das gemeinsam mit vielen Kollegen, die man schon Ewigkeiten aus der Jugend kennt… Das hat unheimlich viel Spaß gemacht.“
Bis zum 14. Spieltag ließ Hannover 96 nur beim Auswärtsspiel in Osnabrück einen Punkt liegen. Der den verletzten Jörg Sievers vertretende 18-jährige Raphael Schäfer erwischte an der Bremer Brücke einen verbrauchten Tag, Jens Rasiewski und Carsten Linke wandelten einen 0:2-Rückstand noch in ein Remis um.
Der bis heute höchste Punktspielsieg der Vereinshistorie gelang der Mannschaft am 9. Spieltag, als man den späteren Absteiger Göttingen 05 vor 5.048 Zuschauern im Niedersachsenstadion mit 10:0 abfertigte. Innenverteidiger Carsten Linke erzielte dabei einen Dreierpack, Hecking (2x, Kovacec (2x), Milovanovic, Addo und Asamoah trugen sich ebenfalls in die Torschützenliste ein.
Zusammenfassung des 10:0:
Otto Addo erinnert sich: „Wenn man zum Beispiel 10:0 gegen Göttingen gewinnt, dann denkst Du Dir auch: Okay… (lacht) Gerade als junger Spieler neigt man dann vielleicht mal dazu, den Gegner zu unterschätzen. Aber da haben dann Kollegen wie Linke oder Hecking und natürlich auch Reinhold Fanz und Franz Gerber dafür gesorgt, dass man ganz, ganz schnell wieder auf dem Boden war…“ (lacht)
Trainer Fanz wusste damals wie heute um die Gefahren und Auswirkungen, welche die sportliche Dominanz der Roten in seinem Kader mit sich bringen konnte: „Insbesondere bei solchen Spielen wie gegen Göttingen oder Hasetal gehört es für einen Trainer natürlich dazu, dass man immer genau hinschaut und deutlich warnt, wenn sich ein Spieler vielleicht mal hängen lässt, oder nicht ganz so motiviert scheint. Wenn da einer nicht mitgezogen hätte, dann wäre der auch draußen gewesen. Ohne Druck geht es nicht… Und wir haben das Rückspiel in Göttingen auch nur 3:0 gewonnen, glaube ich – das war ein ganz enges Spiel!“
Tatsächlich erfuhr das Team Ende Oktober in der Liga die erste Schwächephase, als man aus vier aufeinander folgenden Partien nur einen Sieg (5:1 gegen Werder Bremen Amateure) einfahren konnte. Dem Unentschieden beim Tabellensechsten in Oldenburg (1:1) folgte das 1:1 vor 27.364 Zuschauern im Spitzenspiel gegen Braunschweig. Das Duell wurde erstmals im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen, 770.000 Menschen fieberten laut Angaben des übertragenden Senders N3 mit und erlebten, wie die frühe Führung durch Vladan Milovanovic vom Ex-Hannoveraner Marko Dehne in der zweiten Hälfte ausgeglichen wurde. Das anschließende Remis beim heutigen Kreisligisten in Herzlake bedeutete für 96 zugleich den Verlust der Tabellenführung sowie die Herbstmeisterschaft für Eintracht Braunschweig.