„Ich bin traurig und enttäuscht“
Reaktion auf Rubiales‘ Rede: Betis-Stürmer Iglesias tritt aus Spaniens Nationalelf zurück
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15 Tore erzielte Stürmer Borja Iglesias in der vergangenen Saison für Real Betis und war damit der zweitbeste spanische Torschütze in LaLiga hinter Joselu, der 16-mal einnetzte. Im Verlauf der Spielzeit wurde der 30-Jährige auch deshalb zweimal für die spanische Nationalmannschaft berufen und kam dabei zweimal zum Einsatz. Weitere Länderspiele werden für Iglesias vorerst nicht dazukommen. Der Torjäger erklärte seinen Rücktritt aus der Seleccion, um ein Zeichen gegen Verbandspräsident Luis Rubiales zu setzen.
Der 46-Jährige hatte zuvor in einer denkwürdigen Rede seinen eigenen Rücktritt als Konsequenz für übergriffiges Verhalten im Rahmen der WM-Siegerehrung der spanischen Frauen-Nationalelf gegenüber Jennifer Hermoso abgelehnt. Rubiales hatte die 33 Jahre alte Fußballerin nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft auf den Mund geküsst und danach gesagt, dass dies „ohne kranke Intention in einem Moment maximaler Überschwänglichkeit passiert“ (zitiert via „SID“) sei. Am Freitag sagte der Funktionär u.a.: „Ich trete nicht zurück. Ich werde kämpfen bis zum Ende.“
Die Empörung sei Teil eines „falschen Feminismus“ und er sei das Opfer: „Hier geht es nicht um Gerechtigkeit, sondern um eine soziale Hinrichtung.“ Rubiales bot zudem Nationaltrainer Jorge Vilda öffentlich eine Vertragsverlängerung an. Dieser steht seit gut einem Jahr selbst in der Kritik, zwischenzeitlich wollten 15 Spielerinnen nicht mehr unter ihm spielen. Vilda soll seine Mannschaft u.a. dazu genötigt haben, Hotelzimmer unabgeschlossen zu lassen, um diese unangekündigt kontrollieren zu können. Auch an seiner sportlichen Arbeit gab es Kritik.
Im Sozialen Medium „X“ (früher Twitter) schrieb Betis-Stürmer Iglesias: „Ich bin traurig und enttäuscht. Als Fußballer und als Mensch fühle ich mich durch das, was heute in der Ciudad del Fútbol de Las Rozas passiert ist, nicht repräsentiert.“ Das Tragen des spanischen Nationaltrikots sei „eines der großartigsten Dinge, die mir in meiner Karriere passiert sind. Ich weiß nicht, ob ich irgendwann wieder eine Option sein werde, aber ich habe die Entscheidung getroffen, nicht in die Nationalmannschaft zurückzukehren, bis sich die Dinge ändern und solche Taten nicht ungestraft bleiben. Für einen gerechteren, menschlicheren und anständigeren Fußball.“
Kritik an Rubiales auch von Casillas, Putellas, Ministerpräsident Sánchez & Co.
Hermoso sprangen neben Iglesias weitere sowohl männliche als auch weibliche (Ex-)Profis und Vereine aus LaLiga zur Seite. Die spanische Torwartlegende Iker Casillas schrieb in Bezug auf Rubiales‘ Rede: „Eine Peinlichkeit.“ Und David de Gea meinte: „Meine Ohren bluten.“ Deutlicher wurde Weltfußballerin Alexia Putellas: „Es ist nicht akzeptabel. Das war's. Ich stehe hinter Dir, Jennifer Hermoso.“ Ob sie mit diesen Worten ebenfalls ihren Rücktritt erklärte, blieb offen.
Gegen Rubiales laufen nach dem übergriffigen Verhalten mehrere Verfahren, u.a. auch bei der FIFA. „Die FIFA bekräftigt ihr uneingeschränktes Bekenntnis zur Achtung der Integrität aller Personen und verurteilt deshalb jedes gegenteilige Verhalten aufs Schärfste“, hieß es in einem Statement des Weltverbandes. Auch die spanische Sportbehörde „CSD“ will gegen Rubiales vorgehen, deren Leiter Victor Francos schrieb: „Wir werden handeln, wir haben alle Mechanismen aktiviert, um die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen.“ Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez bezeichnete die vorangegangene Entschuldigung des Verbandspräsident als „unzureichend“. Auch der seinerseits streitbare Chef des spanischen Ligaverbandes, Javier Tebas, schoss scharf gegen Rubiales. Dass die beiden kein gutes Verhältnis zueinander pflegen, ist bekannt.
Am Montag hatte Rubiales in einer Videobotschaft des RFEF gesagt: „Es gibt eine Sache, die ich bedauere, und zwar das, was zwischen mir und einer Spielerin passiert ist, zu der ich eine großartige Beziehung unterhalte. Da habe ich wahrscheinlich einen Fehler gemacht.“ Hermoso selbst hatte kurz nach dem Vorfall gesagt, dass der Kuss von Rubiales nicht abgesprochen gewesen war: „Hat mir nicht gefallen.“ In einem schriftlichen Statement hieß es danach in ihrem Namen: „Es war eine ganz spontane gegenseitige Geste aufgrund der großen Freude über den Gewinn einer Weltmeisterschaft. Der ‚Präsi‘ und ich haben ein großartiges Verhältnis zueinander.“
Am Donnerstag wiederum forderte Hermoso in einer Mitteilung der Spielerinnengewerkschaft „Futpro“ Konsequenzen, dass der spanische Verband „die Rechte unserer Spielerinnen schützen und beispielhafte Maßnahmen ergreifen“ solle.
