Samstagabend. Flutlicht. Über 40.000 Zuschauer live dabei während zwei der traditionsreichsten und erfolgreichsten Vereine der deutschen Fußballgeschichte gegeneinander antreten. Klingt nach Bundesliga – aber für beide Vereine ist diese seit nun ungefähr einem Jahrzehnt mehr oder weniger Geschichte.
Der 1. FC Nürnberg weilt (mit einem kurzen Zwischenstopp, den man auf Platz 18 in Liga 1 beendete) seit dem Abstieg 2014 in der 2. Bundesliga, die meiste Zeit davon im (unteren) Tabellenmittelfeld. Auch die abgelaufene Saison verlief für die Franken sehr enttäuschend: Das Ziel war ein Abschluss im oberen Tabellendrittel, mit dem Aufstieg wurde vor der Saison geliebäugelt, am Ende stand man auf Platz 14.
Seitdem hat sich viel getan: zwei millionenschwere Abgänge, wobei wohl nur der von Duah, aufgrund der 12 Scorer letzte Saison, sportlich schmerzen wird. Lino Tempelmann, der letzte Saison jedes Spiel der Nürnberger bestritt, hat den Verein nach beendeter Leihe verlassen.
Auf der Seite der Neuzugänge ist insbesondere einer interessant, der dem FCK am Samstag keine Probleme bereiten wird: Ahmet Gürleyen, von Wiesbaden gekommen und vor seinem Platzverweis wohl bester Defensivmann der Franken, fehlt rotgesperrt! Eine weitere interessante Personalie ist das absolute Toptalent Uzun, das intern hochgezogen wurde. 3 Tore in 4 Spielen sind nicht nur für einen 17-Jährigen eine absolute Hausnummer.
Für viele, die unser Rückrundenspiel gegen Nürnberg verfolgt haben, dürfte beruhigend sein, dass Offensivmann Daehli noch verletzt ist – natürlich gute Besserung an dieser Stelle.
Auch auf dem Trainerstuhl hat sich was getan: Cristian Fiél, vorher U23 und Co-Trainer, hat die Führung übernommen. Dessen bisher einzige Station im Profifußball war bei Dresden und lief mit einem Punkteschnitt von 1,11 weniger erfolgreich, aber die bisherigen Ergebnisse vom Nürnberg sind ganz ordentlich:
Im Pokal ist man mehr als souverän weitergekommen, in der Liga stehen 7 von 12 möglichen Punkten zugute; allerdings: bisher waren 2 der 4 Ligagegner Aufsteiger aus der 3. Liga.
Nun also zu unserem glorreichen FCK:
Im Schatten der Rückrunde verlief der Saisonstart (zunächst) denkbar unglücklich. Eine eigentlich ordentliche Leistung gegen St Pauli machen wir uns durch zwei unfassbar individuelle Fehler selbst zunichte – positiv ist nach nun mehr 4 Spielen, dass wir nach wie vor die einzige Mannschaft der Liga sind, die gegen St Pauli getroffen hat
Das Spiel gegen Schalke setzte dem ganzen dann die Krone auf: zwei unnötige rote Karten, Ex-Lautrer Marius Müller, der wirklich alles gehalten hat, und die resultierende 0:3 Niederlage, die nach wie vor der einzige Sieg der Schalker ist. Meinem Empfinden nach, waren diese Spiele nicht repräsentativ für unsere Leistungsfähigkeit, aber aufgrund der punktemäßig sehr schlechten Rückrunde und der Statistik, die schlechteste 2.-Liga-Mannschaft im Jahr 2023 gewesen zu sein, war ordentlich Druck auf dem Kessel.
Diesen Druck hat man Dirk Schuster sowohl in Interviews als auch an der Seitenlinie angemerkt – aber er ist darunter nicht zerbrochen, sondern hat in den drei folgenden Spielen bewiesen, dass er nach wie vor der richtige Mann ist, um mit dieser Mannschaft (wenn‘s sein muss dreckig) zu punkten. Zuerst der souveräne Sieg im Pokal, dann ein Heimsieg gegen einen spielstarken Aufsteiger aus Elversberg und anschließend der definitiv verdiente Auswärtssieg gegen ballbesitzdominierende Paderborner. Positiv ist, dass wir in diesen beiden Siegen 5 Tore geschossen haben – negativ, dass wir im Gegenzug, trotz sehr guter Leistung von Krahl im Tor, 3 Gegentore kassiert haben. Mir persönlich würde ein Zu-Null-Sieg in der Liga mal wieder ganz gut schmecken, aber das Leben ist bekanntlich kein Wunschkonzert.
Zur Personalsituation: Im Vergleich zur letzten Saison ist der Konkurrenzkampf deutlich angefacht worden. Raschl, Ache, Puchacz haben es bislang bereits in die Startelf geschafft, Tachie konnte auch überzeugen, als er gegen Paderborn reinkam. Von Soldo und Aermu war bislang, aufgrund der späten Transfers, wenig zu sehen, aber ich kann mir vorstellen, dass beide gegen Nürnberg eine Rolle spielen werden. Fehlen wird wohl wieder Durm, der nicht am öffentlichen Training Dienstag teilgenommen hat. Ansonsten sind, zumindest stand jetzt, alle Spieler im Mannschaftstraining – Dirk Schuster kann also (fast) aus dem Vollen schöpfen.
Dass Aremu bereits ein Kandidat für die Startelf ist, halte ich für unwahrscheinlich. Schuster hat sich allerdings bislang sehr positiv über den Neuen geäußert, und vor allem seine Mentalität als Vorteil gegenüber Niehues hervorgehoben. Ich denke, es reicht für einen Einsatz von der Bank.
Kommen wir kurz zu dem ersten Thema, was die Gemüter diese und letzte Woche, sagen wir mal, erregt hat: Krahl oder Luthe? Bisherige Andeutungen von Dirk Schuster lassen darauf schließen, dass Luthe gegen Nürnberg wieder ins Tor zurückkehrt. Für mich klangen diese Andeutungen aber keineswegs nach einer endgültigen Entscheidung – warten wir mal ab, was am Samstag passiert. Es bleibt spannend.
Das andere heiß diskutierte Thema ist Klement. Gegen Paderborn nicht mal im Spieltagskader wurde bereits über einen möglichen Abgang des Spielmachers diskutiert, diese Möglichkeit wurde aber von Schuster dementiert. Klement scheint aktuell nicht in die Spielidee von Dirk Schuster zu passen und ich denke, dass er auch am Samstag keine große Rolle spielen wird.
Meine Vorfreude auf Samstag könnte kaum größer sein, und ich hoffe euch geht es ähnlich. Ich sehe uns leicht im Vorteil, auch weil bei uns kein Leistungsträger ausfällt.
Forza FCK!
Voraussichtliche Aufstellungen:
FCK: Luthe, Tomiak, Elvedi, Kraus, Puchacz, Zimmer, Niehues, Ritter, Raschl, Ache, Tachie
FCN: Mathenia, Lawrence, Horn, Brown, Gyamerah, Uzun, Loune, Duman, Okunuki, Hayashi, Schleimer
Dieser Beitrag wurde zuletzt von domatidi am 30.08.2023 um 15:23 Uhr bearbeitet