Schlechter Ruf der Werksklubs

19.09.2011 - 23:03 Uhr
Moderationshinweis
Immer, wenn über sogenannte "Klubs ohne Tradition" (z.B Hoffenheim) geredet wird, so werden dann immer fälschlicherweise Bayer 04 Leverkusen und der VfL Wolfsburg in denselben Topf hineingeschmissen.

Warum eigentlich ???

Ich meine: Auch wenn sie 100%ige Tochtergesellschaften der jeweiligen Konzerne sind, so sind es trotzdem Sportvereine, die durch sportliche Leistung dass Recht erworben haben, in der Bundesliga aktiv zu sein.

Wäre gut, wenn hier beide Seiten (Pro und Contra) ihre Meinung begründen würden.

Dieser Beitrag wurde zuletzt von Tobster am 21.02.2014 um 23:48 Uhr bearbeitet
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Schlechter Ruf der Werksklubs |#1
20.09.2011 - 17:46 Uhr
Zitat von montechristo:
Bayer 04 wurde sogar vom Bayer-Konzern als Fußballteam gegründet.


Falsch, die Arbeiter des Bayer-Werks wollten Sport betreiben und schrieben daher einen Brief an die Konzernleitung bzw ich kopier einfach mal einen älteren Kommentar von mir hierher, der auch mit dem Thema und unserer Geschichte zu tun hat.Kann natürlich ein WOB-Anhänger auch machen.

Es gibt natürlich keinen Zweifel daran, dass uns Bayer Geld gibt und wir ohne dieses Geld auch sicher kein Meisterschaftskandidat wären.Aber beginnen wir doch am Anfang:Im Gegensatz zu den anderen Plastikvereinen ist bei uns NIE jemand eingestiegen.Die Bayer-Arbeiter wollten lediglich einen betriebseigenen Sportverein haben, wie es damals in Deutschland üblich war.

Zitat
Mit einem Brief an die Direktion des Bayer Werkes, damals noch „Farbenfabriken vormals Friedrich Bayer & Co.“ genannt, fing alles an. Im Februar 1903 stellte der ehemalige Turnwart des Wuppertaler Turngaues Wilhelm Hausschild in einem Schreiben mit Unterschriften von 170 Mitarbeitern bei den Verantwortlichen des heutigen Weltkonzerns den Antrag auf Gründung eines Turn- und Spielvereins.

Am 1. Juli 1904 wurde daraufhin einer der frühesten deutschen Werkssportvereine überhaupt, der Turn- und Spielverein der Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. abgekürzt TuS 04, ins Leben gerufen.


http://www.bayer04.de/B04-DEU/de/_site_index.aspx

Daran ist sicherlich nichts verwerflich, Arbeiter wollen natürlich auch Sport machen, was soll man da kritisieren:

Zitat
Wenige Jahre später, im Mai 1936, zierte erstmals das Bayer-Kreuz die Spieler-Trikots. Es löste den Bergischen Löwen als Vereinsemblem ab.

Die Bayer-Elf trug es im Aufstiegsspiel gegen Solingen 95 aus Verbundenheit zu dem Unternehmen, für das sie arbeiteten, und stieg in die zweithöchste deutsche Spielklasse auf.


http://www.bayer04.de/B04-DEU/de/_site_index.aspx

Man stieg also OHNE finanzielle Hilfe(wird ja immer kritisiert, aber die gabs 1936 ja sicherlich noch nicht) in die zweithöchste Liga auf, dazu trug man das Bayer-Kreuz NICHT aus Geldgründen auf dem Trikot, sondern aus Verbundenheit.Daher ist das Bayer-Kreuz im Logo auch Tradition, ein Leverkusen würde es ohne Bayer in dieser Form nicht geben.

1951 stieg man schon in die höchste deutsche Spielklasse auf, auch dies geschah ohne finanzielle Hilfen(war ja zu dieser Zeit auch kaum möglich/kam in Frage).Zwar stieg man einige Jahre später wieder ab, jedoch gelang 1962 der Wiederaufstieg in die Oberliga West.Man spielte also bei Bundesligagründung 1963 genauso hoch wie Köln, Dortmund, Preußen Münster, Schalke und der Meidericher SV (MSV Duisburg).

Zitat
Bayer 04 spielte fortan in der Regionalliga, stets mit dem Ziel, den Sprung in die Bundesliga zu schaffen. 1968 war es dann fast soweit.

In einem „Herzschlagfinale“ am letzten Spieltag wurde Leverkusen zwar vor den späteren Bundesligisten Rot-Weiß Essen und Rot-Weiß Oberhausen Meister der Regionalliga West, scheiterte jedoch in der späteren Aufstiegsrunde zur Bundesliga durch ein 1:1 sowie eine 1:2 Niederlage an den Offenbacher Kickers. Diesem „Fast-Aufstieg“ folgten wechselhafte Jahre in der Regionalliga.


http://www.bayer04.de/B04-DEU/de/_site_index.aspx

1979 schaffte man es endlich: Man stieg als Meister der 2. Bundesliga Nord in die Bundesliga auf, jedoch kämpfte man in den darauffolgen Jahren immer gegen Abstieg und konnte 81/82 nur in der Relegation gegen die Kickers aus Offenbach den Abstieg abwenden.Ab 1985 etablierte man sich dann schon in der oberen Tabellenhälfte, 1988 war das Jahr des legendären Uefa-Cup-Sieges.Im Hinspiel hatte man 0:3 bei Espanyol Barcelona verloren, keiner glaubte noch an einen Sieg.Doch mit einer unglaublichen Leistung stand es 3:0 für Leverkusen nach 90 Minuten.Nachdem auch in der Verlängerung keine Entscheidung gefallen war, gewann man in einem packeneden Elfmeterschießen und holte den Sieg.Die Stimmung wurde damals von einem Spieler, der davor bei Schalke gespielte hatte, als die beste seiner Karriere beschrieben.1990 kamen dann die "Ost-Spieler" zu uns, unter anderem eine unserer Legenden: Ulf Kirsten.Dieser schoss auch das 1:0 im Pokalfinale 1993 gegen Hertha BSC, was uns den zweiten Titel der Vereinsgeschichte bescherte.In der Saison 95/96 folgte der bisher vorletzte Abstiegskrimi unserer Vereinsgeschichte, am letzten Spieltag rettete Markus Münch kurz vor Schluss das Unentschieden und wir waren sicher.Lautern musste dagegen in die 2.Liga, jeder Fußball-Fan erinnert sich bestimmt an die Szene von Völler und Brehme.

Zitat
Nach der verkorksten Saison 1995/96 wurde Christoph Daum, der bereits Erfolge mit dem 1. FC Köln, dem VfB Stuttgart und dem türkischen Verein Beşiktaş Istanbul vorzuweisen hatte, als Cheftrainer verpflichtet. Er änderte das Spielsystem und ließ fortan technisch hochwertigen Offensivfußball praktizieren, was zum Erfolg führte. Leverkusen wurde mit zwei Punkten Rückstand auf den FC Bayern München Vizemeister. Dies sollte in der Ära Daum noch zwei weitere Male gelingen, nämlich 1999 und 2000. Unter Daum stießen bekannte Spieler wie Emerson, Zé Roberto und Michael Ballack zum Verein.


http://de.wikipedia.org/wiki/Bayer_04_Leverkusen

01/02 folgte dann die Triple-Vize-Saison, in der wir entgültig zu Vizekusen wurden.02/03 stiegen wir fast ab, es war also für jeden Fan eine Achterbahn-Fahrt.Danach etablierten wir uns wieder oben und sind mittlerweile wieder einer der Top-Clubs in Deutschland, dazu einer der beliebtesten Vereine in Deutschland, da wir seriös wirtschaften, auf junge Spieler setzen und für hervorragenden Fußball stehen.

Bayer zahlt mittlerweile "nur" noch 17 Millionen € an uns, darunter fallen jedoch alle Gelder wie Stadionname, Sponsoring usw.Jedoch hat der Verein Bayer Leverkusen einen Werbewert von 150 Millionen €, daher sind die 17 Millionen wohl sehr gut angelegtes Geld.Für unseren Stadionumbau benötigten wir einen Kredit zu guten Konditionen von der Bayer AG, jedoch müssen wir diesen zu 100 % zurückzahlen.

Das Thema wurde auch im BVB-Forum behandelt:

http://bvb-forum.de/index.php?mode=thread&id=271994&entry=271994

Zitat von Kevin249:
Ich studiere Sportmanagement und wir hatten das Thema Bayer 04 vor ein paar Monaten.

Bevor hier andere Quatsch erzählen:

Bayer steck jedes Jahr aktuell 17 Millionen in die Fußball GmbH.

Unser Studiengang hat ermittelt, dass wenn es die AG im Hintergrund nicht geben würde Leverkusen aktuell locker "überleben" würde. Effektiv würde sie ca. 3 Millionen / Jahr weniger einnehmen!

Warum? Durch die AG bekommt Bayer 04 viel weniger Sponsoren Gelder, kann den Stadionnamen nicht selber vermarkten etc.


Wegen den ca. 20 Mio minus jedes Jahr: Bayer 04 finanziert den Stadionumbau (ca. 106 Mio) in nur 7 Jahren!


Sprich: Wenn sich die AG irgendwann mal zurückziehen sollte, kann der Verein locker alleine sehr, sehr gut überleben!


Auch das bekannte Thema Zuschauerzuspruch spricht er kurz an:

Zitat von Kevin249:
Naja...

Ein Studiengang mit knapp 90 Leuten und 3 Professoren haben wohl weniger Ahnung als ihr...

PS: Wir hatten übrigens Zahlen zu Sponsoring, Bayer Zuzahlung etc. von Bayer 04 bekommen...


Ein Beispiel an die ganzen "Füchse" hier:


Borussia hat 600.000 Fans

Bayer hat 100.000 Fans

Also 6x mal so viele


Bayer hat 30.000 im Stadion.

Borussia hat 80.000 im Stadion.

Also 2,66 so viele.


Relevant ist aber (fast) nur der Wert, der ins Stadion geht!

Die Massen, die bei uns auswärts fahren sind für den Verein finanziell total unrelevant. Merchandising macht weniger aus, als man denkt.

PS: Bayer Uuerdingen kann man in der heutigen Zeit nicht vergleichen.

•     •     •

1. Juli 1904: Gründung des Turn-und Spielvereins der Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co.

Seit 1936: Bayer-Kreuz auf der Brust

Seit dem erstmaligen Aufstieg in die 3. Liga 1931:
7 Jahre in der 3.Liga - 35 Jahre in der 2.Liga - 47 Jahre in der 1.Liga

Bayer & OFC 1981 - Uefa Cup Sieg 1988 - Pokalsieg 1993 - Meister 20??

Beitrag kann Sarkasmus enthalten!
Schlechter Ruf der Werksklubs |#2
20.09.2011 - 21:11 Uhr
Ich will mal ein paar Thesen nennen, die ich aus meiner subjektiven Sicht für wahr halte:

-Gesprächsthema im Rheinland sind (in dieser Reihenfolge) der FC, Gladbach, andere Großclubs (S04, BVB, Bayern), Leverkusen. Wer das bewisen haben will, muss sich nur einmal täglich die Titelblätter des Express anschauen

-Leverkusen hat eine stetig steigende Fanbasis, gerade jüngere Leute haben im Rheinland vermehrt Leverkusen als Lieblingsverein, was vor allem an den Erfolgen seit Ende der 90er liegt

-Die Fanbasis von Leverkusen ist trotz allem noch deutlich geringer als die des FC; das lässt sich aber nur bedingt aus den Heimspielzahlen ablesen (Bsp: Rostock hat in Nordostdeutschland eine Riesenfanbasis, aber nur einen durchschnittlichen Zuschauierschnitt; Augsburgs Stadion ist gut ausgelastet, obwohl die Fanbasis sehr klein ist)

-Ohne Bayergeld wäre Leverkusen mittel- bis langfristig ein Mittelklasseclub, der, wenn einmal abgestiegen, durchaus Gefahr liefe, ziemlich abzurutschen.

-Die (auch bei mir vorhandene) Antipathie der Kölner gegen Leverkusen begründet sich durchaus darin, dass Leverkusener kölschen Karneval feiern und Kölsch trinken und das halbe Team in Köln lebt und man sich als Fan des Fußballclubs der Stadt Köln trotzdem Schmähungen und Spott anhören muss. Überspitzt gesagt: der Leverkusener nimmt die guten Seiten Kölns wie selbstverständlich für sich ein, hat aber für diejenigen, die auch die weniger schönen Seiten leben (Fans eines chaotischen und wenig erfolgreichen Vereins) nur Hohn übrig. Als FC-Fan denkt man sich sozusagen: aha, Kölner Bier und Kölner Feste sind euch gut genug, der Kölner Fußball aber nicht...

- Eine Identifikation mit der Stadt Köln ist auch für Nichtkölner oft gegeben, wie man sich allerdings mit der Stadt Leverkusen (und dem dazugehörigen Dax-Konzern) identifizieren kann, wenn man nicht gerade dort geboren ist, ist schwer zu verstehen.

Wie gesagt, meine subjektive Sicht der Dinge.......

•     •     •

Die einfachen Lösungen sind selten die besten.....

Dieser Beitrag wurde zuletzt von Tuenn am 20.09.2011 um 21:13 Uhr bearbeitet
Schlechter Ruf der Werksklubs |#3
21.09.2011 - 20:28 Uhr
Zitat von HSV_PSG:

Werksverein zu sein ist auch alles andere als schlecht. Der Verein wurde als solcher gegründet. Und das, weil die Arbeiter (sendeten einen Brief an die Konzernleitung) eine Leidenschaft für den Fußball hatten.


Ein toller Kommentar!
Nur weil manche meinen zu müssen Werksvereine das Fußballspielen absprechen zu müssen, heißt das noch lange nicht, das dem auch so ist. Manche Vereine haben sich aus Leuten zusammengesetzt, die bei der Post, Polizei oder Soldaten/Fliegerstaffel waren und manche wurden noch am Stammtisch gegründet. Bei einem Verein wie Bayer Leverkusen waren es eben Leute die dort beschäftigt waren und liebendgern Fußball zocken wollten und der Konzern hat sie dabei unterstützt, also ein super Vorhaben. Leute die damals in der Zeche malocht haben, so wie die Schalker, hatten nunmal nicht so einen Fürsprecher im Rücken, so dass es z.Bsp. heute kein RAG Schalke gibt. Aber auch sie wollten einfach nur Fußball spielen und so wie es sich heute entwickelt hat, damit hat damals noch keiner gerechnet. Also für mich steht fest, einen allgemein "schlechten Ruf" bei Werksklubs gibt es nicht, höchstens ein schlechtes Ruf gemache.

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Vereine: Inter Mailand und Lazio Rom
Spieler: Nagatomo, Kagawa und Uchida
Schlechter Ruf der Werksklubs |#4
23.09.2011 - 19:12 Uhr
@ Flambo

Natürliche Bundesligastandorte?! Kenne diesen Begriff ja noch gar nicht. Erklär mir den bitte doch einmal und wenn du schon dabei bist kannst du ja auch gleich mal argumetieren, warum Leverkusen keiner dieser Standorte ist.

Andere Frage: wo liegt dein Problem, wenn die 2.Liga atraktiver wird als die erste und wie soll es bitteschön dazu kommen? Wobei, stopp. Kann ich mir ja denken. Leverkusen und Wolfsburg machen die Liga ja schon unaktraktiver. Lassen wir Hoffenheim da mal raus, das ist noch mal was anderes. Übrigens scheinen das viele hier immer noch nicht zu verstehen! Du gehörst wahrscheinlich auch zu denen die den Untergang Fussballdeutschlands voraussagen mit 1.Liga Klubs wie Coca Cola Dortmund oder FC Früh Kölsch Köln. Korregiere mich, wenn es nicht das war, was du damit ausdrücken wolltest.

Ich möchte dir gerne zu meiner Ansicht etwas klarstellen. Ein solches Szenario würde auch bei mir den Spaß an der Bundesliga mindern. Allerdings halte ich sowas für sehr weit hergeholt. Aber jetzt das eigentliche. Ein möglicher Verein "Coca Cola Dortmund", ein Verein TSG Hoffenheim, ein Produkt RB Leipzig sind alle bei weiten nicht mit Bayer Leverkusen zu vergleichen. Und jetz kommt der Hammer für dich. Leverkusen bereichert die Bundesliga, gehört schon sehr lange dazu und wäre um ein Haar BL-Gründungsmitglied. Würde mich interessieren, ob das bei so machen die Einstellung ändern würde, wenn die Geschichte anders gelaufen wäre.

Abschleißend greif ich ich schon mal vorweg. Ich bezeichne Leverkusen als "natürlichen Bundesligastandort" unter der Vorrausetzung, dass ich deinen Begriff richtig interpretiere. Denn dieser wunderbare Fussballclub hat sich durch das Verlangen von Menschen nach diesem Sport gegründet, hat einen natürlichen ohne Finanzspritzen begünstigten Weg in die 1.Liga Deutschlands beschritten und ist mit den Leuten aus der Stadt so stark verbunden und so wichtig.

•     •     •

Es ist und bleibt die stärkste Fanfreundschaft Deutschlands. Den einen der Rhein, den anderen der Main.

Bayer und der OFC since 1981 !!
Schlechter Ruf der Werksklubs |#5
24.09.2011 - 13:18 Uhr
Warum wundert es Anhänger von Werksclubs eigentlich, dass ein (großer?) Teil der Fans von Nicht-Werksclubs diese Form der finanziellen Unterstützung nicht sympathisch findet, bzw. daraus einen schlechten Ruf ableitet?

Die Wahrnehmung von Leverkusen wäre vielleicht eine andere, wenn der Verein tatsächlich Gründungsmitglied der Bundesliga gewesen wäre, das wird allerdings nicht mehr geklärt werden.

Man kann aber wohl behaupten, dass ein Großteil der Vorbehalte im Ausmaß der finanziellen Unterstützung liegt. Als Fan eines anderen Vereins hat man den Eindruck, hier wirds einem anderen leichter gemacht, unschöner ausgedrückt, hier wird jemand übervorteilt. Die Beschaffenheit der Standorte Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim stützt zudem die Annahme, dass ohne die jeweilige Unterstützung die Clubs langfristig Probleme bekommen würden, ihren aktuellen Erfolg zu bestätigen.

Da ist es dann auch erstmal egal, wie künstlich das Gesamtprodukt ist, was in meinen Augen der Grund für das Zusammenwerfen von z.B. Hoffenheim und Leverkusen ist.

Da färbt dann schon mal die Nachricht der heftigen Nachfinanzierung in Hoffenheim auf Leverkusen ab.
Oder aber Leverkusen entscheidet sich, mit dem Image als Werksclub auf selbstironische Weise zu kokettieren, s. Werkselfkampagne.
Man kann doch im (hoch-)emotialen Umfeld 'Fußballfans' nicht erwarten, dass einem dieser Spaß Sympathien einbringt, bzw. den Ruf aufbessert. Es muss ja zulässig sein, dieses als Arroganz aufzufassen. Bayern München trägt ja auch keine T-Shirts mit der Aufschrift "Leistungsträger-der-Konkurrenz-Käufer".
Da kann man doch nicht ernsthaft glauben, dass das außerhalb des Vereins unter Fans auf wohlwollende Reaktionen trifft. Ich mach das jetzt beispielhaft an einem Punkt fest, denke aber, dass das stellvertretend steht.

Genauso, wie leidenschaftliche Werksclubanhänger für sich immer die gleiche emotionale Verbundenheit zu ihrem Verein beanspruchen (völlig zu Recht, natürlich) und sich von den "nur" Fußballinteressierten im eigenen Umfeld absetzen, müssen diese doch auch sehen, dass zusätzliche finanzielle Unterstützung in kaum mehr marktgerechtem Ausmaß andernorts zu (mindestens) emotionalen Irritationen führt. Und so entsteht doch ein Ruf, oder..?

Man müsste mal flächendeckend umfragen, ob Hoffenheim oder Leverkusen als moderne, erfolgsorientierte und klug wirtschaftende Fußballvereine mit verstärktem Interesse an einheimischen Talenten wahrgenommen werden, oder halt nicht.

Als FC-Fan habe ich zwar eine Ahnung, wie die Umfrage ausfallen würde, woher die rührt, dürfte allerdings auch klar sein.

•     •     •

Konzentration
"Alle Laptop."
Schlechter Ruf der Werksklubs |#6
03.10.2011 - 11:54 Uhr
Zitat von djt1990:
Es geht hier darum, dass alle Werksklubs ein Imageproblem haben und woran das liegt.


Ein Imageproblem liegt aber nicht vor. Der normale Fußball-Fan findet uns sympathischer als den Eff Zäh. Ein Imageproblem haben Hoffenheim und RB Leipzig, aber wir sicher nicht.

Zitat von djt1990:
Und das liegt nun mal daran, dass ein Werksklub unglaubliche finanzielle Moeglichkeiten hat und das sie eher weniger verwurzelt ist als die Vereine drumherum.


Unglaubliche finanzielle Möglichkeiten? Sieht man ja an unserer Transferpolitik. Da holt Leverkusen ja schon seit Jahren nur fertige Spieler statt Talente, die sich weiterentwickeln.

Und praktisch jeder Verein hat/hatte einen Gönner. Das Stadion wurde manchen Vereinen komplett geschenkt, bei Sanierungen unter die Arme gegriffen oder die Stadt/Land muss dann eben den Verein retten.

Weniger verwurzelt? Lies dir mal besser die Geschichte unseres Vereins und unserer Stadt durch.

Zitat von djt1990:
Sprich die Leute gehen lieber nach Duesseldorf oder Koeln, um sich beim Spiel nen Krampf abzuholen, als nach Leverkusen attraktiven Fußball zu sehen.


:D

Stimmt schon, Spiele von uns schonen die Nerven weil wir eigentlich immer das Spiel locker runterspielen. ;)

Die Leute gehen einfach in ihre eigene Stadt zum Fußball schauen. Und wenn man da die Einwohner vergleicht, versteht man auch ein bisschen die Zusammenhänge. Übrigens: Wie hat es denn Düsseldorf als damaliger Viertligist geschafft, eine Esprit-Arena zu bauen? Da wird doch nicht jemand investiert haben oder?

Zitat von djt1990:
Wieso ist das so?
Das Argument mit den Erfolgen lass ich so nicht gelten, denn Leverkusen spielt bald seit 2 jahrzenten regelmaeßig mit.


15 Jahre und der Zuschauerzuspruch steigt konstant an während auf der anderen Rheinseite von den letzten 21 Heimspielen(diese und letzte Saison) 8 ausverkauft waren. Eins davon übrigens gegen uns, bei dem über 5000 Leverkusen-Fans dabei waren und übereinstimmend eine gute Stimmung gemacht haben. Dieses Jahr waren in Leverkusen übrigens 4000-4500 Eff-Zeh-Fans zu Gast. Eine tolle Entwicklung für eine Stadt mit 160.000 Einwohnern im Vergleich zur Millionenstadt.

Das Argument Erfolg:

Die 70er, WM im eigenen Lande und der Fußball boomt. Wer holt die Meisterschaften?

70, 71, 75, 76, 77 Gladbach - 71, 72, 73 Bayern - 78 Eff Zeh - 79 HSV

Vereine, die jetzt über eine große Anhängerschar verfügen.

74 war die WM, 75-78 kommt der Meister aus der direkten Umgebung von Leverkusen während wir erst 79 in die Bundesliga aufsteigen. Natürlich wurde da der Großteil der Männer/Jugendlichen Gladbach-Fan oder eben Eff-Zeh-Fan. Wieso sollte man auch den lokalen Aufsteiger unterstützen, wenn man auch tollen Fußball ganz in der Nähe sehen kann? Dann gibt der Vater natürlich auch sein Fan-Erbe an den Sohn weiter, zumindest ist es so üblich und damit bleibt die Situation für Leverkusen schwierig. Dennoch wächst die Zahl eben konstant an, aber eben nicht so explosiv wie es manche hier erwarten. In 20 Jahren wird die Fan-Verteilung wieder anders aussehen, doch zu 99 % wird die Entwicklung positiv sein und Leverkusen immer mehr Fans anziehen.

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1. Juli 1904: Gründung des Turn-und Spielvereins der Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co.

Seit 1936: Bayer-Kreuz auf der Brust

Seit dem erstmaligen Aufstieg in die 3. Liga 1931:
7 Jahre in der 3.Liga - 35 Jahre in der 2.Liga - 47 Jahre in der 1.Liga

Bayer & OFC 1981 - Uefa Cup Sieg 1988 - Pokalsieg 1993 - Meister 20??

Beitrag kann Sarkasmus enthalten!
Schlechter Ruf der Werksklubs |#7
27.10.2011 - 15:58 Uhr
Zitat von Laumen:
Fußball ist für die Fans da


Nein, dies ist absolut falsch und meiner Meinung nach auch einer der Hauptgründe, weshalb Vereine mit "wenig" oder "ohne" Tradition von vielen Fans so negativ gesehen werden.

In einem anderen Thread war es meiner Erinnerung nach der User 'Wuldor', der sich gegen eine ähnliche These wandte.

Fußball ist natürlich nicht für die Fans da, sondern für den Sport selbst. Dies ist auch der Grund, weshalb Sportarten Begeisterung wecken: Menschen wollen in einem Wettstreit gegeneinander antreten. Daraus entwickelte sich eine Bewegung, ein Fußballverband und ein Volkssport. Aus vielen regionalen Amateurligen wurde eine Profiliga, welche sich in einer marktwirtschaftlich orientierten globalisierten Weltordnung immer weiter kommerzialisierte.

Aber Fußball weckt auch auf Amateurebene ebenso große Begeisterungen, auch viele andere Sportarten mit viel weniger Fanzuspruch tun dies.

Die Tatsache, dass Fußball der Publikumsmagnet Nummer eins in Deutschland und Europa ist, lässt dieses Geschäft zunächst bedeutender erscheinen als es ist.
Tatsächlich ist es weiterhin "nur" ein Sport, der allerdings von vielen weiteren (v.a. finanziellen, aber auch politischen und soziologischen) Faktoren beeinflusst wird.

"Stell dir vor es ist Fußball und keiner geht hin": Es würde sich trotzdem nichts am Sportsgeist selbst und damit am Sinn und Zweck dieses Sports ändern. Ohne Fans und ohne Konsum wäre natürlich zunächst einmal das Geld weg, was zur Folge hätte, dass auch das sportliche Niveau wieder drastisch fallen würde.
Der Wettkampf aber wird immer bleiben, ob er als Kreisliga oder als Weltmeisterschaft organisiert ist.

Dass nun einige Fans mit dem Finger auf andere Vereine mit weniger Tradition zeigen, zeigt vor allem, wie sehr heutzutage der Fan an der Nase herum geführt wird.
Etablierte Vereine mit großen Trophäenschränken und riesigen Stadien fürchten, dass ihre Vormachtstellung von unternehmerisch geschickten anderen Vereinen untergraben wird.

Dem Fan wird vorgegaukelt, dass traditionslose, geldgierige Eindringlinge die Liga unterwandern und die heile Traditionswelt aushölen wollen.

Wieso aber sollen marktwirtschaftlich erfolgreichere neue Klubs mit neuen Methoden (hier sei beispielsweise insbesondere das Scouting von Red Bull angesprochen) nicht das sportliche Niveau in Deutschland und damit die Qualität des Sports selbst verbessern?

Weil Traditionalisten fürchten, dass ihre Klubs auf Kosten dieser neuen etwas abgeben müssen.

Denn die heile Welt der Traditionsvereine will nichts vom Kuchen Bundesliga abgeben. So fürchten die Etablierten, dass sie zumindest sportlich langfristig von Emporkömmlingen abgedrängt werden und ihr Produkt damit langfristig an Attraktivität verlieren könnte.

Weshalb ist dem gemeinen Fan Tradition so wichtig?
Sie schafft eine Grundlage für eine Gemeinschaft. Das, worauf sich alle berufen und an das sich alle erinnern können. Sie grenzt ab von Neuem. Sie schafft ein "Wir-Gefühl", das die Massen auch in schlechten Zeiten zusammen stehen lässt.

Hier wird offensichtlich, dass Fußballtradition mit dem Begriff der Nationalstaaten eng verwandt zu sein scheint. Ähnlich wie globalisierungskritische Nationalisten versuchen auch Traditionalisten im Fußball (ich spreche hier von extremen Vertretern) das Unbekannte von außen, das die bekannte, heile und behagliche Welt zu zerstören versucht, als einen Feind des eigenen Systems zu erklären.

Dass es im Fußball wie in der Politik Menschen gibt, die dieses glauben, den Leuten auf den Leim gehen, die dieses propagieren, spricht für die Leichtgläubigkeit, Beeinflussbarkeit und leider auch niedrige Intelligenz dieser Menschen.

Dies zeigt auch der Alltag der Bundesliga: da finden sich tausende Fans mehrere hundert Kilometer von der Heimat entfernt zusammen, um gegen einen Klubbesitzer eine abartige Beleidigungskampagne zu inszenieren, die die skrupellosen finanziellen Interessen dieser Person aufzeigen sollen.

Schaut man sich diesen Mob, diese Horde voller animalischer Gestik und Mimik an, fragt man sich, was aus dem Gedanken des Fußballs geworden ist.

Offenbar eine öffentlichkeitswirksame Plattform, die genutzt wird, um seinen egoistischen Motiven hinsichtlich der Vormachtstellung des eigenen Vereins und der damit verbundenen Subkultur ausdruck zu verleihen.
Schlechter Ruf der Werksklubs |#8
29.12.2011 - 20:19 Uhr
Ich finde, dass durch Werksklubs und Vereinen wie Hoffenheim und Konsorten die natürliche Rangordnung des Fußballes verloren geht. Das ist schädlich für den Fußball.

Der Fußball in seiner Form lebt von den Fans, die die Szene unterstützen. Fans machen einen Verein in seiner Größe, seinen finanziellen Volumen und seiner öffentlichen Warnehmnung aus. Das ist dann auch für Werbende von Bedeutung, deswegen dürfen beispielsweise auch Vereine wie Schalke 04 Millionen von Gazprom bekommen. Durch die größe der Fanszene ist das in Ordnung.

Kritisch wird es, wenn Vereine wie Wolfsburg und vorallem Hoffenheim dieses Verhältnis von
Fans = Geld auf den Kopf stellen. Von der eigentlichen Wirtschaftlichkeit haben diese Vereine nichts in der ersten Bundesliga verloren. Und wenn mit RB Leipzig bald der dritte Verein hochkommt, der dieses Grundverhältnis nicht liefern kann, wird die Bundesliga vorallem Fantechnisch darunter leiden. Noch dazu nehmen diese Vereine den normalen "Fahrstuhlvereinen", wie bsp. Bochum, einen weiteren Platze weg, sich in der ersten Liga zu etablieren.

Lösen kann man das Problem kaum, ledglich die Untersagung solcher neuen Firmenwerbeflächenvereinen muss mit aller Konsequenz durchgesetzt werden.

In der Hoffnung dass sich Hoppenheim bald aus der ersten verabschiedet, die Manager von VW ihr Geld lieber in einen Formel 1 Rennstall stecken, möglichst viele Leute von Red Bull Durchfall bekommen, die Leute bemerken wie uncool Bayer ist und sich künftige interessierte Firmenoberhaupte einen HSV, SVW, S04, BVB, VFB, FCB oder BMG Schal umbinden, anstatt einen neuen Verein zu gründen. Dem Fußball zum wohle.

Aufwachen, DFB! Noch haben wir keine spanische/italienische/englische Verhältnisse!

•     •     •

"Wenn Guardiola rülpst, riecht es nach Erbsen!"
Ich im Suff, auf mein Alkohlkonsum angesprochen
Schlechter Ruf der Werksklubs |#9
08.03.2013 - 11:14 Uhr
Ich finde es gut, dass es Werksclubs gibt und ich kann dieses schlechte Image der Clubs nicht verstehen. Vereine wie Leverkusen und Wolfsburg bringen immer wieder Top-Spieler in die Buli, sowie junge Talente die sich andere Clubs nie leisten könnten.
Schaut euch mal die Liste der Spieler an die Leverkusen und WOB in die Buli transferiert haben.
Ich schaue mir einen Diego, Lucio, Emerson, Juan, Dost, Martins, Zaccardo, Grafite, Dzeko etc. lieber an als solche ausgelutschten Profis wie es z.B. jetzt bei Fürth der Fall ist. So ein Asamoha, der hat in der Buli nichts mehr zu suchen. Außerdem ist der Zuschauerschnitt von Wob und Bayer dem von Mainz und Augsburg sehr ähnlich und viel höher als vom SCF und Fürth.
Leverkusen ist seit 79 in der Buli vertreten. Das sind 33 Jahre, also wenn die nicht in die Bundesliga gehören, wer dann. Wolfsburg schon über 15 Jahre. Wie gesagt ich habe lieber Werksclubs mit Geld, die immer frischen Wind in die Buli bringen, als graue Mäuse.
Außerdem profitieren auch die "ärmeren" Vereine von den Werksclubs. Wenn WOB auf Einkaufstour geht, dann freuen sich auch die anderen.

•     •     •

Marshall Murdock: "Rambo Sie können sich absolut sicher fühlen, weil Ihnen die am weitesten entwickelten Waffen der Welt zur Verfügung stehen."
Rambo: "Ich dachte immer der Verstand wäre die beste Waffe?"
Marshall Murdock: "Tja, Rambo die Zeiten ändern sich."
Rambo: "Ja, für manche Leute"

"Manchmal tue ich, was ich tun will. Ansonsten tue ich, was ich tun muss."
Schlechter Ruf der Werksklubs |#10
11.03.2013 - 16:57 Uhr
Zitat von Qualli:

Die Vereine spielen außer Leverkusen eher gegen den Abstieg als um einen Europapokalplatz. Daher verstehe ich die hysterische Kritik eines Watzkes nicht.
Zitat
BVB-Chef Watzke warnte in Düsseldorf vor dem Kollaps des Systems durch zu viele Werksclubs.


http://www.handelsblatt.com/sport/fussball/nachrichten/dortmund-chef-watzke-werksclubs-lassen-das-system-kollabieren/7806408.html


Die Kritik von Watzke ist doch ganz einfach. Ein anderer Verteilerschlüssel nach Zuschauern und Interessenten brächte Dortmund jede Menge Geld, da bedient man sich doch gern mal jeglicher Klischees in der Argumentation.

Das er damit jedem kleineren Verein ebenfalls das Wasser abgraben würde und jegliches gleichheitskonzept in der BL über bord wirft, kann ihm da doch egal sein.
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